Beats und Rhythmen

Modestep brachten die Wiener Arena zum Kochen

Musik
01.03.2013 01:53
Harte Beats und starke Rhythmen hat es Donnerstagabend in der Wiener Arena zu bestaunen gegeben. Die britischen Senkrechtstarter und Electro-Musiker Modestep haben in Wien einmal mehr bewiesen, dass ihnen Stilgrenzen völlig fremd sind und der Sound der Moderne gnadenlos und offensichtlich aus Vergangenem klaut.
(Bild: kmm)

Man kann sie als die größte akustische Modeerscheinung des Jahrzehnts betrachten, man kann sich aber auch einfach nur fallen lassen und die Zeit genießen. Die Rede ist von der Musikrichtung Dubstep, die sich zwar bereits vor mehr als zehn Jahren in den tiefsten Undergroundclubs Londons verbreitet hat, aber vorwiegend durch weltweit erfolgreiche Megaseller wie Skrillex oder Deadmau5 in den globalen Mainstream rauschte.

Harte Beats statt Flanellhemd
In einer gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Wiener Arena bekommt man auch hierzulande einen kleinen Vorgeschmack auf die elektronische Spartenkunst, die mittlerweile in vielen europäischen Ländern ausverkaufte Festivals garantiert. Modestep nennt sich das junge Quartett aus der Musik-Metropole London und macht schon im Bandnamen klar, welche Stunde heute schlägt. Das Publikum ist jung, hip und urban. Rebellierte vor gut 20 Jahren Kurt Cobain mit Flanellhemd und drei Gitarrenakkorden gegen die Erwachsenen, das Erwachsenwerden und das Erwachsensein, reichen dafür anno 2013 prallende Beats, kräftige Loops und möglichst stark paralysierende Lichteffekte.

Das ist im Großen und Ganzen auch bei Modestep nicht anders. Von bewegenden Botschaften in den Songs ist keine Spur – auch die Musik fließt zu einem großen Teil aus dem Notebook, die Technik hat das Gefühl längst übermannt. Der Arena-Auftritt macht relativ schnell klar, dass sich die Briten nicht mit den ungeschriebenen Genre-Gesetzen abfinden, sondern mit einem echten Schlagzeug und einer stets in den Hard Rock abgleitenden Gitarre punkten. Die Mischung macht's eben. Dabei ist das erst unlängst erschienene Debütalbum "Evolution Theory" – trotz durchaus heller Momente – nur die Beifügung zu den wirklich wichtigen Bereichen der Liveshow. Gute Coversongs, viel Publikumsinteraktion und nicht unbescheiden vorgetragenes Tough-Guy-Gehabe.

Quer durch den Gemüsegarten
Das bedingungslos abgefeierte Bühnenquartett trumpft – frei nach dem Leitsatz "Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht" – vorwiegend mit einem tiefen Griff in die Musikgeschichte auf. So wird Max Romeos "Chase The Devil" genauso durch den elektronischen Fleischwolf gedreht, wie der Prodigy-Klassiker "Smack My Bitch Up", Neros Charthit "Promises" oder die sanfte Coldplay-Hymne "Paradise". Wahre Wogen der Begeisterung gleiten durch die Arena, und Modestep gelingt es mit dieser eigenwilligen Interpretation von klassischen und modernen Themenblöcken genau den richtigen Schalter bei den jungen Fans umzulegen.

Diese krude und so ganz und gar nicht übliche Vermischung von Musik- und Instrumentalstilen wirkt anfangs etwas befremdlich, sorgt bei näherer Betrachtung aber für ein durchaus kurzweiliges Vergnügen. Auch wenn die Briten wagemutig mit Rock-, Pop-, Reggae-, Hip-Hop- und vereinzelten Heavy-Metal-Zitaten changieren, bilden die wuchtigen Beats samt den maschinengewehrartigen Dubstep-Einlagen das Fundament des Sounds für die Tablet-Generation. Zurück bleiben einerseits schwitzende Körper und glückliche Gesichter, andererseits aber auch die Erkenntnis, dass diese Soundmixtur in vielen Bereich lieblos zusammengestoppelt wurde und wohl das Schicksal eines jeden großen Hypes erfahren wird: den plötzlichen und unerwarteten Abschwung in die Bedeutungslosigkeit.

Wer Modestep in der Wiener Arena verpasst hat oder sich noch einmal vom Talent der Briten überzeugen möchte, hat die Chance dazu beim Urban Art Forms Festival vom 4. bis zum 6. Juli am Schwarzlsee Nähe Graz. Karten erhältst du unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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