LTE für die Massen?

Nokia Lumia 820: Windows-Handy mit kleinen Macken

Elektronik
09.02.2013 09:00
Neben seinem aktuellen Windows-Phone-Flaggschiff Lumia 920 hat Nokia mit dem Lumia 820 auch ein Smartphone der gehobenen Mittelklasse mit Windows Phone 8 im Angebot. Ebenso wie der große Bruder sticht auch das Lumia 820 durch sein buntes Design sofort ins Auge. Es ist eines der wenigen Smartphones seiner Klasse, das bereits mit LTE-Konnektivität aufwartet, und erfreute im krone.at-Test mit nützlicher vorinstallierter Nokia-Software, einer guten Kamera und einem kontrastreichen Display. Allerdings hat es auch einen stolzen Preis: Unter 420 Euro ist es in Österreich nicht zu haben.

Nokias Windows-Phone der gehobenen Mittelklasse kommt mit einem 4,3 Zoll messenden OLED-Display mit der für heutige Verhältnisse etwas dürftigen Auflösung von 800 mal 480 Bildpunkten. Beim Prozessor handelt es sich - wie schon beim großen Bruder (siehe Infobox) - um einen Doppelkern-Snapdragon aus dem Hause Qualcomm, der mit 1,5 Gigahertz getaktet ist. Auch bei der Arbeitsspeicherausstattung unterscheidet es sich nicht von Nokias Flaggschiff: Ein Gigabyte steht zur Verfügung. Der interne Speicher beträgt acht Gigabyte und lässt sich erfreulicherweise mittels micro-SD-Karte erweitern.

Hardware-Besonderheiten: Austauschbarer Akku und LTE
Die Kamera verfügt über eine Auflösung von acht Megapixeln, die verwendete Optik stammt von Carl Zeiss. Neben hübschen Fotos – dazu später mehr – sind damit auch Full-HD-Videos mit 30 Frames in der Sekunde möglich. Das Lumia 820 funkt via NFC, schnellem n-WLAN und Bluetooth 3.1. Es dient auf Wunsch als portabler Access-Point und versteht sich nicht nur im Umgang mit dem Ortungsdienst GPS, sondern auch mit dessen russischem Pendant Glonass. Der Mobilfunkteil entspricht weitgehend jenem des Lumia 920 und funkt über GSM, HSDPA+ und sogar LTE. Der austauschbare (!) Akku hat eine Kapazität von 1.650 Milli-Amperestunden.

Die Ausstattung des Geräts ist also durchaus auf hohem Niveau, und auch die Verarbeitung ist hochwertig. Mit rund 160 Gramm Gewicht ist das Lumia 820 nicht unbedingt ein Leichtgewicht, aber immerhin um gute 25 Gramm leichter als das Lumia 920. Im Test störte das vergleichsweise hohe Gewicht des Geräts nicht: Es liegt mit seinen abgerundeten Ecken gut in der Hand und auch die drei seitlich angeordneten Bedienelemente (Lautstärke-Regler, Entsperr-Knopf und Kamera-Auslöser) machen einen durchaus robusten Eindruck.

Auflösung des OLED-Displays ist recht gering
Die Farbe der Rückseite ist übrigens nicht unveränderbar. Nokia bietet das Cover aus Polycarbonat – also Plastik – in sieben verschiedenen Farben an: von grellem Gelb über knalliges Rot bis hin zu dezentem Schwarz oder Weiß. Dass das Cover dabei nicht aus Metall, sondern aus Plastik besteht, hinterließ im Test keinen negativen Eindruck. Die Abdeckung wirkt robust und gerade die bunten Farben – das Testgerät kam mit rotem Cover – stehen dem Gerät in Kombination mit den bunten Kacheln von Windows Phone 8 gut zu Gesicht.

Weniger Freude kommt bei Betrachtung des Displays auf. Dieses hat dank OLED-Technik und Nokias ClearBlack-Technologie, bei der schwarze Pixel des besseren Kontrasts wegen abgeschaltet werden, zwar ein wunderbar kontrastvolles Bild und satte Farben, allerdings gleichzeitig eine vergleichsweise geringe Auflösung. Diese beträgt nur 800 mal 480 Bildpunkte, bei näherer Betrachtung des Displays sind dadurch Einzelpixel erkennbar. Das muss nicht stören, kann es aber – beispielsweise bei Benutzern, die viel auf ihrem Smartphone lesen und deshalb großen Wert auf ein möglichst klares Schriftbild legen.

Kamera mit Zeiss-Optik macht ansehnliche Bilder
Ein Pluspunkt des Lumia 820 ist seine gute Kamera. Die kann zwar nicht mit jener des großen Bruders mithalten, liefert aber für eine Handykamera sehr ansehnliche Fotos ab, was möglicherweise auch der hochwertigen Zeiss-Optik geschuldet ist, die Nokia verbaut. Im Test überzeugten bei Tagesleicht aufgenommene Bilder durch angenehme Schärfe und blieben auch beim Hineinzoomen noch annehmbar.

Im Gegensatz zu vielen anderen Smartphone-Kameras liefert jene des Lumia 820 auch bei künstlichem Licht noch passable Fotos ab. Schärfe und Farbintensität lassen in Innenräumen zwar bereits etwas nach, sind aber immer noch ausreichend. Erst bei schlechten Lichtverhältnissen stößt die Kamera – wie alle Smartphone-Kameras – an ihre Grenzen. Dann ist auf den aufgenommenen Bildern Rauschen zu sehen und teilweise kann es auch zu Unschärfen kommen.

Flottes Betriebssystem und erweiterbarer Speicher
Während das Display einen gemischten Eindruck hinterlässt, gibt es an der Geschwindigkeit des Telefons nichts zu meckern. Das dürfte auch an Windows Phone 8 als Betriebssystem liegen, das den Ruf hat, besonders genügsam zu sein. Im Test trübten keine Ruckler oder sonstige Verzögerungen die Freude, weder bei der Navigation durch die Menüs noch beim Öffnen oder Verwenden der einzelnen Apps.

Und auch die Speicherausstattung lässt Freude aufkommen: Zwar sind die internen acht Gigabyte Flash-Speicher schnell voll, dafür lässt sich der Speicherplatz aber dankenswerterweise mittels micro-SD-Karte um bis zu 32 Gigabyte erweitern. Es ist erfreulich, dass sich Nokia hier dem in der Smartphone-Branche unverständlicherweise immer häufiger zu beobachtenden Trend wiedersetzt, keine Möglichkeit zur Speichererweiterung anzubieten. Warum die Finnen beim Lumia 920 wieder auf den micro-SD-Slot verzichten, bleibt allerdings ihr Geheimnis.

Der Akku muss täglich aufgeladen werden
Entgegen dem Trend zu fix verbauten Stromquellen ist auch der Akku in Nokias Lumia 820 austauschbar. Das erfreut nicht nur Benutzer, die kleinere Reparaturen an ihrem Gerät – etwa den Akkutausch – gerne selbst durchführen, sondern tröstet auch ein wenig über die nicht ganz so üppige Akkulaufzeit hinweg. Nokia selbst gibt mit einer Akkuladung eine Gesprächszeit von acht (3G) bis 14 (GSM) Stunden und 330 Stunden Standby-Zeit an. Die Musikwiedergabe soll bis zu 55 Stunden durchhalten. Im Test musste das Handy am Ende des Tages trotz Energiesparfunktion in jedem Fall an die Steckdose – der große Bruder hält im Stromspar-Modus immerhin anderthalb Tage.

Einen guten Eindruck hinterließ Nokias vorinstallierte Software für Windows Phone 8. Die Finnen legen ihren Geräten eine Fülle an nützlichen Programmen bei, die das Herunterladen zusätzlicher Apps aus dem Windows Phone Store in vielen Fällen überflüssig machen. Nokias Musik-App beispielsweise hat sich im Test nicht nur als durchaus tauglicher Player inklusive Equalizer-Funktion erwiesen, sondern gewährt auch gleich Zugang zum gratis Streaming-Angebot von Nokia Music. Sogar Infos über Konzerte sind in der Musik-App enthalten. Eine App für die Webradio-Datenbank TuneIn ist ebenfalls vorinstalliert. Überzeugend war im Test übrigens auch die Klangqualität, die der Soundchip des Geräts über den Klinkenstecker ausgibt.

Nokia liefert nützliche Softwareperlen mit
Weitere Highlights der Software-Ausstattung: Nokia liefert mit "Nokia Drive" eine Offline-Navigationslösung mit und mit der "Nokia City Lens" ist auch eine Augmented-Reality-App an Bord, mit der sich Restaurants und sonstige interessante Orte finden lassen. Das tröstet ein wenig über den Windows Phone Store hinweg. Der enthält mittlerweile zwar eine durchaus ansehnliche Anzahl an Apps, allerdings fehlen trotzdem viele von Konkurrenz-Betriebssystemen bekannte App-Aushängeschilder. Auch die Tatsache, dass manche Apps, die es unter Android gratis gibt, im Windows Phone Store nur gegen Bares erhältlich sind, trübt die Freude. So kann beispielsweise das beliebte Spiel "Angry Birds: Star Wars" unter Android kostenlos heruntergeladen werden, unter Windows Phone 8 kostet es hingegen einen Euro.

Für das Lumia 820 bietet Nokia einiges an Zubehör an. So gibt es beispielsweise ein Cover, mit dem sich das Lumia 820 in Kombination mit einer entsprechenden Ladestation kabellos aufladen lässt. Da die Ladestation selbst allerdings sehr wohl ein Kabel benötigt, handelt es sich hierbei mehr um eine nette Spielerei als um ein wirklich nützliches Feature. Ebenfalls verfügbar: Tragbare JBL-Lautsprecher und Nokias Bluetooth-Headset "Luna". Die Zubehör-Teile sind allerdings kein Schnäppchen. Für ein Cover mit der kabellosen Ladefunktion und eine entsprechende Ladestation sind 70 bis 90 Euro fällig. Das Bluetooth-Headset schlägt mit 56 Euro zu Buche.

Fazit:Solides Smartphone zum gehobenen Preis
Nokia macht mit dem Lumia 820 vieles richtig: Es ist eines der wenigen aktuell erhältlichen Smartphones mit gehobener Ausstattung, drgleichsweise geringe Display-Auflösung – auf der Höhe der Zeit, und auch die Kamera sorgt für positive Überraschungen. Die Akkulaufzeit könnte allerdings höher sein, und die App-Auswahl im Windows Phone Store lässt nach wie vor zu wünschen übrig, wofür Nokia allerdings nichts kann. Positiv fallen dafür die mitgelieferten Nokia-Apps auf, die den schalen Beigeschmack, den der Store hinterlässt, teilweise wettmachen.

Mit Preisen ab 420 Euro ist Nokias Lumia 820 zwar beileibe kein Schnäppchen, allerdings gibt es in dieser Preisregion auch kaum Konkurrenten, die den Datenturbo LTE eingebaut haben. Weil der aber hierzulande außerhalb der Ballungszentren ohnehin kaum verfügbar ist und entsprechende Tarife recht teuer sind, kann man mit dem Umstieg ruhig noch etwas warten.

Wer mit den Schwächen und dem doch eher gehobenen Preis leben kann, wird aber sicher Freude an dem bunten, soliden Windows-Handy haben.

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