Refugium Arabiens

Mehr als nur Wüste: Zurück zur Natur in der Oase Oman

Reisen & Urlaub
26.01.2013 17:00
Wer Arabien in seiner ursprünglichen Form sucht, sollte sich in den stilleren Osten der Halbinsel begeben: Vom Massentourismus verschont, bietet das friedliche Sultanat Oman neben Traumstränden ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art.

"Dune Bashing" nennt sich die rasante Fahrt mit dem Landrover über die Dünenlandschaft: der beste Ausblick auf den schönsten Sonnenuntergang. Nein, wer das höchste Gebäude und die schnellste Achterbahn der Welt, künstlich angelegte Hotelinseln in Palmenform oder eine Kopie des Pariser Louvre sucht, ist hier falsch. Das Prinzip "Schneller, höher, weiter" überlässt das Sultanat Oman seinen im Nordwesten angrenzenden Nachbarn, den Arabischen Emiraten, Abu Dhabi und Dubai.

"Wir sind sozusagen das Refugium Arabiens, ein stiller Zufluchtsort!", sagt Eihab Attia, PR-Manager des Shangri-La Hotels Barr Al Jissah, und meint damit nicht (nur) das exklusive Resort, wenige Minuten westlich der Hauptstadt Maskat gelegen. Im Ballungsraum leben etwa 1,3 Millionen Menschen, was ca. 60 Prozent der Gesamtbevölkerung Omans entspricht. Der internationale Flughafen wird zwar gerade ausgebaut, doch die Philosophie des sanften Tourismus, die der absolutistische Herrscher Sultan Qabus dem 309.500 Quadratkilometer großen Land verordnet hat, ist überall sichtbar.

Statt Wolkenkratzern und Baukränen wird die Landschaft im Norden vom imposanten, bis zu 3.000 Meter hohen Hadschar-Gebirge mit seinen schroffen Gipfeln geprägt, das die fruchtbare Küstenebene vom kargen Hinterland trennt. Den Luxus findet man im Oman nicht in klimatisierten Mega-Shoppingtempeln, sondern in der Abgeschiedenheit malerischer Wadis (die arabische Bezeichnung für "Tal"), wo Massentourismus (noch) ein Fremdwort ist. Wenngleich auch "immer mehr Kreuzfahrtschiffe in Muskat anlegen und Ausflüge ins Landesinnere anbieten", erzählt Guide Ayman, gehüllt in eine bodenlange weiße Dischdascha, die in den Wüstenregionen der Arabischen Halbinsel von den Männern getragen wird, während der City-Tour durch Maskat – über die Corniche vorbei an Oper und Marina, wo des Sultans Superyacht, die 155 Meter lange Al Said, zurzeit drittlängste der Welt, vor Anker liegt.

Winter als ideale Reisezeit
Der Winter mit Temperaturen von 19 bis 26 Grad ist die ideale Reisezeit. So wird auch ein Besuch des Muttrah Suks nicht zur schweißtreibenden Angelegenheit, sondern zum olfaktorischen Genuss: berauschend der Duft von Datteln, Gewürzen, allen voran Kreuzkümmel und Kurkuma sowie der überall feilgebotene Exportschlager Weihrauch. Hier macht Kosten und Gustieren Spaß – denn die Gastfreundschaft der Omani ist beeindruckend, die Menschen freundlich, nicht aufdringlich oder nervend wie in manch anderen Bazaren. "Wir haben auch kaum Kriminalität!", sagt Ayman und verweist nicht ohne Stolz darauf, dass der Oman ein überaus sicheres Reiseland ist, anders als der im Südwesten angrenzende Nachbarstaat Jemen.

Auch er weiß nur zu gut, dass Öl und Gas nicht ewig sprudeln – noch ca. 15 Jahre, so schätzen die Experten. "Wir haben aber auch genügend andere wunderbare Schätze!", sagt er – und so ist u.a. die Besichtigung der beeindruckenden Großen-Sultan-Qabus-Moschee mit fünf Minaretten, dem größten Seidenteppich der Welt und riesigem Swarovski-Kristall-Luster (die Baukosten werden auf 70 Millionen Euro geschätzt) Pflicht, bevor es mit dem Landrover Richtung Wüste in den Süden geht.

Auto fahren macht im Oman Spaß
Auto fahren macht im Oman richtig Spaß: Der Liter Benzin kostet ca. 20 Cent. Sultan Qabus, der vor 40 Jahren seinen Vater ins Exil verbannte, hat dem Land in gewisser Hinsicht viele westliche Standards verpasst: Er ließ Schulen und Krankenhäuser errichten und Autobahnen bauen. Und so erreicht man die 170 Kilometer entfernte Oasenstadt Nizwah in knapp zwei Stunden – falls kein Kamel allem Hupen zum Trotz die Fahrbahn blockiert. Von Weitem sichtbar ist die alte Festung: Hier bietet sich ein traumhafter Ausblick auf das Bergmassiv und die üppigen Gärten und Palmenhaine Nizwas, das bis ins 12. Jahrhundert Landeshauptstadt war.

Auch da lohnt sich ein Besuch des kleinen, aber sehr feinen Suks. Zeit für einen Snack: Auf den Speisekarten finden sich "Chicken saloona", gebraten oder gekocht mit Knoblauch und Gemüse, oder "maqbuus", Lamm mit getrockneten Limonen, Kardamom und Zimt. Danach wird Omani-Kaffee gereicht, eine interessante Geschmackserfahrung, denn dieser hat mit unserem Kaffee rein gar nichts zu tun und wird in kleinen Tässchen mit Rosenwasser, Kardamom und Safran zubereitet. Ebenfalls nicht unbedingt für jeden Gaumen geeignet: Halwa, die nationale Süßspeise - eine gelatineartige Masse aus braunem Zucker, Eiern, Honig und Gewürzen, die einem überall zum Kosten angeboten wird. "Wir essen das auch ständig und zu jedem Anlass!", lacht Ayman und packt mehrere Portionen ein als Stärkung während des Trips in die rund 12.500 Quadratkilometer große Rimal-Al-Wahiba-Wüste. Sie erstreckt sich über 180 Kilometer von Norden nach Süden: Bis zu 200 Meter hohe Sanddünen, so weit das Auge reicht.

Auf der Suche nach der perfekten Düne
"'Dune Bashing' steht jetzt auf dem Programm!", freut sich Ayman wie ein kleines Kind und jagt den Landcruiser durch die Riesensandkiste, was so manchen Gast veranlasst, doch lieber auf den Rücken eines Kamels umzusteigen. Das Ziel: Die perfekte Düne mit bestem Blick auf den Sonnenuntergang zu finden. Das Nachtlager wird in einem der Wüstencamps, von einfacher bis luxuriöser Ausstattung, aufgeschlagen. Nach der Rückkehr brutzelt schon das Lamm auf dem Grill. Zum Ausklang sitzt man rund ums Lagerfeuer unter sternenklarem Himmel – romantischer geht's kaum –, dafür umso kontrastreicher tags darauf im Wadi Ban Khalid, einem der schönsten Bergtäler, dessen Fluss jetzt Wasser führt. Wanderungen durch diese einzigartige Landschaft werden schließlich mit einem genussvollen Bad in einem natürlichen "Süßwasserpool" perfekt abgerundet (Badesachen nicht vergessen!).

Zurück geht es über die Seefahrerstadt Sur, die im 6. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum für den Handel mit Ostafrika war. Sehenswert ist die Besichtigung einer der Dau-Fabriken – jener Schiffe, mit denen bis ins 19. Jahrhundert Handelsfahrten nach Afrika und Indien unternommen wurden.

Knapp sechs Flugstunden später ist man wieder zurück bei Minusgraden – "ein Traum!", sagt Ayman, der "einmal sehen will, wenn es schneit!" Und wo? In "Sillamsi natürlich!" und zeigt auf seinem Handy Bilder von – Zell am See!

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