Interview

Wales-Rocker The Joy Formidable mit neuem Album

Musik
22.02.2013 16:42
Auf den Wolf gekommen ist das walisische Indie-Alternative-Rock-Trio The Joy Formidable mit ihrem zweiten Album. Im ausführlichen "Krone"-Interview erzählen uns Sängerin Ritzy Bryan und Bassist Rhydian Dafydd, was es mit dem mystischen Albumtitel auf sich hat, wie man auch nach einem Beziehungsende professionell weiterarbeitet und warum sie Backstage einen Käfig brauchen würden.
(Bild: kmm)

Das malerische, einem Postkartenmotiv ähnliche Wales ist nicht nur ein Hochgenuss für das Auge, sondern auch ein Nährboden für qualitätvolle Musik. International erfolgreiche Künstler wie Tom Jones, Duffy, die Stereophonics, die Manic Street Preachers oder Rockröhre Bonnie Tyler sind aus dem beschaulichen Staat des Vereinigten Königreichs bereits ausgezogen, um die Hitparaden dieser Welt zu erobern. Dieses Ziel verfolgen auch die avantgardistischen Indie-Rocker The Joy Formidable, die mit ihrem neuen Album "Wolf's Law" aber hauptsächlich die Alternative-Charts aufmischen werden.

Ein kleiner Blick auf die Welt
Der Albumtitel ist dabei ein bisschen dem Tierkult der walisischen Heimat geschuldet, wie Bassist Rhydian Dafydd im "Krone"-Interview erklärt: "In Wales werden Tiere als Symbole gesehen. Der Wolf kann etwas Optimistisches oder auch Negatives sein – das kommt immer auf die jeweilige Kultur an." Im Grunde ist der Großteil der elf Songs autobiografisch. "Zusammengefasst zeigen wir damit, wo wir gerade stehen. Wir schauen ein bisschen auf die Welt und stellen dabei auch gesellschaftliche Fragen", sagt Sängerin Ritzy Bryan, "am Album finden Beobachtungen und Tagträume statt."

So verträumt und kryptisch sich The Joy Formidable auch gerne präsentieren, den für eine Band so wichtigen messbaren Erfolg erfuhren sie vor zwei Jahren mit ihrem Debütalbum "The Big Roar" vor allem in den USA: "Wir haben dort viel getourt, weil das Album wirklich erfolgreich war", erzählt Bryan. Gerüchte, sie wäre auch eine Zeit lang dorthin gezogen, verneint die blonde Sängerin: "Rhydian und ich haben uns dazu entschlossen, eher ein nomadenhaftes Leben zu führen. Wir leben praktisch aus dem Rucksack, und das ist toll."

Vom Trottel zum Partner
Bryan und Daffyd kennen sich schon seit den frühen Kindheitstagen, doch damals wäre eine Kooperation unmöglich gewesen, weiß Bryan: "Ich denke, dass war auch richtig so, denn wir wären mit Sicherheit zusammengekracht. Er war damals ein ziemlicher Trottel", fügt sie lachend hinzu. Was sich liebt, das neckt sich, und so waren die beiden treibenden Kräfte der Band auch bis vor Kurzem ein Paar: "Jetzt nicht mehr", ergänzt Dafydd, "im Song 'Tendons' geht es mitunter auch darum, wie schwierig unsere Beziehung war. Wir haben unser Beziehungsende also quasi vorausgesagt", kann er sich ein Lachen nicht verkneifen.

Der künstlerischen Zusammenarbeit haben die privaten Umwälzungen glücklicherweise nichts ausgemacht, denn auf "Wolf's Law" klingen The Joy Formidable sogar etwas relaxter und weniger wütend als auf dem direkten Vorgänger. Die Musik selbst wurde vor allem Bryan schon in die Wiege gelegt: "Was Musik betraf, entwickelten beide Elternteile eine regelrechte Obsession. Egal, ob es um Livekonzerte, seltene Bootlegs oder die Plattensammlung an sich ging – sie waren an allem interessiert. Was ich von meinen Eltern habe, ist der vielseitige Musikgeschmack. Ich war wirklich ein glückliches Kind, denn wann immer ich mal neugierig war, gab es im Plattenschrank auch Neues zu entdecken."

Publikumskontakt statt Rockstar-Gehabe
Die variable Herangehensweise und das stete Ausloten musikalischer Grenzbereiche kommt vor allem bei den Kritikern gut an, für Dafydd zählt der Fan naturgemäß mehr: "Ich sehe uns eher als eine 'Band der Leute'. Bei den Konzerten wollen wir, dass sie sich Gedanken machen, sich regelrecht in das Set einbauen. Wir wenden uns auch nicht ab und machen einen auf Rockstar, sondern schauen den Leuten direkt ins Gesicht und kommunizieren mit ihnen." Das Gerücht, die Truppe würde sich vor den Auftritten mit Backstage-Wrestling aufwärmen, kostet Dafydd gleich mehrere Lacher: "Hinter der Bühne machen wir das eher wie echte Sportler und schreien uns kurz vorher mit 'Let's Go' an. Rund um uns fehlt dann nur mehr ein Käfig."

Doch nicht nur die Kritiker und Fans lassen sich von den opulenten Soundstrukturen der Waliser bezaubern, auch Foo-Fighters-Mastermind Dave Grohl zählt zu den größten Fans und hat The Joy Formidable schon auf Tour mitgenommen: "Er hat einen Song von uns im Radio gehört, hat uns gemocht - und schon waren wir mit ihnen unterwegs", lacht Dafydd, "es kann oft so einfach sein." Da würde sich ja, als i-Tüpfelchen zur momentanen Erfolgswelle, eine Kooperation anbieten. "Das wäre fantastisch", erzählt Bryan mit leuchtenden Augen, "aber ich denke, dass er mit dem bald erscheinenden Album der Queens Of The Stone Age genug zu tun hat." Doch wer weiß – ein Dave Grohl ist bekanntlich immer für Überraschungen gut.

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