TV-Giganten

Größe ist Trumpf: Fernseher-Trends auf der CES 2013

Elektronik
08.01.2013 15:06
Betrachtet man die Fernseher-Neuvorstellungen, die derzeit auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas präsentiert werden, so stellt man fest: Was letztes Jahr 3D-Fernseher waren, sind heuer 4K-Fernseher mit Diagonalen jenseits von Gut und Böse. LG zeigt einen 84-Zoll-Fernseher mit 4K-Auflösung, Samsung Modelle mit bis zu 110 Zoll Diagonale und Sharp gar den ersten 8K-Fernseher. Noch am innovativsten: Panasonic will Smart-TVs zu "Riesentablets" umfunktionieren, und Sony kombiniert als erster TV-Hersteller OLED-Technologie mit 4K-Auflösung. Die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen von 4K-Geräten aber bleibt.

Bis zu einem gewissen Grad mag die Weisheit "Je größer, desto besser" bei Fernsehern ja zutreffen, aber spätestens bei Diagonalen jenseits der 60 Zoll sind die Kapazitätsgrenzen der meisten österreichischen Wohnzimmer erreicht. Das hindert die Fernseherhersteller jedoch nicht daran, immer größere und höher auflösende Modelle vorzustellen. 4K-Fernseher, also TV-Geräte mit der Ultra-HD-Auflösung von 3.840 mal 2.160 Pixeln und Diagonalen von bis zu 110 Zoll, werden derzeit auf der CES in Las Vegas präsentiert.

Samsungs Riesen-TV kommt mit eigenem Ständer
Samsung hat mit dem S9 beispielsweise einen LED-Fernseher vorgestellt, der mit einem eigenen Ständer ausgeliefert wird. Kein Wunder, schließlich dürften die meisten Wohnzimmermöbel an ihre Grenzen stoßen, wenn sie das 85-Zoll-Monster aufnehmen sollen. Der S9 soll künftig sogar in einer XL-Variante mit 110 Zoll Diagonale angeboten werden. LG zeigt mit dem 84LM9600 ein vergleichbares Gerät, das mit 84 Zoll nur um ein Zoll kleiner als Samsungs S9 ist und 20.000 US-Dollar kosten soll.

Sony zeigt mit dem XBR-84X900 ebenfalls ein 84-Zoll-Gerät, das der japanische Konzern mittels Streaming-Dienst mit hochauflösenden 4K-Inhalten versorgen will. Bei Sharp vermeldet man auf der CES stolz, ab sofort LED-Fernseher mit Diagonalen von 60 bis 90 Zoll im großen Stil herstellen zu können, und präsentiert auch gleich den ersten 8K-Fernseher, ein TV-Gerät mit der sagenhaften 16-fachen Pixelzahl eines normalen Full-HD-Geräts.

Verkaufszahlen bei 3D-TVs schwach – 4K soll Kunden locken
Die Verkaufszahlen der im letzten Jahr groß beworbenen 3D-Fernseher sind Berichten der britischen Tageszeitung "The Guardian" zufolge hinter den Erwartungen der Elektronikkonzerne zurückgeblieben. Nun versucht man offenbar, mit höheren Auflösungen und größeren Diagonalen Kunden zu gewinnen.

Es ist allerdings fraglich, ob das den Fernseherherstellern gelingt, schließlich ist 4K-Material derzeit noch absolute Mangelware. Laut "CNET" konnte LG für die Demo-Videos auf dem 84LM9600 gar keinen 4K-Film auftreiben, weshalb kurzerhand Full-HD-Material für die Präsentation hochgerechnet wurde.

4K: Keine Inhalte, Unterschied erst auf Riesen-TV erkennbar
Und selbst wenn es entsprechendes Material geben würde: Derart hohe Auflösungen sind erst auf TV-Geräten sinnvoll, die über die extremen Diagonalen der vorgestellten Geräte verfügen - diese kosten aber ungefähr das Gleiche wie ein Kleinwagen. Auf normal großen TV-Geräten mit 40 bis 50 Zoll Diagonale erkenne der Besucher bei normalem Abstand zum Fernseher gar nichts von der zusätzlichen Auflösung, berichtet "CNET". Erst, wenn man näher an das TV-Gerät rücke, sei der Qualitätsunterschied überhaupt wahrnehmbar.

OLED: LG verkauft erstes 55-Zoll-Modell um 12.000 US-Dollar
Neben 4K-Riesenfernsehern werden auf der CES jedoch auch andere TV-Neuheiten präsentiert – wobei auch hier der tatsächliche Nutzwert hinterfragt werden muss. So zeigt LG beispielsweise einen OLED-Fernseher mit 55 Zoll Diagonale, der einerseits durch äußerst schöne Farben, andererseits durch sehr geringen Stromverbrauch auffällt. Einziges Problem an dem Gerät, das in puncto Bildqualität tatsächlich alle derzeit erhältlichen nicht mit OLED-Technologie arbeitenden Fernseher in den Schatten stellt: Es kostet 12.000 US-Dollar.

Samsung will ebenfalls in den nächsten Monaten einen vergleichbaren OLED-Fernseher auf den Markt bringen, der preislich vermutlich ebenfalls in dieser Liga spielen wird. Sony hat den bisher einzigen OLED-Fernseher mit 4K-Auflösung präsentiert, allerdings leidet auch dieses 56-Zoll-Gerät unter den weiter oben erwähnten 4K-Nachteilen. Ein Preis für das Sony-Gerät ist noch nicht bekannt.

TV mit Touchscreen und Stiftbedienung von Panasonic
Bleiben noch Smart-TVs mit Internetfunktionen, die bei den Kunden bisher besser angekommen sind als 3D. Hier krankt es immer noch vor allem an der Bedienung. Panasonic will bei seinen kommenden Viera-Modellen in diesem Punkt entscheidende Verbesserungen einführen. So zeigt der japanische Konzern auf der CES beispielsweise einen Fernseher, der über einen berührungsempfindlichen Stift verfügt. Mit dem können auf dem Fernseher Notizen gemacht oder Bilder bearbeitet werden wie auf einer digitalen Tafel. Fertig bearbeitete Dateien lassen sich anschließend vom Fernseher wieder auf das Smartphone oder Tablet schicken.

Um viel mehr als eine nette Spielerei handelt es sich aber auch dabei nicht. Die wenigsten Menschen, die sich einen neuen Fernseher anschaffen wollen, werden die Möglichkeit zur Stift-Bedienung als kaufentscheidend ansehen. Sinnvoller ist da schon die andere Neuerung, die Panasonic seinen Smart-TVs spendieren will: Über eine eingebaute Webcam soll der Fernseher künftig den Zuschauer erkennen und eine individuell auf ihn abgestimmte Startseite mit den für den jeweiligen Benutzer wichtigsten Smart-TV-Funktionen erstellen. Das ist praktisch, wird den Kunden, da die Funktionen der meisten Smart-TVs tatsächlich kaum genutzt werden (siehe Infobox), aber auch nicht als echtes Argument für ein solches Gerät dienen.

CES-Fernseher großteils Technik-Demos, keine Must-haves
Nach dem großen Sprung nach vorn, den die TV-Branche beim Umstieg von analogem TV auf digitales HDTV gemacht hat, will es den Herstellern nun nicht mehr so recht gelingen, Neuerungen auf den Markt zu bringen, die beim Kunden auch tatsächlich Anklang finden. Für diese These sprechen die schwachen Verkaufszahlen bei den noch vor einem Jahr hochgelobten 3D-Fernsehern und die Tatsache, dass auch die Innovationen, die LG, Samsung, Sony und Konsorten heuer auf der CES präsentieren, mehr eine Demonstration des technisch Machbaren als eine wirkliche Verbesserung sind.

Die exorbitant hohen Preise – LG will zum Beispiel für sein OLED-Gerät mit 55 Zoll Diagonale 12.000 und für das 4K-Gerät mit 84 Zoll rund 20.000 Dollar – tun ihr Übriges, dass die heuer auf der CES präsentierten Fernseher-Innovationen noch eine ganze Weile brauchen werden, ehe sie tatsächlich in den österreichischen Wohnzimmern Verbreitung finden - wenn das denn überhaupt passiert.

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