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Bildungssystem laut Bericht “teuer” und “ineffizient”

Österreich
14.01.2013 17:52
Neue Mitteilung, altbekanntes Ergebnis: Der aktuelle "Nationale Bildungsbericht", der von 30 Wissenschaftlern für das Unterrichtsministerium verfasst und am Montag präsentiert wurde, stellt dem heimischen Unterrichtswesen kein gutes Zeugnis aus und bringt das Dilemma auf den Punkt: Das System ist "teuer", aber "kompetenzarm" - und es bestehe wenig Chancengleichheit.

Die öffentlichen Bildungsausgaben sind zwischen dem Jahr 2000 und 2009 um 25 Prozent auf durchschnittlich 9.000 Euro pro Kopf gestiegen. Diese Summe liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt. In der Volksschule und im Sekundarbereich (Hauptschulen/Neue Mittelschulen/Allgemeinbildende höhere Schulen/Berufsbildende mittlere und höhere Schulen) sind die Ausgaben pro Kopf um jeweils 40 Prozent höher als im EU-Schnitt, im Hochschulbereich um 26 Prozent.

Unterrichtszeit in Sekundarstufe "unterdurchschnittlich"
Kostentreiber sind dabei laut Bericht die relativ kleinen Klassen und eine geringe Jahres-Unterrichtsleistung in der Sekundarstufe, wo "die Netto-Unterrichtszeit trotz einer relativ hohen statuarischen Lehrerarbeitszeit stark unterdurchschnittlich ist". Doch trotz der hohen Kosten ist das heimische System laut dem Papier "ineffizient".

Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache benachteiligt
Besonders kritisiert wird die Benachteiligung von Kindern nicht-deutscher Muttersprache. Hier müssten die Arbeitsbedingungen an Schulen mit schwierigen Ausgangsbedingungen verbessert werden. Diese müssten zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen demnach mehr finanzielle Mittel als jene mit günstigen Bedingungen erhalten.

Leseleistung entspricht "nicht Erwartungen an Kulturnation"
Auch die schlechte Leseleistung wird im Bildungsbericht bemängelt - diese entspreche "nicht den Erwartungen an eine Kultur- und moderne Wirtschaftsnation". In internationalen Vergleichen lägen die Schüler bestenfalls im Mittelfeld, besonders im Sekundarbereich aber deutlich darunter. "Diese insgesamt unbefriedigenden Leistungen sind nicht nur auf einen verhältnismäßig hohen Anteil an Risikoschülerinnen und Risikoschülern mit besonders schwachen Leseleistungen zurückzuführen, vielmehr kann auch die Leistungsspitze der besonders kompetenten Leser/innen im internationalen Vergleich nur bedingt mithalten."

Die Verfasser des Reports schlagen zudem etwa den Ausbau der Ganztagsschule, individuelle Förderung von Schülern, welche die Mindeststandards nicht erreichen, und eine möglichst späte Einteilung in unterschiedliche Bildungswege vor. Auch zu einer durchgängigen und flächendeckenden Sprachförderung wird geraten.

Schmied: Sprachförderung soll kein Wahlkampfthema werden
Das Thema Sprachförderung will SP-Unterrichtsministerin Claudia Schmied indes aus dem Wahlkampf heraushalten. "Alles, was in Richtung Diskriminierung und Missbrauch dieses Themas für einen vermeintlichen Ausländerwahlkampf geht, bekommt von mir eine klare Absage", so Schmied am Montag. Es dürfe keine "Abwertungskultur" geben, "die dieses Land im vergangenen Jahrhundert schon einmal erlebt hat".

VP-Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz will so bald wie möglich mit der Arbeit an konkreten Maßnahmen zur Sprachförderung beginnen und darüber mit dem Unterrichtsministerium Gespräche führen. Dies solle bereits vor dem Wahlkampf umgesetzt werden. "Das heißt: jetzt Tempo machen", so Kurz in einer Aussendung. Er fordert u.a. ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr bzw. Vorschule für Kinder mit Sprachdefiziten und Deutschintensivkurse für ältere Quereinsteiger mit Sprachproblemen.

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