Fleischskandal

Kennzeichnung: 5 EU-Staaten ziehen an einem Strang

Österreich
25.02.2013 17:37
Österreich und vier weitere EU-Länder verlangen als Konsequenz aus dem Pferdefleisch-Skandal eine EU-weite Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich sagte am Montag nach einem Treffen mit seinen Ressortkollegen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Finnland, man verlange zudem ein Vorziehen des von der EU-Kommission im Herbst geplanten Entwurfs zur Verbraucher-Informationsverordnung auf einen Termin vor dem Sommer.

Den Anfang bei der Herkunftskennzeichnung sollten Fleischprodukte machen, berichtete Berlakovich von dem Treffen in Brüssel. Dabei sei man übereingekommen, dass gekennzeichnet werden soll, wo das Tier gemästet und wo es verarbeitet wurde. Diese Angaben sollten dann bei einem Fertigprodukt wie etwa Lasagne auf dem Etikett zu finden sein. In weiterer Folge soll die Herkunftskennzeichnung nach dem Willen der fünf Länder auch auf Milch, Eier und andere Produkte ausgeweitet werden. Laut Berlakovich wollten sich Luxemburg und Rumänien der Initiative der fünf Länder anschließen.

EU-weite Datenbank, "um Betrug zu erschweren"
Österreich trete zudem für eine EU-weite Datenbank zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ein. Dies wäre "eine solide Basis, um Betrug und Täuschung zu verhindern", meinte der Minister. Die Herkunftskennzeichnung werde Betrug zwar nicht völlig unmöglich machen, sie wäre aber "ein Beitrag, um Betrug zu erschweren". Der Konsument solle beim Kauf von Fertigprodukten eine Wahlfreiheit haben. Bei Fleisch sollten bereits geringe Anteile gekennzeichnet werden, erklärte Berlakovich.

Die gesamte europäische Lebensmittelindustrie werde durch kriminelle Machenschaften Einzelner erschüttert, sagte Berlakovich. Hier "tun sich Abgründe auf". Zugleich breche er eine Lanze für die ordentlichen Betriebe, die sich redlich bemühten. Er sehe sich nunmehr durch das von ihm vorgestellte österreichische Lebensmittel-Modell bestätigt, welches eine neue Werthaltung propagiere.

Wann die EU-Kommission die Verbraucher-Informationsverordnung vorlege, liege nun in den Händen des zuständigen Gesundheitskommissars Tonio Borg. Chancen auf Bewegung in der Union sieht Berlakovich, solange der aktuelle Pferdefleisch-Skandal nicht vergessen ist. "Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist." Inhaltlich zuständig für einen Beschluss der Herkunftskennzeichnung wären die EU-Gesundheitsminister.

Ikea-Fleischbällchen in Tschechien mit Pferde-DNA
Indes ist von dem Pferdefleisch-Skandal jetzt auch das schwedische Möbelhaus Ikea betroffen: In Tschechien wurde Pferdefleisch in Fleischbällchen nachgewiesen, die für das Unternehmen bestimmt waren, wie die tschechische Veterinäraufsicht am Montag mitteilte. Betroffen war eine 760-Kilo-Charge Tiefkühl-Köttbullar, die in Brünn gefunden wurde, führte Barbara Riedl, Ikea-Sprecherin in Österreich, aus. "Die Charge ist in Österreich nicht erhältlich gewesen. Andere Chargen waren nicht betroffen."

Die Köttbullar werden bei Ikea sowohl im Restaurant angeboten, als auch tiefgekühlt zum Mitnehmen. Die Lieferung in Brünn, die mit dem Etikett "Rind- und Schweinefleischbällchen" versehen war, sei noch nicht in den Verkauf gelangt, erklärte das Unternehmen. Laut Ikea sei der Hersteller die Firma Familjen Dafgard in Schweden gewesen. Als "Extra-Vorsichtsmaßnahme" hat der Möbelriese am Montag den Verkauf von Köttbullar in fast allen europäischen Ländern, darunter auch Österreich, gestoppt.

"Wir rechnen damit, dass die voraussichtlich gegen Ende der Woche vorliegenden Testergebnisse bestätigen, dass es keine Hinweise auf Pferdefleisch in den Fleischbällchen gibt", hieß es in einer Pressemitteilung. Man nehme das Ergebnis einer Untersuchung in Tschechien "ernst", so Anders Lennartsson von Ikea Food Services.

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