Natur pur

Bezauberndes Irland: Westwärts im grünen Norden

Reisen & Urlaub
05.01.2013 17:00
Eine Reise nach Irland ist immer etwas Besonderes – ob sie an alten Schlössern, den Häusern dicht am Meer, auf die Aran-Inseln führt oder bei einem bitter-cremigen Guinness Pause macht.

Freundliche Menschen, ein gesundes Klima und die ewig grüne Natur – Irland hat alles, was abseits von Alltag und Hektik den sanften Tourismus ausmacht. Folge mir auf einer Reise zur Westküste – auf den Spuren Heinrich Bölls und nach Westport, wo Albert von Monaco die Wurzeln seiner Vorfahren (die seines Opas mütterlicherseits) gefunden hat.

Nach dem knapp dreistündigen Flug mit Aer Lingus und der Landung in Dublin erwartet unsere achtköpfige Gruppe eine Whiskey-Verkostung in der Kilbeggan-Brennerei, der einzigen Irlands, die noch keinem ausländischen Investor gehört. Leider werden viele Touristen durch dieses Gebäude geschleust und die Führung scheint nur eine Absicht zu verfolgen – ab in den Kostraum und einkaufen. Der erste Eindruck von Irland ist somit leider alles andere als positiv...

Zu Besuch in Galway
Doch das ändert sich mit der Ankunft in der kleinen Stadt Galway, in der gerade einmal 75.500 Menschen wohnen und die eine Partnerschaft mit der Millionenmetropole Chicago verbindet. Wir steigen im Meyrick-Hotel, dem ältesten Haus am Platz, ab und fühlen uns in der Zeit um etliche Jahre zurückversetzt. Nur 15 Kilometer lang ist der Loch Corrib – jener Fluss, an dem Galway liegt. Wer da die Stimmung nicht fotografisch festhält, ist selber schuld. Und merkwürdig: Zwischendurch regnet es, aber das macht niemandem etwas aus. Das Klima ist so angenehm, nur – es macht hungrig und müde.

Galway ist die Stadt, in der Nora Barnacle (1884–1951), die Ehefrau des Schriftstellers James Joyce, auf die Welt kam und in seinem Roman Ulysses das Vorbild der Molly Bloom war. Und sie ist die Stadt der einzigartigen Claddagh-Ringe. Diese stellen zwei Hände dar, die ein Herz mit Krone halten. Die Art, wie der Ring getragen wird, ist eine Botschaft. Weist das Herz zu den Fingerspitzen, offenbaren sich der Träger/die Trägerin, dass sie nach einem Partner Ausschau halten. Umgekehrt wäre jede Einladung sinnlos, denn es besteht eine Liebesbeziehung.

Der Abend führt uns in die Shop Street zu den zahlreichen Pubs. Im Taafe's Pub, das bereits seit 150 Jahren besteht (das Gebäude steht schon seit 400 Jahren) lernen wir den Nektar der Iren kennen – das Guinness-Bier. Ein Pint – das ist ein knapper halber Liter – ist rasch geleert, das Urteil unmissverständlich: köstlich!

Raues Klima, viel Natur
Am nächsten Tag wartet ein kleines Abenteuer – die Aran-Inseln. Eine Fähre bringt uns in 40 Minuten hin; wer's nobel mag, kann sich auch in einem neunsitzigen Flugzeug der Aer Arann dorthin fliegen lassen. Inishmore heißt die Hauptinsel, Kilronan die Hauptstadt. Ein Lebensmittelgeschäft gibt es da, zwei Pubs, ein Gästehaus und viel, viel Natur. Das Klima ist rau, steile Klippen stemmen sich gegen den Atlantik, der unaufhörlich gegen die Felsen peitscht.

Die Insel lebt hauptsächlich von den Touristen, die Pullover und Westen kaufen können. Und Souvenirs, wie sie – bis auf die Aufschrift – überall gleich sind: Kaffeetassen, Bieröffner, Schlüsselanhänger, T-Shirts. Übrigens: Wer Englisch spricht, die Einheimischen aber nicht versteht, leidet nicht unter einem Black-out. Die Bewohner unterhalten sich in Gälisch, der alten keltischen Sprache. Ein Beispiel gefällig? Nuair a stadann an ceol stadann an rince. Das bedeutet – und klingt zugleich logisch: "Hört die Musik auf, gilt das auch fürs Tanzen." Der Abend endet im gemütlichen Connemara Coast Hotel, in dem – sehr angenehm – die Zimmer sehr groß und komfortabel sind.

Entspannung weit weg von Lärm und Stress
Tag drei bietet etwas, das man mögen muss. Inmitten der Torflandschaft befindet sich ein Kulturdorf, das sich Cnoc Suain nennt. Hier führen ein Ehepaar und seine beiden Töchter die Touristen zurück zur unverfälschten Natur. Wer weit weg vom Auto- und Handylärm einmal so richtig entspannen, wer irische Tänze lernen und sich mit den Bräuchen vertraut machen will, ist hier bestens aufgehoben. Interesse? Infos findet man im Web unter www.cnocsuain.com.

Ganz ehrlich – für mich war's in dem Dorf zu ruhig. Das, was mich freut (und hoffentlich nicht nur mich), erwartet mich einige Kilometer weiter am Aillebrack Pier im Connemare Smoke House. Dort räuchert Graham Roberts mit seinem Vater und guten Freunden Lachs und Makrelen. "Wir sind teuer", sagt der Familienvater selbstbewusst: "Aber unsere Qualität ist dafür besser. Denn wir haben den Sensor fürs Räuchern." Mein Eindruck: bissfester Fisch, zarte Rauchnote – ein wahrer Gaumengenuss.

Kylemore Abbey aus Liebe erbaut
Auf der Fahrt nach Westport, wo wir im Knockranny House Hotel Quartier beziehen, drängt sich ein Besuch in der Kylemore Abbey auf, in der seit 1920 die Benediktinernonnen ihr Zuhause gefunden haben. In dem Schloss, dass der Politiker Mitchell Henry (1826–1910) von 1867 bis 1871 aus Liebe zu seiner Ehefrau Margaret erbauen ließ, werden Naturprodukte hergestellt und verkauft. Besonders beliebt sind die Marmeladen – und die Teeölseife, welche von Schwester Genevieve liebevoll "komponiert" wird. 1,6 Kilometer vom Schloss entfernt – ein Bus pendelt hin und her – können sich meine Augen an dem viktorianischen Garten nicht sattsehen, so schön ist er.

Das Schloss ist mit tragischen Geschichten verbunden. Margaret Henry, Mutter von neun Kindern, starb 1874 im Alter von erst 45 Jahren bei einem Ägypten-Urlaub. Der Herzog von Manchester erwarb das Anwesen am 22. September 1903 um 63.000 Pfund. Er heiratete die Tochter eines amerikanischen Ölbarons und verlor den Besitz im Glücksspiel. 1914 war der Banker Ernest Fawke der neue Herr, und er verkaufte schließlich den Besitz 1920 an die Kirche.

Und noch ein Tipp: Besuch doch die kleine Stadt Westport und dort das Grainne-Vaile-Pub. Hier wirst du Fotos von Fürst Albert von Monaco sehen. Denn von hier stammen die Kellys, die Vorfahren seines Großvaters mütterlicherseits.

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