Patienten "umleiten"

Überlastung: Ärzte für Comeback der Ambulanzgebühr

Österreich
05.02.2013 10:47
Österreichs Ambulanzen platzen aus allen Nähten, beklagen die Spitalsärzte. Sie wollen den Zugang beschränken, weil die Abteilungen an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt seien. Der Vizepräsident der Ärztekammer, Harald Mayer (Bild 2), sprach sich am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal" für Bewusstseinsbildung bei den Patienten und die Wiedereinführung der Ambulanzgebühr aus.

Mayer kritisierte die Gesundheitsreform, die keineswegs eine Entlastung, sondern zusätzlichen Arbeitsaufwand für die Ambulanzen bringe. So würden die Patienten noch häufiger die Ambulanzen aufsuchen, weil es keine zusätzlichen Verträge für Kassenärzte geben soll. Laut Ärztekammer seien jedoch mehr als 1.000 neue Verträge notwendig.

Die Spitäler müssten sich laut Mayer gegen den Ansturm rüsten und ihr Angebot auf das Wesentliche reduzieren: die Versorgung von Notfällen. Umdenken sollen auch die Patienten, die derzeit "bei jedem Wehwehchen" in die Ambulanzen kämen – auch am Wochenende oder in der Nacht, so Mayer. Das sei jahrzehntelang geübte Praxis. Nun müsse man die Patienten "umschulen und zu den praktischen Ärzten umleiten". Auch der Ärztenotdienst könnte laut Mayer attraktiver gestaltet werden, um den Zustrom in die Ambulanzen zu verringern.

"Fakt ist, dass die Patienten, wenn ich im System sinnvoll sparen will, nicht in die teuerste Einrichtung als Erstes ungefiltert kommen sollten", sagte Mayer in Bezug auf die Ambulanzen. Dort solle den Patienten alles geboten werden, "was medizinisch rund um die Uhr notwendig ist". Das müsse man ihnen auch vermitteln. "Heiserkeit, Schnupfen, der eingewachsene Zehennagel oder Bauchschmerzen seit drei Wochen" gehörten nicht in diese Kategorie.

Ambulanzgebühr soll wieder kommen
Neben der Bewusstseinsbildung bei den Patienten schlägt Mayer auch die Wiedereinführung der Ambulanzgebühr vor. Der letzte Anlauf unter der schwarz-blauen Koalition sei gescheitert, weil es zu viele Ausnahmen gegeben habe. 2003 wurde die ungeliebte Gebühr – laut Mayer ein "Rohrkrepierer" – vom Verfassungsgerichtshof wegen Unrechtmäßigkeit aufgehoben.

Nun sei die Zeit wieder reif, über die Ambulanzgebühr nachzudenken: "Ich halte das nicht für unmöglich und nicht für sinnlos, wenn es anders aufgesetzt ist als das letzte Mal, wenn es dazu führt, dass die Patienten strukturiert ins System kommen", sagte der Ärztekammer-Vize. Ohne Gegensteuern werde die Gesundheitsversorgung laut Mayer kollabieren.

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