Österreich-Premiere

Men Without Hats brillieren mit kultiger Wien-Show

Musik
06.02.2013 08:18
Ein besonderes Schmankerl hat sich Musikfeinschmeckern am Dienstagabend in der Wiener ((szene)) geboten. Erstmals überhaupt flogen die kanadischen 80s-Pop-Heroen Men Without Hats über den großen Teich und feierten bei uns unfreiwillig ihren 25 Jahre alten Charts-Erfolg mit "Pop Goes The World".
(Bild: kmm)

Kanada und Österreich – hier besteht eine besondere Beziehung. Schon viele Jahre bevor die Österreicher den Nordamerikanern die Vorteile des energiesparenden Vollholzbaus präsentierten, eroberte eine in Europa nur peripher wahrgenommene New-Wave-Pop-Band namens Men Without Hats mit dem eingängigen "Pop Goes The World" den Topplatz in den hiesigen Single-Charts. Kein anderes Land in Europa hievte das melodische Keyboardstück in derart hohe Sphären. Da dieser Erfolg fast auf den Tag genau vor 25 Jahren vonstattenging, mutet der Auftritt in der Wiener ((szene)) wie eine Jubiläumszeremonie an.

Ironischer Bandname
Doch falsch gewickelt – der in Würde gealterte Sänger Ivan Doroschuk und seine stark verjüngte Begleitband segelten dieser Tage das erste Mal überhaupt über den großen Teich, um so manch legendären 80er-Jahre-Synthie-Pop-Klassiker auch live feilzubieten. Der Bandname selbst wirkt grotesk-ironisch, sind an den Keyboards und Synthies mit Rachel Ashmore und Lou Dawson doch zwei Frauen in der Fixbesetzung integriert.

Schon nach dem starken Opener "This War" wird den begeisterten Zusehern in der maximal halb gefüllten ((szene)) klar, dass die Montreal-Truppe auch im neuen Jahrtausend noch gut funktioniert. Das ist vor allem Frontmann Doroschuk geschuldet, der trotz fortgeschrittenen Alters mit Sonnenbrille, streng gebundenem Pferdeschwanz und beneidenswert fit gehaltener Figur das Zuckerbrot-und-Peitsche-System anwendet. Während den Liedern regiert in seiner Mimik vehemente Ernsthaftigkeit, abseits punktet er mit freundlicher, fast schon demütiger Publikumsinteraktion.

Generationenverbindend
Die Setlist der Band ist genauso vielseitig aufgestellt wie das Publikum. Treffen bei den Men Without Hats Songs der allersten EP "Folk Of The 80's" aus dem Jahre 1980 ("Where Do The Boys Go?") auf Material des überraschend starken und wesentlich reifer klingenden 2012er-Albums "Love In The Age Of War" ("Devil Come Round", "Head Above Water" etc.), mischen sich bei den anwesenden Zusehern Fans und Schaulustige aus mindestens drei Generationen, die optisch zwischen Altrocker, New-Wave-Mod und Heavy-Metal-Befürworter schwanken.

Der guten Stimmung tut auch die eher triste Zuschauerkulisse keinen Abbruch, und Doroschuk weiß die Halle mit seiner charismatischen Präsenz geschickt zu fesseln. Die größten Jubelarien brechen natürlich bei den Klassikern aus. "I Got The Message" oder "Ideas For Walls" haben den berühmten "Test Of Time" problemlos überstanden, doch worauf gefühlte 105 Prozent der Zuschauer wirklich warten, hat auch Doroschuk gut erkannt: "Könnt ihr mich hören? Jetzt kommt der große Song, auf den ihr alle gewartet habt!"

Legendäre Hymne
"The Safety Dance" – für den gemeinen Kanadier mindestens gleich wichtig wie für den Österreicher Fendrichs "I Am From Austria" – ist auch nach 30 Jahren noch ein unschlagbares Dance-Pop-Manifest. Da stört es auch nicht, dass der Song "The Girl With The Silicon Eyes" nach einem Spielfehler in der Mitte abgebrochen wird – die Men Without Hats schieben das neue Stück noch mal ganz ans Ende des Sets. Zuvor wird noch munter in die Popgeschichten-Kiste gegriffen. Das legendäre ABBA-Stück "S.O.S." wird von Dance-Beats ummantelt und das starke "Living In China" mit harscher Politkritik dargeboten.

"Pop Goes The World" eben – ein Kultabend für die absolute Fangemeinde. Denn ob die Men Without Hats noch einmal auf den Alten Kontinent segeln, darf angezweifelt werden.

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