"Der Jörg war immer sehr hilfsbereit und sehr nett - auch wenn er ab und zu Aussetzer hatte. Man kann doch von einem Menschen nicht nur schlecht reden", verteidigt seine direkte Nachbarin Jörg R.
Die zierliche Blondine holt tief Luft: "Ich mache mir solche Vorwürfe. Wenn ich doch bloß gewusst hätte, dass er seelische Probleme hat. Ich kann mir nicht verzeihen, dass ich in der Nacht, als die Schießerei losging, nicht versucht habe, mit ihm zu reden. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Aber als ich die Schüsse gehört habe, bin ich geflüchtet. Ich hatte zu viel Angst."
Auch den beiden Anrainerinnen Sabine B. (32) und Alma S. (24) setzte die Schießerei zu: "Es war richtig arg."
Unheimliche Todesserie verunsichert die Mieter
Das gewaltsame Ableben von Jörg R. war der dritte Todesfall in nur vier Tagen in dem Mehrparteienhaus, zählt Nachbarin Helga E. auf: "Am Montag starb ein Nachbar mit 53 Jahren an Krebs, am Dienstag die Frau eines Taxlers mit 50. Und jetzt das." E. hatte die Polizei gerufen, weil ihr Jörg R. mit lauter Rockmusik ständig das Leben schwermachte.
"Mit Stöcken bewaffnet auf Beamte losgestürmt"
Die Obduktion bestätigte, dass sich Jörg R. selbst erschoss. Warum er bei der Amtshandlung wegen Ruhestörung so durchdrehte, ist weiterhin unklar. Die ermittelnden Beamten tippen auf eine Psychose. Jörg R. soll mit zwei Stöcken bewaffnet sofort auf die Leondinger Sektorenstreife losgestürmt sein. Wie er sich der Dienstwaffe bemächtigen konnte, ist Gegenstand der intensiven polizeiinternen Ermittlungen, wie Polizeisprecher Adolf Wöss berichtet.
Einig ist man sich jedenfalls in Exekutivkreisen, dass dieser Amoklauf auch ganz anders enden hätte können. Die Ordnungshüter haben stets die Vorgabe, möglichst gewaltfrei zu agieren. In diesem Fall hätte das zwei Polizisten das Leben kosten können.
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