"Der Zivildienst ist eine rot-weiß-rote Erfolgsgeschichte, die sich eindrucksvoll mit Zahlen belegen lässt. So war das Jahr 2012 für den Zivildienst wieder ein Rekordjahr, das zeigt, dass vonseiten der Trägerorganisationen als auch vonseiten der jungen Männer eine ungebrochen große Nachfrage nach dem Zivildienst besteht."
Alleine im vergangenen Jahr waren 13.869 junge Männer im Einsatz, so die Innenministerin gegenüber dem Ö1-"Morgenjournal". Trotz rücklaufender Geburtenraten würden die Bewerber auch nicht ausgehen, ergänzte Mikl-Leitner.
Da allerdings nicht nur junge Männer den Zivildienst ableisten möchten, denkt Mikl-Leitner nun darüber nach, auch Frauen diese Möglichkeit zu bieten. Daher werde sie am 21. Jänner - sollte die Bevölkerung pro Wehrpflicht und pro Zivildienst stimmen - zu einem runden Tisch laden und das Thema ausführlich diskutieren, so die Ministerin gegenüber Ö1.
Heinisch-Hosek: "Vorschlag ist grotesk"
"Der Vorschlag von Mikl-Leitner ist eher grotesk und zeigt, dass die ÖVP auf die drängenden sozialpolitischen Fragen keine Antworten hat", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Mittwoch. Im Vorschlag der SPÖ wäre es hingegen so, dass es für all jene, die sich für ein freiwilliges Soziales Jahr entscheiden, eine angemessene kollektivvertragliche Entlohnung von rund 1.400 Euro brutto und das 14 Mal im Jahr gäbe. Damit werde auch die nötige soziale Absicherung geschaffen. Und das freiwillige Soziale Jahr soll auch für bestimmte Ausbildungen für Gesundheits-, Krankenpflege- und Pflegeberufe als Pflichtpraktikum angerechnet werden können.
"Warum sollten wir daher den schlechter bezahlten Zivildienst für Frauen öffnen, wenn es eine bessere und vor allem gut bezahlte Alternative gibt? Oder will die Innenministerin, dass Frauen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden?", fragte Heinisch-Hosek.
ÖGB bezeichnet Vorschlag als "absurd"
Auch ÖGB-Präsident Erich Foglar lehnt weibliche Zivildiener ab. Dies wäre kein tauglicher Weg zur Gleichstellung, der Vorschlag von Mikl-Leitner sei "absurd". Frauen leisteten ohnehin schon den größten Teil der sozialen Arbeit in den Familien, was ihnen durch längere Phasen von Teilzeit Einbußen bei ihren Einkommen bis hin zu geringen Pensionen bringe. "Knapp 300 Euro Zivildienst-Taschengeld im Gegensatz zu 1.400 Euro laut Modell des Sozialministeriums - das ist für den ÖGB keine Alternative", so der SPÖ-Politiker.
"Ausbeuterische Sozialpolitik à la ÖVP"
Für die grüne Zivildienstsprecherin Tanja Windbüchler-Souschill ist die Ankündigung, dass der Zivildienst für Frauen geöffnet werden soll, ein großer Unsinn: "Gleichberechtigung gibt es nur, wenn die Wehrpflicht abgeschafft wird. Es geht nicht darum, dass Frauen tun sollen, was Männer schon seit Jahrzehnten machen müssen, sondern es geht darum, dass niemand mehr zwangsverpflichtet wird. Um die personellen und finanziellen Lücken im Sozial- und Gesundheitssystem zu füllen, braucht es keine weiblichen Zivildiener, es braucht finanzielle Mittel für die Organisationen. Alles andere ist eine scheinheilige Debatte vonseiten der ÖVP."
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