krone.at-Kommentar

“Schlieri” droht mit seinen Reserven unterzugehen

Sport
03.01.2013 10:00
Die Verteidigungsstrategie von Gregor Schlierenzauer nach dem zweiten Platz in Garmisch war ident mit jener nach Platz zwei in Oberstdorf: "Ich habe noch Reserven." Warum er sich im bisherigen Tournee-Verlauf hartnäckig weigerte, diese anzuzapfen, bleibt freilich sein Geheimnis. Geniale Strategie oder - wahrscheinlicher - resignatives Lippenbekenntnis?

Zugegeben, der Titel dieses Kommentars birgt die Gefahr, fehlinterpretiert zu werden. Schließlich ist Platz zwei bei der Vierschanzentournee selbstredend alles andere als ein Untergang. Die Steilvorlage für diese Formulierung lieferte allerdings "Schlieri" selbst. "Der Zweite ist der erste Verlierer", spricht Österreichs letzte Hoffnung auf den Gesamtsieg in der Donnerstag-"Krone" Tacheles.

Wo sind die Reserven?
Und auch in diversen ORF-Interviews ließ der Tiroler Wunderwuzzi durchklingen, dass er die Tournee doch nicht so unbekümmert in Angriff nimmt, wie zu Beginn mantraartig beteuert. So parierte er die - bestenfalls semioriginellen, manchmal aber eher grenzdebilen - Fragen von Reporter Fred Lentsch nach dem Springen in Garmisch zwar souverän, allerdings stets mit dem Brustton eines Grantlers. Und immer wieder die gleiche Leier: "Ich habe noch Reserven. Ich freue mich aufs nächste Springen. Ich kann Jacobsen auch ohne Wunderschuh schlagen."

"Schlieri" in Bedrängnis
Schön, dass "Schlieri", unser letztes heißes Eisen in der Tournee, positiv denkt. Aber wann gedenkt er, auf diese Reserven zurückzugreifen? Und vor allem: Worin manifestieren sie sich? In den besseren Fliegerqualitäten Schlierenzauers? Wohl kaum. Anders Jacobsen schrammte bei seinem Zauberflug im zweiten Garmisch-Durchgang nur einen halben Meter am Schanzenrekord vorbei. Daran bissen sich die übrigen Athleten serienweise die Zähne aus.

In der jugendlichen Unbekümmertheit des 22-jährigen Tirolers? Eher auch nicht. Jacobsen scheint in der Form seines Lebens. "Ich habe wieder Freude am Leben gefunden", versicherte der Tournee-Leader unlängst glaubhaft. Klingt also nicht danach, als würde der Norweger am etwaigen Druck zerbrechen.

Im Heimvorteil? Darauf hofft nicht nur Schlierenzauer. Jacobsen hat am Bergisel aber schon 2007 mit seinem Sieg bewiesen, dass er auf Schlierenzauers Hausschanze sehr wohl bestens reüssieren kann. Damals löste er übrigens - richtig - Schlierenzauer wegen dessen Rückfall als Tournee-Leader ab und gewann letztendlich die Gesamtwertung.

Weltcup-Leader Schlierenzauer ist also in Bedrängnis, angezählt. Und das dürfte seine größte Reserve sein. Die Hoffnung auf den rot-weiß-roten Konter auf die norwegische Offensive lebt also. Und zwar zu recht.

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(Bild: KMM)



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