Landtagswahl in NÖ

Trotz Stronach-Antritt: Erwin Pröll hält die Absolute

Österreich
03.03.2013 20:55
Trotz des Antretens von Frank Stronach hat ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Wahl am Sonntag die absolute Mehrheit in Niederösterreich gehalten. Laut vorläufigem Endergebnis kam die Volkspartei auf 50,8 Prozent der Stimmen (-3,6 Prozentpunkte gegenüber der Wahl 2008), das Team Stronach erreichte auf Anhieb 9,8 Prozent. Klar verloren hat die SPÖ, die nur noch 21,6 Prozent schaffte (-3,9). Das Rennen um Platz vier entschied letztlich die FPÖ für sich, die bei 8,2 Prozent (-2,3) landete. Die Grünen kamen knapp dahinter auf 8,0 Prozent (+1,1).

Damit kommt die ÖVP im Landtag auf 30 Sitze (-1), die SPÖ nimmt 13 Sitze ein (-2). Das Team Stronach erreichte fünf Mandate, die Grünen konnten ihre vier Mandate halten. Durch den Verlust von zwei Landtagssitzen kommt auch die FPÖ nur mehr auf vier Mandate.

Die Ergebnisse aus den Bezirken und Gemeinden findest du in der Infobox!

Pröll als Sieger im "Match alle gegen einen"
"Im Match alle gegen einen" seien alle Mitbewerber gescheitert, meinte Landeshauptmann Pröll, als die erste Hochrechnung zur Wahl verkündet wurde. In Zeiten wie diesen die absolute Mehrheit - zum dritten Mal hintereinander - zu halten, sei einzigartig, so der ÖVP-Politiker in seinem Büro unter dem Jubel von Parteifreunden und Regierungsmitgliedern und im Blitzlichtgewitter zahlreicher Fotografen, denen er das Victory-Zeichen in die Kameras hielt - um dann seine Frau Sissy zu umarmen (siehe dazu auch Video in der Infobox).

ÖVP-Chef Michael Spindelegger sah im niederösterreichischen Ergebnis eine "Steilvorlage" fürs weitere Wahljahr. "Verlässlichkeit, Sicherheit, Stabilität - dafür steht Erwin Pröll", so der Bundespolitiker strahlend. Pröll sei eindrucksvoll bestätigt worden, und dieser Erfolg eine "Steilvorlage für uns", spielte Spindelegger auf die bevorstehenden Wahlen auf Landes- und Bundesebene an.

"Kein guter Tag" für die SPÖ
Günter Steindl, Landesgeschäftsführer der SPÖ, erklärte, dass "heute ganz sicher kein guter Tag für die Sozialdemokratie" sei. Landesparteiobmann Sepp Leitner bezeichnete die Verluste seiner Partei als "unerfreuliches Ergebnis". Vor Journalisten kündigte er an, dass die niederösterreichische SPÖ am Montag in den Parteigremien über mögliche Konsequenzen beraten werde. Leitner verwies allerdings darauf, dass die Sozialdemokratie trotz des schlechtesten Ergebnisses in der Geschichte weiterhin die zweitstärkste Partei in Niederösterreich sei.

Zumindest indirekt deutete allerdings Bundeskanzler Werner Faymann eine Neuaufstellung der niederösterreichischen Landespartei an. "Ich bin überzeugt, dass meine Freunde in Niederösterreich stark genug sind, sich gut aufzustellen", sagte Faymann im ORF. Furcht vor dem auf Anhieb starken Team Stronach habe er nicht, sagte Faymann: "Das zeigt ja nur, dass wir als Parteien, die im Staat Verantwortung haben, noch viel ernsthafter und mit viel mehr Engagement der Bevölkerung zeigen müssen, dass wir konstruktiv arbeiten." Stronach habe von "Proteststimmen" profitiert.

Team Stronach "überglücklich"
"Überglücklich" zeigte sich hingegen Ernest Gabmann junior, Landesgeschäftsführer des Team Stronach in Niederösterreich. Er verwies darauf, dass die Neo-Partei "ein beachtliches Ergebnis" erzielt habe. Das Team Stronach wolle nun seine Wirtschaftskompetenz im Landtag einbringen.

"In Niederösterreich ist das Team Stronach der überragende Wahlsieger, und die Pröll-ÖVP hat zum letzten Mal noch die Absolute halten können, in Stimmen aber schon massive Verluste erlitten. So wie Pröll sieht kein Sieger aus", kommentierte Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar die Wahlergebnisse sogar noch euphorischer.

Frank Stronach selbst nahm zu dem Ergebnis nicht Stellung, laut ORF gönne sich der Austro-Kanadier "eine Auszeit" und stehe daher am Wahltag für keine Termine zur Verfügung.

"Schmerzliche" Verluste für die FPÖ
Landesobfrau Barbara Rosenkranz bezeichnete die Verluste der FPÖ als "schmerzlich". Die Spitzenkandidatin gestand auch ein, dass die Wahlziele nicht erreicht worden seien. "Wir wollten die absolute Mehrheit der ÖVP brechen und stärker werden." Rosenkranz kündigte an, "mit der Landesgruppe die Lage und das Ergebnis diskutieren" zu wollen. Einen Termin dafür gebe es aber noch nicht.

Auch Martin Huber, Landesgeschäftsführer der FPÖ, gestand ein, das Wahlziel nicht erreicht zu haben. Die Freiheitlichen hätten jedoch ein "passables Ergebnis" erreicht. Sie wollten auch weiterhin "Sachpolitik zum Wohl der Bürger" machen.

Auch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache sah im Abschneiden seiner Partei kein "Optimalergebnis". Dennoch sei es aber das "viertbeste" in diesem Bundesland. "Es ist traurig für Niederösterreich, dass es nicht gelungen ist, die absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen", betonte Strache. Der Wahlkampf sei eine "Materialschlacht" gewesen und ein "inszeniertes Duell, wo wenig Platz übrig geblieben ist", konstatierte der FPÖ-Chef.

"Ein sonniger Tag" für die Grünen
Madeleine Petrovic zeigte sich "sehr froh" darüber, dass die Grünen zwischen der "männlichen Duellsituation" im Wahlkampf nicht aufgerieben wurden. Das habe sie früher bereits auf Bundesebene erlebt. Dass die Grünen sogar zulegen konnten, "grenzt da schon fast an ein Wunder", meinte sie. "Wir haben mit Themen gepunktet", verwies die Klubobfrau auf die Anliegen Förderung des öffentlichen Verkehrs (Forderung nach einem 365-Euro-Ticket) und Spekulationsverbot. Ein Wermutstropfen sei, dass die absolute ÖVP-Mehrheit nicht gebrochen werden konnte.

Thomas Huber, Landesgeschäftsführer der Grünen, bejubelte "das beste Ergebnis", das die Partei jemals im Land erzielt habe. Man sei geschlossen aufgetreten und habe den besten Wahlkampf geführt. "Es ist ein sonniger Tag heute."

Bundessprecherin Eva Glawischnig war trotz der geringen Zugewinne zufrieden. "Wir haben heute unser bisher bestes Ergebnis in Niederösterreich erzielt." Zugleich beklagte sie, der Plakatwahlkampf in Niederösterreich sei "Steuergeldvernichtung" gewesen.

ÖVP bei Frauen überdurchschnittlich stark
Laut SORA-Wahlanalyse zeigten sich die stärksten Unterschiede im Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen bei der ÖVP. Demnach stimmten 58 Prozent der wahlberechtigten Frauen für die Volkspartei, hingegen "nur" 44 Prozent der Männer. Traditionell überdurchschnittlich stark bei Männern war hingegen die FPÖ (zwölf Prozent). Auch die Wähler des Team Stronach waren überwiegend männlich (14 Prozent gegenüber fünf Prozent bei Frauen).

Das wichtigste Wahlmotiv für Anhänger der Volkspartei war, dass Pröll Landeshauptmann bleiben sollte: 90 Prozent der ÖVP-Wähler stimmten dieser Aussage sehr zu. Weitere wichtige Motive waren neben dem Spitzenkandidaten das Argument der Stabilität, die bisherige Arbeit der Partei und das Verteidigen der absoluten Mehrheit. Wähler der SPÖ entschieden sich vor allem aus Tradition und der Vertretung ihrer Interessen für diese Partei. Letzteres erwarteten sich auch die Wähler von der FPÖ besonders stark.

Die Interessensvertretung war auch bei den Grünen ein wichtiges Motiv, gemeinsam mit der Erwartung, dass die Partei für frischen Wind in Niederösterreich sorgen könnte und gleichzeitig Kontrolle ausüben sollte. Vier von fünf Team-Stronach-Wählern erhofften sich von der neuen Partei frischen Wind im Bundesland. Weiters war das Brechen der absoluten ÖVP-Mehrheit ein wichtiges Motiv für ihre Stimmabgabe. Dahinter folgte noch die Kontrolle von Missständen.

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