Nach der Trennung

Normale Beziehung zum Kind trotz Scheidung

Leben
12.02.2013 17:05
Wenn Eltern sich trennen, sind nicht nur die Erwachsenen die Leidtragenden, sondern auch und vor allem die Kinder. Sie können mit dem für sie sicht- und spürbaren Auseinanderbrechen der Familie oft nicht umgehen, machen sich vielleicht sogar selbst Vorwürfe, dass sie die Trennung nicht verhindern konnten. Umso wichtiger, sich während und nach einer Trennung zu überlegen, wie die weitere Beziehung zu den Kindern aussehen soll.

Schon in jener Phase, in der die Beziehung dem Ende zugeht, sollten die Eltern sich bewusst sein, dass ihr Verhalten von den Kindern genau beobachtet wird. Man sollte daher darauf verzichten, sich gegenseitig vor den Kindern schlechtzumachen - auch wenn es sich vielleicht um scherzhaft gemeinte Seitenhiebe und Sticheleien handelt, mit denen ein unerwünschter Charakterzug des Partners aufgezeigt werden soll. Offene Streitereien und Gefühlsausbrüche sollten klarerweise ebenso vermieden werden.

Ehrliches Gespräch
Je schneller dann ein klarer Schlussstrich gezogen wird, desto besser. Dazu gehört auch eine Einigung zum Sorgerecht. In erster Linie sollte aber mit dem Kind ein gemeinsames Gespräch von beiden Erwachsenen geführt werden, in dem ihm erklärt wird, dass sich zwar Mama und Papa auseinandergelebt haben, aber dass das nichts mit dem Kind zu tun hat. Zu diesem Zeitpunkt sollte dem Kind auch erklärt werden, dass es weiterhin beide Eltern hat und auf beide zukommen kann, wenn es etwas braucht – und dass die Eltern das Kind weiterhin beide lieb haben.

Auch ist wichtig, explizit zu sagen, dass die Trennung nicht die Schuld des Kindes ist und dass es auch nichts hätte tun können, um das Auseinandergehen zu verhindern. Natürlich sollte es in diesem Gespräch auch viel Raum für die Fragen, Ängste und Gefühle des Kindes geben, genau wie für seine Wünsche.

Man sollte ihm erklären, wie das Zusammenleben als Familie in Zukunft gestaltet sein wird, etwa: "Unter der Woche kümmert sich Mutti um dich, am Wochenende kommst du zu Papa. Wenn du irgendetwas auf dem Herzen hast oder uns brauchst, kannst du aber immer auf uns beide zählen."

Natürlich räumt so ein Gespräch nicht mit einem Mal alle Sorgen und Ängste des Kindes aus. Es handelt sich um einen großen Umbruch, der mit einem subjektiven Vertrauensverlust verbunden ist. Schließlich bricht seine kleine, sichere Welt – sein Zuhause – gefühlt auseinander. Es wird von Ängsten und Schuldgefühlen geplagt. Daher ist das Einhalten der Versprechungen dem Kind gegenüber, sei es zu Besuchszeiten, gemeinsamen Aktivitäten oder Unterstützung, unbedingt notwendig. Gerade in der ersten Phase der Trennung braucht es die Sicherheit, sich auf das verlassen zu können, was ihm die Eltern versprechen.

Die Eltern sollten auch nicht zögern, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn das Kind während der Trennung in seiner Entwicklung einen Schritt zurück macht, also wieder Einzunässen beginnt, die schulischen Leistungen stark nachlassen, es den Kontakt zu Freunden verweigert, streitlustig, übertrieben aufgedreht oder depressiv wird. Speziell Kinder bis neun Jahre können oft noch nicht mit diesen neuen, starken Emotionen und mit der Veränderung umgehen, da die Eltern das Zentrum ihres Daseins sind. Ältere Kinder haben dagegen oft schon neue Bezugspersonen außerhalb der Kernfamilie, die eine große Hilfe sein können.

Wie geht es weiter?
Für das Kind ist es sehr wichtig, speziell zu dem ausziehenden Elternteil einen guten und vertrauensvollen Kontakt zu behalten. Die Einhaltung der Besuchszeiten ist daher unbedingt notwendig, und die Besuche sollten einem Rhythmus folgen bzw. wie der normale Alltag ablaufen. Es ist nicht erforderlich, das Kind mit tollsten Freizeitangeboten zu überfordern, da hierdurch Stress entstehen kann. Auch einfach nur gemeinsam spazieren zu gehen, etwas zu malen oder gemütlich auf der Couch zu kuscheln, gibt dem Kind Geborgenheit und das Gefühl der Normalität. Das Kind darf nicht den Eindruck bekommen, nur "Besucher" zu sein. Es will lieb gehabt und ernst genommen, gekannt und unterstützt werden. Es ist daher wichtig, sich nach seinem Befinden, seinen Erlebnissen, Wünschen und Sorgen aktiv zu erkundigen.

Man solltet ihm signalisieren, dass man wirklich immer für das Kind da bis. Eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, wie es dem Kind geht, ist, es zeichnen zu lassen und dann über die Zeichnung zu sprechen. So können Kinder ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, und man kann leichter herausfinden, wie man ihnen aktuell helfen kann. In jedem Fall reduziert regelmäßiger und guter Kontakt das Risiko von Entwicklungs- und Lernproblemen.

Was geht gar nicht?
Das Kind darf nicht benutzt werden, um Informationen über den Ex-Partner zu bekommen – es ist kein Spitzel! Auch darf nicht über den Ex-Partner hergezogen oder er schlechtgemacht werden. Dazu zählt auch, dem Kind nicht zu zeigen, wie traurig, wütend oder verletzt man selbst aufgrund der Trennung ist. Ebensowenig ist das Kind ein Vermittler oder Botschafter, das Nachrichten überbringen soll. Es ist absolut notwendig, die ehemalige Beziehung und die Ebene der Eltern-Kind-Beziehung sauber zu trennen. Andernfalls ist das Kind der Leidtragende und es wird immer schwieriger, eine vertrauensvolle und normale Beziehung zum Nachwuchs zu behalten.

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(Bild: kmm)



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