Die Größe macht's

Wieso Smartphone-Displays immer größer werden

Elektronik
26.02.2013 09:43
Vor zehn Jahren galt bei Handys: je kleiner, desto besser. Das Mobiltelefon entwickelte sich von der Hosentaschen-Telefonzelle à la Alcatel One Touch Easy hin zu Winzlingen wie dem Nokia 8210. Wer heute die Smartphone- Neuerscheinungen verfolgt, wird allerdings einen umgekehrten Trend erkennen: Smartphones werden immer größer. Galt Samsungs Galaxy Note bei seinem Erscheinen im Jahr 2011 noch als Exot, sind Smartphones mit Bildschirmdiagonalen jenseits der 4,5 Zoll heute Alltag. Das sieht man auch am Mobile World Congress in Barcelona, wo die Smartphone-Giganten heuer eine der Messeattraktionen sind. Doch warum sind sie so beliebt? Eine Spurensuche.

Als Samsung 2011 mit dem 5,5 Zoll messenden Galaxy Note das erste Riesen-Smartphone auf den Markt brachte, wurde der südkoreanische Konzern noch dafür belächelt. Das Gerät sei nicht hosentaschentauglich, zu schwer, zu groß, so der Konsens der Gegner von Smartphone-Riesen.

Galaxy Note verkauft sich wie warme Semmeln
Über zehn Millionen verkaufte Exemplare des Galaxy Note und fünf Millionen verkaufte Galaxy Note 2 später wird klar: Ganz so schlecht kann die Idee nicht sein. Bildschirmdiagonalen jenseits der 4,5 Zoll sind inzwischen im Trend. Alle großen Hersteller – von Samsung selbst über Asus, Sony, LG, Motorola, Alcatel und Huawei – haben Riesenhandys in Arbeit, manche sind auch schon auf dem Markt. Nicht einmal Apple konnte sich dem Trend zum größeren Display widersetzen und vergrößerte das iPhone 5 gegenüber dem Vorgänger von 3,5 auf immerhin vier Zoll Diagonale.

Sony hat dieser Tage mit dem Xperia Z (siehe Infobox) seinen Beitrag zum Thema "Smartphone mit Riesendisplay" auf den Markt gebracht und bei der Fachpresse fast durchgehend Lob für das gelungene Gerät geerntet. Auf dem Mobile World Congress stellen Hersteller wie LG, Alcatel und Huawei jetzt ebenfalls ihre Smartphone-Riesen vor, allesamt mit Bildschirmdiagonalen im Bereich der fünf Zoll oder darüber.

Smartphone-Displays wachsen seit Jahren
Huawei hat den Anfang gemacht und mit dem Ascend P2 ein LTE-fähiges Riesen-Smartphone mit 4,7 Zoll Diagonale vorgestellt. Der französische Handyhersteller Alcatel schickt mit dem One Touch Idol X ein Fünf-Zoll-Smartphone (siehe Infobox) ins Rennen, und auch LG hat mit dem Optimus G Pro ein besonders großes 5,5-Zoll-Gerät vorgestellt. Starke Quad-Core-Prozessoren in Kombination mit großen, hellen Displays: Das scheint der Trend zu sein, der die Smartphone-Branche heute beherrscht.

Dabei sind die Riesen-Smartphones gar nicht unbedingt als neue Produktkategorie zu sehen. Vielmehr ist es so, dass die Flaggschiffe der einzelnen Hersteller über die Jahre immer größere Displays bekommen haben. Ein Beispiel dafür ist Samsungs Android-Vorzeigegerät Galaxy S: Das erste Smartphone der Baureihe hatte noch einen Touchscreen mit vier Zoll Diagonale – und war bei seinem Erscheinen Mitte 2010 eines der größeren Android-Geräte auf dem Markt. Der Nachfolger, das Galaxy S II, hatte bereits eine Diagonale von 4,2 Zoll. Und das aktuelle Samsung-Flaggschiff, das Galaxy S III, wartet mit der stattlichen Bildschirmdiagonale von 4,8 Zoll auf.

Riesenhandys: Mehr Taschencomputer als Telefon
Dabei hat der Wachstumsschub am Smartphone-Markt ganz praktische Gründe und kommt nicht von ungefähr. Die neue Größe der Smartphone-Displays hänge ganz einfach mit dem geänderten Nutzungsverhalten der Kunden zusammen, schrieb erst kürzlich der Technikblog "TechCrunch". Klar, zum Telefonieren sind Smartphone-Giganten unpraktischer als kleinere Geräte. Allerdings tritt das Telefonieren an sich auch immer mehr in den Hintergrund, wenn es um die Nutzungsszenarien eines Smartphones geht.

Das Smartphone wird verwendet, um E-Mails zu lesen, im Web zu surfen, über die sozialen Netzwerke den Kontakt mit Freunden zu pflegen und zu spielen. All diese Tätigkeiten profitieren von größeren Bildschirmdiagonalen, von der für Menschen mit großen Händen einfacheren Texteingabe auf größeren Bildschirmtastaturen ganz zu schweigen. Größere Displays machen das Smartphone demnach zwar wegen des erhöhten Platzbedarfes zu einem etwas schlechteren Telefon, dafür aber zu einem weit besseren Taschencomputer.

Riesen-Smartphones haben immer Internetzugang
Ein weiterer Vorteil von Smartphone-Riesen – diesmal gegenüber Tablets – ist, dass sie per se über eine schnelle mobile Datenverbindung verfügen. Das macht sie zu besseren Lesegeräten für unterwegs als Tablets, die meist nur mit einer WLAN-Verbindung aufwarten oder in der 3G-Version einen teuren Datentarif erfordern - zusätzlich zum Handyvertrag, den man ohnehin hat.

Heißt das also, Smartphones werden immer weiter wachsen und eines Tages das Tablet verdrängen? Geräte wie Samsungs Galaxy Note 8.0 (siehe Infobox) oder das Asus Fonepad - beide wurden auf dem Mobile World Congress erstmals der Öffentlichkeit gezeigt - lassen das erahnen. Beim Galaxy Note 8.0 handelt es sich um ein Acht-Zoll-Gerät mit Stifteingabe, das schon eher als Tablet mit Telefonfunktion denn als Riesen-Smartphone durchgeht.

Verschmelzen Tablet und Smartphone zu einem Gerät?
Das Asus Fonepad (siehe Infobox) schlägt in die gleiche Kerbe: Das Sieben-Zoll-Gerät mit Intel-Prozessor wirkt wie ein Nexus 7 mit Handyfunktion. Beide Konzepte haben einen gravierenden Nachteil: Sie sind in keiner Weise mehr hosentaschentauglich und finden bestenfalls in Handtaschen oder Rücksäcken Platz. Man darf gespannt sein, ob es solche Riesen über den Status eines Nischenprodukts hinaus schaffen.

Praktischer erscheint da schon ein anderes Gerät, ebenfalls von Asus: Das Padfone Infinity (siehe Infobox), ein in Barcelona enthülltes Gerät, das eigentlich aus zwei Geräten besteht. Da wäre einerseits ein starkes Smartphone mit Quad-Core-CPU, Full-HD-Auflösung und Fünf-Zoll-Display. Und andererseits ein Tablet-Dock mit einem zehn Zoll messenden Touchscreen, ebenfalls mit Full-HD-Auflösung, dafür aber ohne Innenleben.

Asus Padfone: Das Smartphone als "Hirn" im Tablet
Die steuert nämlich der Smartphone-Part bei, sobald er hinten an das Tablet-Dock gesteckt wird. Er ist sozusagen das "Hirn" des Padfone. Dann wird aus dem Gerät ruckzuck ein Android-Tablet im Zehn-Zoll-Format mit LTE-Funk. Das Gerät vereint also das Beste aus beiden Welten: Riesenhandy für unterwegs, Tablet-Dock für ausgedehntere Surf-Sitzungen.

Die Smartphone-Riesen des Mobile World Congress und insbesondere die interessanten Hybridansätze von Samsung und Asus lassen erahnen, wohin die Reise geht. Egal, ob Smartphone-Riese, Minitablet mit Telefonfunktion oder Tablet-Smartphone-Hybrid: Das Mobilgerät der Zukunft ist ein Taschencomputer mit großem Display und erfüllt die Rolle des Telefons eher nebenbei. Welche Bauform sich letztlich durchsetzt, ist da schon Nebensache.

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