Kalt, mechanisch, trüb – die Außenwirkung der industriellen Arbeiterstadt Manchester ist nicht die beste, doch gerade diese karg wirkende Umgebung erzählt eine musikalische Märchengeschichte. Die Hauptprotagonisten darin heißen Theo Hutchcraft und Adam Anderson und firmieren seit 2009 unter dem Bandnamen Hurts. Das ein Jahr später erschienene Debütalbum "Happiness" chartete am europäischen Markt hoch, die Single-Auskoppelungen "Wonderful Life" und "Stay" wurden in den Radios auf und ab gespielt. Von bettelarmen Nachwuchsmusikern zu internationalen Topstars im Rekordtempo.
Dunkel, aber positiv
Nach ausgiebigen Touren haben sich Hurts letztes Jahr wieder ins Studio begeben, um mit "Exile" den lang erwarteten Nachfolger zu produzieren. Die Live-Auftritte sind dabei eingeflossen, wie Sänger Theo Hutchcraft im "Krone"-Interview verrät: "Das Album ist sehr dunkel, hat aber auch seine positiven Momente. Es spiegelt wider, wie wir uns die letzten drei Jahre gefühlt haben. Wir waren dauernd unterwegs und fühlten uns trotzdem irgendwie isoliert."
Erfolgsdruck verspürten die jungen Briten beim Aufnahmeprozess nicht. Vielmehr ist es dem Duo ein Anliegen, die Band kontinuierlich weiterzubringen und den Fans Material zu liefern, auf das sie auch wirklich stolz sein können.
Der radikale Aufstieg von 0 auf 100 ist aber auch bei Hutchcraft und Anderson nicht spurlos vorübergegangen. "Wir können uns noch gut an die Zeiten erinnern, wo wir nichts hatten. Aber natürlich hat sich unser Leben radikal geändert und wir mussten uns etwas anpassen. Ich sehe das alles als ein großes Abenteuer", erzählt Hutchcraft lachend.
Partytiere im feinen Zwirn
Das glamouröse Auftreten und die gute Kleidung sind ebenfalls den Anfangstagen samt Geldnot geschuldet. "Wir haben uns Anzüge gekauft, um uns gut zu fühlen. Das Gefühl zu haben, etwas wert zu sein. Obwohl wir kein Geld hatten, mussten wir bei den Plattenfirmen einen seriösen Eindruck hinterlassen."
Im Gegensatz dazu gelten Hurts auf Tour als absolute Partytiere, wo in der Gossip-Presse schon mal von Orgien und diversen Verletzungen die Rede ist. "Wir haben halt gerne Spaß", lacht Hutchcraft, "wir versuchen jeden Tag und jede Nacht zu genießen. Warum sollte ich den Spaß zwanghaft limitieren?"
Ob Hurts auch die Wiener Bars unsicher machen, wird sich spätestens am 27. März weisen, wo sie in der ausverkauften Wiener Arena konzertieren. "Wien ist so prachtvoll, es ist für mich ein 'Hurts-Platz'", lobt Hutchcraft die österreichische Bundeshauptstadt in den höchsten Tönen, "das Nachtleben hier ist ein Wahnsinn. Ich kann mich nie daran erinnern, wo ich war, aber es war immer lustig." Mit Wien verbindet den Sänger auch die Liebe und Wertschätzung für Kunst. "Ich war hier schon zweimal auf Urlaub und habe mir damals die Egon-Schiele-Kollektion angesehen. Auch das Schloss Belvedere fasziniert mich."
Klischeedenken unerwünscht
Hutchcraft schätzt vor allem den Stolz und die Erhabenheit Wiens. "Außerdem schützt und bewahrt die Stadt ihre Gebäude und Traditionen." Doch zum Songschreiben und Produzieren der warmen Hurts-Klänge ist Manchester halt doch noch das bessere Pflaster. Auch wenn Hutchcraft nichts mehr vom kalten, mechanischen oder trüben Manchester hören will: "Diese alten Klischees treffen heute nicht mehr zu."
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