Günstige Lösung

“Kinect”-Therapie für verletzte Soldaten in den USA

Elektronik
20.12.2012 10:57
Microsoft und die US-Armee arbeiten offenbar mit Hochdruck daran, auf Basis der von der Xbox 360 bekannten Motion-Capturing-Kamera "Kinect" ein Physiotherapie-Programm für Veteranen und verletzte Soldaten zu entwickeln. Geht es nach der US-Armee, sollen die Soldaten künftig nicht mehr unbedingt ins nächstgelegene Krankenhaus gehen müssen, um sich ihrer Physiotherapie zu unterziehen, sondern zuhause vor dem Computerbildschirm ihre Übungen machen. Für die Armee wäre dies eine äußerst kostengünstige Alternative.

"Microsoft betreibt Forschung, Entwicklung und Marketing, um sicherzustellen, dass man sich der Fähigkeiten des Produkts und der Breite unserer Partnergemeinschaft bewusst wird", sagt Phil West, Chef der Sparte "Lösungen für den öffentlichen Sektor" bei Microsoft, im Gespräch mit der US-Militärzeitung "Defense News". Die Szenarien, in denen sich die US-Armee den Einsatz der Kinect-Kamera vorstellen kann, umfassen therapiebezogene Funktionen, aber auch Training und Simulation, so West weiter.

Kinect: Nicht nur für die Steuerung von Games nützlich
Eigentlich handelt es sich bei Kinect um ein Gerät, das zur Bewegungssteuerung von Spielen genutzt wird. Die Kamera erfasst die Bewegungen des Benutzers und überträgt sie auf einen Avatar auf Konsole oder PC. Eine ganze Reihe von Sportspielen macht sich die Technologie bereits zunutze und lässt die Spieler vor dem Fernseher Fitness-Übungen machen. Aber es gibt auch bereits ernsthaftere Anwendungsgebiete für die Kinect-Kameras, die mit rund 100 Euro Anschaffungspreis auch vergleichsweise günstig sind.

Einige Unternehmen haben sich auf Kinect-basierte Therapielösungen spezialisiert, insbesondere für Physiotherapie-Einsätze erscheint die sowohl für den PC als auch für die Xbox 360 erhältliche Kamera dabei bestens geeignet zu sein. Entsprechende Software ist bereits seit einiger Zeit erhältlich. "ReMotion360" beispielsweise bietet im Grunde genau das, was sich die US-Armee wünscht.

Therapie-Software bereits seit einiger Zeit vorhanden
Die Software des Unternehmens Infostrat aus Washington verwandelt einen handelsüblichen Computer mit Kinect-Kamera in ein Therapiegerät, das die Verletzten mit verschiedenen Aufgaben konfrontieren kann, die ihrer Genesung zuträglich sind. Die Software kann den Benutzer beispielsweise vor die Aufgabe stellen, die Arme in einem bestimmten Winkel zu halten – und erkennt Erfolg oder Misserfolg des Therapierten mithilfe der Kinect-Kamera.

Die Kinect-gestützte Physiotherapie des Militärs würde die gleichen Softwarelösungen verwenden, die auch bereits für Zivilisten verfügbar sind, berichtet die Zeitung. Zumindest vorerst. Es sei nicht auszuschließen, dass sich die US-Armee irgendwann dafür entscheidet, ein eigenes, auf die Bedürfnisse von Soldaten abgestimmtes Trainingsprogramm zu entwickeln.

Kinect-Therapie spart massiv Kosten ein
Ob die Qualität einer mithilfe eines PCs und Kinect durchgeführten Physiotherapie mit der einer von professionellen Therapeuten durchgeführten Behandlung mithalten kann, ist derzeit noch unklar. Sicher ist, dass die Therapie zuhause für die Armee wesentlich günstiger ist als jene in Therapiezentren. Das sei freilich nicht der einzige Grund, warum man den Einsatz von computergestützten Therapien in Erwägung ziehe. "Einige Kameraden haben keinen Zugang zu den nötigen Einrichtungen, weil sie Reservisten sind und nicht nahe genug an der nächsten Kaserne wohnen", sagt West.

Außerdem ermögliche Kinect noch ganz andere Therapiemöglichkeiten für Soldaten. So könnten beispielsweise künftig Mitglieder der US-Armee, die unter posttraumatischem Stress leiden, zur virtuellen Psychotherapie gehen, prognostiziert West.

Anonyme Online-Psychotherapie mit Kinect
"Sie können Avatare benutzen und so ihre Anonymität schützen", sagt er. Online geht es dann beispielsweise zur virtuellen Gruppentherapie, bei der die Identität der Teilnehmer geschützt ist, der Therapeut aber aufgrund der Akten weiß, wer hinter welchem Avatar steckt.

Ob die Therapie mithilfe von Kinect zum Erfolg wird, muss sich erst zeigen. Nur eines ist schon jetzt offensichtlich: Für Microsoft hat sich die Entwicklung der Motion-Capturing-Kamera gelohnt. Alleine innerhalb der Armee gibt es bereits zahlreiche Abteilungen, die sich für das Gerät interessieren – darunter die Forschungs- und Entwicklungsabteilung DARPA, aber eben auch die medizinischen Abteilungen von Armee und Marine. Auch der Rüstungskonzern Lockheed Martin erprobt den Einsatz der Kinect-Kameras, die eigentlich für Computerspieler entwickelt wurden.

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