Im 'Krone'-Gespräch

Rathgeber: ‘Politiker holten sich bei mir Anlage-Tipps’

Österreich
27.01.2013 10:55
Nach dem Aufgeben ihres anonymen Daseins und ihrem ersten Auftritt im Licht der Öffentlichkeit ist Monika Rathgeber auch der "Krone" Rede und Antwort über den Spekulationsskandal in Salzburg gestanden. Die 41-Jährige war als Finanzexpertin federführend bei den heiklen Geschäften mit Derivaten, Swaps und Futures. Im Juli 2012 wurden ihr die Vollmachten entzogen, im Dezember wurde sie fristlos gefeuert – doch was die Ex-Referatsleiterin berichtet, bringt jetzt das gesamte System ins Wanken.

Kurzer, schwarzer Ledermantel, darunter ein roter Pulli und um den Hals ein buntes Baumwolltuch – so sitzt Monika Rathgeber neben ihrem Anwalt Herbert Hübel. Als Referatsleiterin war sie jahrelang fürs Budget beim Land verantwortlich und machte zusätzlich das Finanzmanagement. Hinter diesem unscheinbaren Wort verstecken sich die Spekulationsgeschäfte, die Rathgeber durchführte – runde 15 Millionen Euro Gewinn soll die Politik jedes Jahr von ihr verlangt haben. So lange die Millionen flossen, galt die 41-Jährige als Superstar im Amt.

"Du wirst einfach über die Klinge springen müssen"
Doch sie erlebte auch die dunkle Seite der Politik und den brutalen Absturz. "Das passierte am 26. November", erinnert sie sich zurück. Bei einer internen Besprechung mit Abteilungschef Eduard Paulus sowie dem Stab von Ex-Finanzreferent David Brenner warnte Rathgeber vor millionenschweren Verlusten. Die Konsequenz? Brenners Sprecher Roland Graffius machte ihr klar: "Wenn es so ist, müssten Brenner und Paulus gehen – aber ehe die beiden über die Klinge springen, wirst einfach du über die Klinge springen, Monika."

Graffius hat bereits bestätigt, dass das Gespräch so abgelaufen war, aber er will seine Worte nicht als Drohung gemeint haben. Ob Drohung oder nicht – zehn Tage später wurde die Innviertlerin als Alleinverantwortliche für die Affäre präsentiert. Und am 7. Dezember bekam sie die Fristlose. Brenner kündigte erst eine Woche später seinen Rückzug für Jänner an, die Suspendierung von Hofrat Paulus geschah noch einige Tage später. Rathgeber war also wirklich die Erste, die "über die Klinge springen" musste, wie es Pressesprecher Graffius Ende November unverblümt angedeutet hatte.

"Finanzbeirat und Ressort setzten Richtlinien außer Kraft"
Wie war es möglich, dass 2008 in der Finanzkrise die Verluste für das Land explodierten? Immerhin gab es ja strenge Richtlinien, die das Minus begrenzten. Und das Land fuhr bei den Spekulationen allein in dem Jahr ein Minus von satten 316 Millionen ein, von denen 88 sogar realisiert wurden. Bei der Frage hält Monika Rathgeber nur kurz inne. Dann kommt ihre Antwort ganz knapp: "Der Finanzbeirat und das Ressort haben die Richtlinien in dieser Zeit selbst außer Kraft gesetzt", schildert die 41-Jährige. Eine starke Aussage – denn im Beirat saßen als fixe Mitglieder Hofrat Paulus sowie die Berater Utz Greiner und Lauri Karp. Das "Ressort" war Brenner mit seinem Team, der nach eigener Aussage nichts von Verlusten wusste und um die Begrenzung der Risiken bemüht war.

Vor allem die beiden Berater Greiner und Karp waren Rathgeber stets ein Dorn im Auge: "Weil ich überzeugt bin, dass es nicht der richtige Weg ist, die Verantwortung für die Finanzen des Landes an externe Experten abzutreten", meint die Ex-Referatsleiterin und erklärt das genauer: "In einer Krise achten die eigenen Mitarbeiter des Landes besser auf das Geld, für einen Berater von außen ist das nur ein Auftrag", erläutert sie.

Politiker und Kollegen holten sich Tipps
Danach kommt die Rede auf persönliche Verhältnisse – dass nämlich Politiker und Kollegen von ihr Tipps zur Geldanlage wollten. Das bestätigt Rathgeber und erklärt, dass ihr Vorgesetzter – also Hofrat Paulus – mehrfach um Rat in finanziellen Fragen bei ihr anklopfte.
"Aber ich habe mich nie persönlich bereichert", beteuert die Juristin, die als "familiäre Rückendeckung" ihren Bruder und dessen Frau mit zum Termin nahm.

Im Amt war die 41-Jährige nach mehreren Abwerbe-Versuchen der Banken mit einem Sondervertrag angestellt. "Aber die Zahlen, die mir einen Verdienst wie ein Regierungsmitglied nachsagen, die stimmen nicht", berichtet Rathgeber. "Ich hatte 4.000 Euro netto im Monat – gutes Geld." Auf Prämien, die ihr zugestanden wären, verzichtete sie, da das Land Schulden hatte. "Nur für die Mitarbeiter habe ich die Prämien bewilligt", sagt sie.

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