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Kampagne “Cats to Go”: Neuseeland katzenfrei machen

Tierecke
07.02.2013 17:16
Mit einer Anti-Katzen-Kampagne hat der neuseeländische Unternehmer Gareth Morgan viel Staub aufgewirbelt. Katzen würden die Tierwelt Neuseelands bedrohen und sollten bekämpft werden – zum Beispiel durch Einschläfern, so Morgans Meinung, die er seit Jahresbeginn öffentlichkeitswirksam vertritt. Die Vorschläge empören weltweit Millionen Katzenfreunde. Die Wissenschaft stellt sich jedoch überwiegend hinter Morgans Ideen.

Katzen seien Serienmörder, meint der wohlhabende Geschäftsmann und Initiator der Kampagne "Cats to Go". Sie "töten aus Spaß". Morgan plädiert für eine drastische Dezimierung des Katzenbestands in Neuseeland – und erntet neben zahlreichen aufgebrachten Reaktionen von Tierfreunden viel Zustimmung aus der Wissenschaft. Die Zoologin Yolanda von Heezik von der Universität Otago auf der Südinsel nennt Katzen "subventionierte Raubtiere". Ihrer Ansicht nach müsse sich die Gesellschaft überlegen, "ob sie eine wilde Tierwelt haben will oder Katzen".

Die Experten argumentieren vor allem mit der bedrohten Artenvielfalt im Tierparadies Neuseeland. "Verwilderte Katzen sind für mindestens 14 Prozent der weltweit ausgestorbenen Vögel, Säugetiere und Reptilien verantwortlich und sind die Hauptbedrohung für weitere acht Prozent, die kurz vor dem Aussterben sind", warnen Forscher in der Zeitschrift "Global Change Biology".

"Wenn wir Katzen in Schutzgebieten finden, behandeln wir sie wie Schädlinge", schreibt die neuseeländische Umweltschutzbehörde auf ihrer Website. "Katzen töten so viele wilde Tiere, dass die paar Ratten, die sie jagen, das nicht aufwiegen", so Behördensprecher Herb Christophers.

Einschläfern "muss nicht sein, ist aber eine Möglichkeit"
Morgans Kampagne scheute bisher keine Kontroversen. Auf seiner Website stellte er rhetorisch die Frage: "Soll ich meine Katze etwa einschläfern lassen?" Die Antwort gab er selbst: "Das muss nicht sein, ist aber eine Möglichkeit." Unter der Rubrik "Was man tun kann" gibt Morgan auch weniger endgültige Tipps zur Reduzierung des Katzenbestands und ruft zum Unterschreiben einer Petition auf, die verpflichtende Registrierung und Mikrochips für Hauskatzen fordert.

Tierwelt nicht nur durch Katzen bedroht
Außer Katzen gibt es eine ganze Reihe weiterer Tiere, die die einzigartige Fauna Neuseelands bedrohen. Nachdem sich die Inseln vor gut 80 Millionen Jahren vom Festland gelöst hatten, entwickelten sich etwa die flugunfähigen Kiwis, die weltgrößten Adler und die größten Vögel, die jemals gelebt haben: die inzwischen ausgestorbenen, straußenähnlichen Moa. Die ersten Menschen, die vor etwa 1.000 Jahren an Land kamen, jagten die heimischen Tiere und schleppten Ratten ein – mit katastrophalen Folgen.

"Obwohl Neuseeland als einer der letzten Flecken der Erde besiedelt wurde, hat kaum ein Land einen ähnlich schlimmen Einbruch an Artenvielfalt erlebt", schreibt die Regierung in ihrem neuesten Papier zur Biodiversität. Durch die mehr als 25.000 von Menschen eingeführten Tier- und Pflanzenarten seien vor allem Vögel und Reptilien bedroht. So seien bereits 32 Prozent der nur in Neuseeland beheimateten Vogelarten ausgestorben. "Unsere Arten waren auf den plötzlichen Einfall der neuen Spezies völlig unvorbereitet", heißt es in dem Schreiben der Regierung.

Lange Liste an Schädlingen
Die Umweltbehörde kämpft an allen Fronten gegen die Eindringlinge. Als "Schädlinge" gelten unter anderem Ziegen, die erstmals 1773 mit Captain James Cook, dem "Entdecker" der entlegenen Inselgruppe, an Land kamen, Rotwild und Opossums, die im 19. Jahrhundert angesiedelt wurden, um eine Pelzindustrie zu starten. Außerdem haben sich Frettchen, Hermeline und Wiesel unkontrolliert vermehrt und gelten als Plage – besonders ironisch, weil man diese Tiere eingeführt hatte, um den Kaninchen-Wildwuchs einzudämmen.

Um dem Problem Herr zu werden, vergibt die Regierung Jagdlizenzen umsonst. Tatsächlich wurden viele der nicht mehr gewünschten Tierarten auf etwa 200 der kleinen neuseeländischen Inseln wieder ausgerottet. Die Vegetation konnte wieder sprießen, was insbesondere jenen Vögeln zugutekommt, die am Boden brüten. Experten sind davon überzeugt, dass es bedrohte Tiere wie die Kiwis in einem – von Morgan und seinen Mitstreitern gewünschten – katzenfreien Neuseeland leichter hätten.

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