Schärfer sehen

4K: Blick auf die angeblich nächste TV-Revolution

Elektronik
27.02.2013 14:25
Ob auf der IFA in Berlin oder wie zuletzt auf der CES in Las Vegas: Wenn es um Neuerungen im Bereich der Fernseher geht, fällt ein Kürzel derzeit besonders oft: 4K. Dahinter stecken gestochen scharfe Bilder zu einem aktuell noch sehr gesalzenen Preis. Die eigentliche Krux aber ist: Es gibt derzeit noch keinerlei Inhalte für die extrem hochauflösenden Geräte. Sony prescht trotzdem bereits mit entsprechenden Geräten vor: Am Mittwoch stellte der Elektronikkonzern in Wien seine Bravia-Frühjahrskollektion vor. krone.at war vor Ort, um einen Blick auf die angeblich nächste TV-Revolution zu werfen.

4K, da ist man sich nicht nur bei Sony, sondern branchenweit einig, wird die nächste große Revolution - "The Next Big Thing" auf dem Fernsehermarkt. Dass die noch vor einigen Jahren versprochene 3D-Revolution weitgehend ausgeblieben ist, wird dabei allerdings ganz gerne verschwiegen. Auch im Vorfeld von 4K mehren sich bereits kritische Stimmen: zu teuer, keine Inhalte, lauten die Vorwürfe.

Vierfache Full-HD-Auflösung
Der Konsument hat indes ein ganz anderes Problem, denn noch bis vor ein paar Monaten war ihm der Begriff 4K gänzlich unbekannt. Nach HD ready, Full HD und 3D folgt nun also bereits die nächste Verwirrung. Dabei steckt hinter dem Kürzel 4K zunächst einmal gar keine Hexerei: 4K, gelegentlich auch als Ultra HD bezeichnet, steht für eine viermal höhere Auflösung als bei Full-HD-Fernsehern (1.920 x 1.080 Pixel). Entsprechende Geräte kommen demnach auf eine Mindestauflösung von acht Millionen Pixeln, die gebräuchliche Auflösung liegt bei 3.480 x 2.160 Pixeln, was vereinfacht ausgedrückt bedeutet, dass das Bild schärfer nicht sein könnte.

So auch bei Sonys neuestem Vorzeigemodell der Bravia-Serie, dem KD-84X9005: Ehrfurchts-, ja fast schon andachtsvoll wurde er am Mittwoch bei einer Präsentation in Wien von den anwesenden Journalisten bestaunt. Ein guter Teil der Faszination ist dabei allein auf die schiere Größe des Geräts zurückzuführen: Mit seiner Bildschirmdiagonale von 213 Zentimetern ist der 84-Zöller ein imposanter Blickfang, den man sich auf Anhieb in das eigene Wohnzimmer wünscht.

Eine Frage des Platzes und des Geldes
Bloß reinpassen wird er dort in der Regel nicht, zumal das Standard-TV-Möbel eines schwedischen Möbelhauses bei 1,20 Metern Breite aufhört. Und dann wäre da schließlich noch ein nicht ganz unerhebliches Argument: der Preis. Dieser liegt im Falle des Sony-Geräts bei um die 25.000 Euro - und ist damit weit davon entfernt, in die Kategorie "Schnäppchen" zu fallen. Immerhin: Bestellen lässt er sich schon, und einige Stück wurden in Europa auch schon verkauft, wie Sony verrät - allerdings ohne Angabe von konkreten Zahlen.

Die gute Nachricht: Wer es sich leisten kann und über den nötigen Platz verfügt, muss das gute Stück wenigstens nicht selbst abholen, sondern bekommt es geliefert. Und der Käufer erhält statt der sonst üblichen zwei sogar drei Jahre Garantie obendrauf. Die zweite gute Nachricht für all jene, die mit weniger Geld und Platz gesegnet wurden: Es gibt auch kleinere und günstigere Bravia-Modelle mit 4K-Auflösung. Wo der Einstiegspreis liegen wird, will Sony jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren.

"Der Content wird kommen"
Eilig mit der Anschaffung muss man es als Konsument aber vermutlich ohnehin nicht haben. Denn noch fehlt es – wie bei 3D übrigens nach wie vor auch – an entsprechendem Content, also Serien und Filmen. Sony-Marketingchef Marco Di Piazza weiß um diese Sorge, versuchte Skeptikern am Mittwoch jedoch den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Der Content wird kommen", versprach er und verwies dabei nicht zuletzt auf Sony selbst, stellt der japanische Elektronikkonzern doch auch entsprechende Filmkameras und Kinoprojektoren her.

Die Frage, die sich allerdings aufdrängt: Wie lange muss auf 4K-Inhalte gewartet werden? Laut Di Piazza: gar nicht. Das Upscaling, also die Fähigkeit, niedriger auflösendes Material auf annähernd 4K-Qualität hochzurechnen, sei bei den neuen Geräten nämlich so gut, dass der Unterschied zu nativen 4K-Inhalten praktisch kaum sichtbar sei. Tatsächlich sind der Detailgrad und die Schärfe selbst bei nicht nativen 4K-Inhalten beeindruckend, wie sich krone.at am Mittwoch selbst überzeugen konnte.

Allerdings hängt das Ergebnis beim Upscaling stark vom Ausgangsmaterial ab. Viele PS3-Spiele schaffen es derzeit beispielsweise maximal auf 720p und erreichen damit nicht einmal die volle HD-Auflösung. Blu-ray-Filme mit 1.080p schauen da schon besser aus.

Schluss mit Splitscreen
Amüsanterweise sind es aber dennoch gerade Gamer, für die die Technik auch in diesem noch sehr frühen Stadium bereits interessant sein könnte. Der Grund: Durch die vierfache Full-HD-Auflösung können selbst 3D-Bilder in echtem Full HD wiedergegeben werden. Viel wichtiger aber: Nutzer können zeitgleich zwei unterschiedliche 2D-Bilder angezeigt bekommen. Der gute alte Splitscreen hat damit ausgesorgt – jedem Gamer steht der gesamte, ungeteilte Bildschirm zur Verfügung, wie Sony am Mittwoch anhand seiner PS3-Rennsimulation "Gran Turismo 5" demonstrierte.

Ob das allein allerdings ausreicht, um das Konto für einen 4K-Fernseher zu plündern, sei dahingestellt. Solange viele Fernsehsender es nicht einmal schaffen, ihre Inhalte in wirklichem Full HD auszustrahlen, dürfte 4K auch nicht massenmarkttauglich werden und damit für den Konsumenten unerschwinglich bleiben. Es ist daher ratsam, sich in vornehmer Zurückhaltung zu üben und erst einmal abzuwarten, ob sich die angekündigte Revolution auf dem Markt tatsächlich einstellt. Schade, denn an den gestochen scharfen Bildern, die jeden noch so kleinen Wassertropfen eines Springbrunnens oder etwa einzelne Haare kontrastreich und lebendig zum Vorschein bringen, kann man sich nur schwer sattsehen.

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