Campino im Interview

Die Toten Hosen denken noch nicht an die Rente

Musik
19.12.2012 17:15
Mit dem neuen Album "Ballast der Republik" und der dazugehörigen Tour "Krach der Republik" feiern die Toten Hosen zum 30-Jahre-Bandjubiläum die erfolgreichste Zeit ihrer Karriere. Sänger Campino sprach mit der "Krone" über seine ewige Liebe Fußball, jugendliches Scheuklappendenken und gelegentliche Zweifel an seiner Arbeit.
(Bild: kmm)

"Krone": Die Toten Hosen wurden unlängst Ehrenmitglieder ihres Lieblingsfußballklubs Fortuna Düsseldorf. Was bedeutet dir das als großer Fan?
Campino: Das ist eine Geste, die uns sehr rührt, weil wir das nicht erwartet haben. Vor allem jetzt, wo es dem Verein wieder gut geht und er mit den großen Klubs aus Deutschland auf Augenhöhe spielt. Dass sie sagen: "Wir wollen uns nochmals bedanken, dass ihr uns damals vor dem Konkurs gerettet habt", das ist ein gutes Gefühl. Es war aber wirklich nicht nötig. Wir wollten dafür ja keine Anerkennung bekommen – Liebe erwartet ja nichts zurück. Es ist auch ein Beweis, dass wir gerade in der Stadt alle sehr zusammenhalten. Wir nehmen diese Auszeichnung an, für all die chaotischen und unorganisierten Fans, die in allen Jahren immer zum Klub gestanden sind und bei jedem Heim- und Auswärtsspiel saßen. Es ist hoffentlich eine Party, die alle Düsseldorfer freut.

"Krone": Düsseldorf-Trainer Norbert Meier hatte nach dem Aufstieg gesagt: "Campino und Fortuna – das gehört zusammen." Wann wirst du denn mal eine leitende Funktion übernehmen?
Campino: Das möchte ich nicht tun, denn das ist der Bereich, in dem die Politik losgeht. Da bin ich weder gut, noch habe ich die Nerven, mir das anzuhören. Ich lebe lieber als Fan, der leidenschaftlich sagen kann, was ihm gerade durch den Kopf geht und der auch Partei ergreifen kann. Der nicht aufpassen muss, Leuten auf die Füße zu treten. Diese Funktionärsrollen und Vorstandsgeschichten sind immer eine Mauschelei und Politik. Damit will ich nichts zu tun haben.

"Krone": Euer Song "Tage wie diese" ist weit über Düsseldorf hinaus zu einer Fußballhymne geworden. Das muss für dich als Musiker und Fußballfan ja wie ein Ritterschlag sein.
Campino: So kann man das nicht sagen, aber es lief mir natürlich ein Schauer über den Rücken, als das nach dem geschafften Aufstieg in Düsseldorf gesungen wurde. Wenn die Spiele gut sind oder der Aufstieg geschafft wird, dann hört sich das Lied richtig super an. Ich glaube es ist so eine Mischung aus unserem Song und dem Erfolgsmoment auf dem Platz. Das lässt mich schon weich werden und ich hatte schon ein-, zweimal in diesem Jahr Quark in den Knien, denn wenn 50.000 dieses Lied im Stadion singen, ist das schon irre. Da schießt mir dann durch den Kopf wie ich am Schreibtisch saß, diese Zeilen geschrieben habe und mich fragte, ob das irgendjemand überhaupt hören will.

"Krone": Kannst du dich als bekennender Anti-Bayern-München-Mensch über die Champions League-Finalniederlage gegen Chelsea freuen, oder überwiegt da schon das Gefühl "Schade, dass es unsere heimische Mannschaft nicht geschafft hat"?
Campino:(Überlegt lange, lacht) Wie kann ich mich hierzu ausdrücken? Ich finde halt, dass bei solchen Spielen der Bessere oder der Cleverere gewinnen sollte. Was mich bei diesem Spiel gestört hat, war dieses organisierte Schlachtbankett. Chelsea war der Statist, der sich dahinmetzeln lassen sollte, und die Bayern würden in ihrer eigenen Stadt eine famose Party geben. Das ist dann das Tolle am Fußball, dass es keinen Regisseur gibt, der diese Geschichte durchdrückt. Chelsea hat sich nicht auf diesen Opfertisch packen lassen, und denen gebührt dafür großer Respekt. Es wird andere Momente und Jahre geben, wo die Bayern vielleicht eine ähnliche Nummer abziehen wie Chelsea eben hier. Wenn der Schlusspfiff ertönt, dann ist auch das Drama vorbei. Ich finde das dann immer toll – wie beim Eishockey, wenn sich nach dem Spiel immer alle die Hand geben, egal was war. So soll es sein. Dann ist alles andere nur noch Statistik. Ich habe das auch mit Liverpool beim 3:3 gegen den AC Milan im Champions-League-Finale 2005 in Istanbul erlebt. Zwei Jahre später die selbe Paarung in Griechenland. Da haben wir (Liverpool, Anm.) viel besser gespielt, aber der AC Milan hat gewonnen. Das muss man dann schlucken, das gehört dazu.

"Krone": Kommen wir zu eurem neuen Album "Ballast der Republik". Das hat ja im deutschsprachigen Raum alle Charts geknackt. Konntet ihr im Vorfeld mit einem derart großen Erfolg rechnen?
Campino: Absolut nicht. Wir sind auch hocherfreut und völlig überrascht wie das gelaufen ist. Auch die Single "Tage wie diese" hat damit viel zu tun, weil sie so oft im Radio lief. Die Pressekritiken haben uns sehr gefreut und bestätigt, dass wir da anscheinend dieses Mal einen guten Griff gemacht haben.

"Krone": Die Single muss man aber erst einmal schreiben, sonst hilft auch das Radio nichts.
Campino: Es war kein leichter Prozess. Die Platte war für mich schwierig. Vielleicht sogar die schwerste Aufgabe bisher, weil wir gesagt haben, wir wollen mit dem Album zum 30-jährigen Bandgeburtstag rauskommen, und das Album muss dann stark sein, darf kein schlappes Teil werden. Unser eigener Anspruch war unheimlich hoch, und ich bin zwischendurch immer mal wieder eingeknackst, wusste nicht, wo hinten und vorne ist. In der letzten Phase hat sich dann alles gefügt, und es war plötzlich ein roter Faden da. Die Tribute-Platte, die wir dann noch gemacht haben, kam uns plötzlich sorglos aus der Hüfte. Es ging also letztlich alles gut, aber ich habe eineinhalb Jahre in keinem guten Zustand verbracht. Mir ging es einfach nicht gut im Glauben, dass wir das nicht hinkriegen.

"Krone": War der Druck derart groß für dich?
Campino: Ja, aber ich gebe zu, dass wir uns den größten Teil des Drucks selbst gemacht haben. Ich habe es anscheinend so gebraucht, und vielleicht gehöre ich zu den Leuten, die das so durchleiden müssen, bevor sie zu einem guten Ergebnis kommen. Andere Kollegen und Freunde schütteln gute Lieder nur so aus dem Ärmel. Mit links, ganz lässig, und sie haben dabei auch noch eine gute Zeit. Das beneide ich sehr. Ich gehöre leider nicht zu dieser Kategorie.

"Krone": Auf "Ballast der Republik" hast du sehr viele Lieder mit dem Rapper Marteria verfasst. Wie stehst du als Punk zu Rap und Hip-Hop?
Campino: Das Schöne am Älterwerden ist bei uns, dass wir eine Lässigkeit entwickelt haben und gar nicht mehr auf Genres achten. Es gibt für mich nur gute und schlechte Musik. Musik, die mir gefällt, und Musik, die mir nicht gefällt. Ich mag Marteria sehr gerne, weil ich durch seine Texte, die sehr gut zu seiner Musik passen, voll getroffen werde. Ähnlich ging es mir bei Peter Fox. Es gibt gerade im Hip-Hop ein paar wirkliche Sprachtänzer, die Lockerheit haben, ohne das sie flapsig wirken oder am Thema vorbeischießen. Es ist immer eine Freude, mit Leuten aus diesem Bereich zusammenzukommen. Marteria ist ein guter Typ, der in weiten Strecken den gleichen Humor hat wie ich. In den ersten Minuten, wo wir uns begegnet sind, wurden wir Freunde. Sowas gibt es manchmal. Wir hängen viel zusammen herum, waren in Liverpool beim Fußball, und er war jetzt auch in Argentinien, wo wir gespielt haben. Das ist eine Geschichte, die noch am Anfang steht, und wenn mal wieder ein Lied dabei heraus kommt, umso besser. Ich bin mir auch sicher, dass ich irgendwann mal bei ihm auf der Platte mitmachen werde. Man hat sich plötzlich gesehen und gefunden, und da wird dann auch nicht mehr darüber diskutiert.

"Krone": Warst du früher, als du jünger warst, engstirniger bei deinem Musikgeschmack?
Campino: Auf jeden Fall. Wir waren wirklich starke Dogmatiker und haben uns in unserer Punk-Rock-Welt vernagelt. Wir fanden jemand, der nicht weiß wer The Clash und die Dead Kennedys sind, was sollen wir mit dem reden? Das war aber ein Irrtum. Wir haben dann festgestellt, dass es genug Leute gegeben hat, die nie was von diesen Bands gehört haben und mindestens genauso durchgeknallt waren. Wenn man sich die Musik genau ansieht, ist es von Generation zu Generation ein Kreislauf. Wären alle Punks zehn Jahre früher geboren, wären sie alle Hippies geworden, und umgekehrt wären alle Hippies Punks geworden. Das ist ja äußert. Ich glaube auch, dass das komplette Weglassen von Texten in den 90er-Jahren in Form von Technomusik ebenfalls was für die Punks gewesen wäre, wären sie später geboren worden. Das war ja auch radikal. Wir haben keine Stars mehr, die Musik ist der Star. Es wird nicht mehr gesungen und geht nur mehr auf die Zwölf. Mit Techno, den stahlharten Rhythmen konnte ich extrem viel anfangen. Ich fand diese spontan organisierten Partys in irgendwelchen Kanalisationen, Tunneln, Scheunen oder Bahnhöfen wahnsinnig aufregend. Das erinnerte mich sehr an die Anfangsphase von Punk-Rock.

"Krone": Siehst du zwischen gevoteten Casting-Show-Wundern und der fehlenden Protestkultur der heutigen Jugend eine Verbindung?
Campino: Ich möchte das nicht bevormunden. Wenn man so etwas sagt, lehnt man sich extrem weit aus dem Fenster. Wir müssen alle damit umgehen, dass die Welt sich rasant ändert und entwickelt. Wir merken das gar nicht so, können es uns aber selbst nicht mehr vorstellen, wie es war ohne Mobiltelefon und Internet. Diese Errungenschaften bringen einfach andere Konstellationen zustande. Deswegen ist die Geschichte mit dem Voten so intensiv. Die Leute können sich viel schneller beteiligen. Fernsehsender versuchen attraktiv zu bleiben, in dem sie dieses System pseudomäßig so präsentieren, als ob jeder ein Star werden könnte. Man darf das niemandem übel nehmen, der dort seine Chance sucht, um für eine Nacht oder einen Monat Ruhm zu kriegen. Vielleicht auch mit der Überlegung: "Wenn ich das erst geschafft habe, dann drücke ich mein eigenes Zeug durch." Ich habe nichts gegen die Leute. Trotzdem halte ich diese Sendungen für so wertvoll wie einen Big Mac. Das frisst man rein und scheißt es aus.

"Krone": Du würdest dich also in keine Jury einer derartigen Show setzen?
Campino: Nein, auf keinen Fall. Ich bin auch schon von jeder Jury-Sendung gefragt worden, aber ich finde es unsinnig und ungezogen, als Musiker andere Musiker zu bewerten. Als ob ich Ahnung hätte, wie es geht.

"Krone": Denkt man zum 30-jährigen Band-Geburtstag ein bisschen wehmütig an die alten Tage zurück?
Campino: Es wäre schade, wenn da großer Wehmut aufkäme. Gottseidank ist unsere Gegenwart so locker und so verwöhnt von schönen Momenten, dass ein Rückblick gerade sehr leicht fällt. Wir spielen "Hier kommt Alex" oder "Opel-Gang" in einer Leichtigkeit, weil wir wissen, dass die Leute bei den neuen Liedern genauso abfeiern. Zum Beispiel bei "Altes Fieber" oder "Tage wie diese". Die Menschen kommen nicht zu uns, um nur alte Sachen zu hören, sondern um zusammen einen Abend mit uns zu zelebrieren. Das gibt das Selbstvertrauen, einen souveränen Rückblick zu haben. Es war damals schön, aber es ist verdammt noch mal gut, dass es vorbei ist.

"Krone": Gibt es auch Dinge, die du rückblickend gerne ändern würdest?
Campino: Ich muss damit leben, wie es gekommen ist, aber das soll nicht heißen, dass ich gewisse Dinge nicht bereue. Ich halte Sätze wie "No regrets" oder "Ich bereue gar nichts" für einen Beweis von extremer Dummheit. Wer in seinem Leben nichts zu bereuen hat, der ist entweder der liebe Gott oder ein Vollidiot. Es gibt Dinge, die mir Leid tun und die ich gerne unterlassen hätte, aber sie sind geschehen. Die Kreuzungen sind überquert, und man kann das nicht mehr gut stellen. Alles in allem stehen wir heute da und sind die, die wir geworden sind, weil wir auch Fehler gemacht haben. Wenn man aus seinen Fehlern gelernt hat, kann man auch seinen Frieden damit machen.

"Krone": Auch du hast heuer schon gefeiert, nämlich deinen 50er. Auf der Bühne bist du fit wie eh und je – wie funktioniert das so gut?
Campino: Ich bin mein Leben lang so ein Balläffchen gewesen. Wenn irgendwo ein Ball auf der Wiese rollte, bin ich wie ein Hund hinterhergerannt. Für mich ist Bewegung oder Sport nichts, wozu man mich zwingen müsste. Ich weiß aber auch, dass es heute nicht mehr geht, ohne einen bewussten Trainingsplan zu haben. In den Monaten vor einer Tour schwinge ich mich möglichst oft aufs Fahrrad, mache mein Kickboxtraining und schaue auf meine Kondition. Ich bereite mich vor auf das, was da kommt. Ich glaube nicht, dass ich noch in einem Alter bin, wo ich bis zu Tourneebeginn auf der Wohnzimmercouch sitzen kann, dann aufstehe und plötzlich auf der Bühne ausflippe – das würde nicht gut gehen.

"Krone": Im Gegensatz zu vielen Künstlern zeigt ihr euch immer sehr Fan-nah, beantwortet sogar Fragen auf eurer Homepage. Kann das auch zur Belastung werden?
Campino: Ich glaube nicht, dass es eine Belastung ist, denn man wirft sich ja nicht gegenseitig ran. Wir versuchen einfach über das Internet die Möglichkeit zu nutzen, dass die Leute Infos direkt erfahren und nicht über irgendwelche Medien oder eine dritte Vermittlungsstelle. Ich sehe das als ganz großen Vorteil. Einer stellt eine Frage, die für ein paar Tausend Leute interessant ist und ich kann sie beantworten. Das empfinde ich als sehr angenehm und auch als Entlastung. Man ist nicht mehr verpflichtet, in jede Fernsehsendung zu gehen oder mit jeder Zeitung und jedem Radiosender zu sprechen, wenn man das nicht möchte. Man hat seine eigenen Kanäle. Das ist eine Entwicklung, die ich gut finde.

"Krone": Unlängst wart ihr wieder in Argentinien, wo ihr immer wieder gerne Konzerte gebt. Wo siehst du als Künstler die großen Unterschiede zwischen dem südamerikanischen und dem mitteleuropäischen Publikum?
Campino: Die Argentinier sind Europa-begeistert und haben aber auch diese südamerikanische Heißblütigkeit, die uns sehr gefällt. Es ist ein Land, das Rockmusik sehr verehrt. In keinem Land waren die Ramones größer als in Argentinien. Wenn man einmal in Buenos Aires war, dann versteht man auch warum. Sie lieben toughe, harte Musik, das Spektakel, das Raue. So wie sie ihre Fußballmannschaften anhimmeln und abfeiern, so ist das auch bei einem Rockkonzert. Wenn eine beliebte Band auf der Bühne eine Pause macht, um die Instrumente zu stimmen, geht im Publikum sofort ein Mordsgesang los. Das ist wie im Fußballstadion. Eine musikalische Veranstaltung kann nicht näher am Fußball gebaut sein, als in Argentinien. Das ist fast dasselbe, nur das wir keinen Ball auf der Bühne haben.

"Krone": Bereits sechs Wochen vor Beginn waren alle 26 Konzerte eurer "Krach der Republik"-Tour restlos ausverkauft. Seid da selbst ihr nach jahrelanger Erfahrung im Geschäft baff und erstaunt?
Campino: Wir sind auf jeden Fall froh darüber und unheimlich glücklich. Ich freue mich auf diese Tournee, die zwar lang ist, aber nicht zu lang. Sie ist genau so angelegt, dass man jeden einzelnen Abend mit den Leuten würdigen und zelebrieren kann. Ich weiß nicht was ich tun würde, müsste ich 150 Konzerte hintereinander spielen, wovon man die letzten 50 nur mehr so runterreißt. Man muss immer Lust und Freude verspüren, auf die Bühne zu gehen. Wenn man merkt, dass das nachlässt, muss man aufhören oder sich eine Zeit lang zurückziehen. Wenn es nicht anders geht, für immer. Das Hungergefühl muss da sein und das ist bei uns zur Zeit sehr groß.

"Krone": Der Plan ist ja so dicht gedrängt, dass ihr über Weihnachten nur drei Tage frei habt. Bleibt da noch Zeit, um die Feiertage mit den Lieben zuhause zu verbringen?
Campino: Weniger. Man ist dann auch kein guter Weihnachtsmann. Man hat den Kopf voll mit anderen Sachen. Ich persönlich bin mir noch nicht sicher, was ich da mache. Kann sein, dass ich mich alleine zurückziehe und einfach nur schlafe oder dass ich an Heiligabend zu meinem Sohn und der Mutter fahre. In solchen Jahren feiere ich mit meinem Jungen immer Silvester, denn da ist dann alles vorüber und dann ballern wir da richtig rum. Ich finde sowieso, dass Silvester mehr eine Vater-Sohn-Geschichte ist als Weihnachten. Wenn es dann nur jedes zweite Jahr gemeinsame Weihnachten sind, feiern wir das umso scp>

"Krone": Bist du durch die Geburt deines Sohnes auch ruhiger und nachdenklicher geworden?
Campino: Er ist auf jeden Fall derjenige, der mir am meisten beibringt nach all den Jahren, seitdem ich mein Elternhaus verlassen habe. Die Kinder erziehen uns viel mehr, als wir unsere Kinder erziehen. Ich bin dankbar, dass ich Vater werden durfte und genieße es jeden Tag. Ich habe dadurch eine Konstante in meinem Leben, die für mich gut und wichtig ist. Menschen, die so viel reisen und Gefahr laufen zu entwurzeln, die können solche Erfahrungen als Gerüst nehmen, das auch wahnsinnig viel Halt bietet.

"Krone": Sucht ihr euch die Supportbands für eure Touren selbst aus? Diesmal sind das Useless ID, Royal Republic und die Broilers.
Campino: Ja, das stimmt. Useless ID sind aus Israel, mit denen haben wir uns in Tel Aviv angefreundet. Sie haben uns sehr an Green Day erinnert und wir freuen uns unheimlich, dass wir jetzt zurückgeben können, dass wir in Israel mit offenen Armen empfangen wurden. Die Broilers sind aus unserer Stadt. Das ist fein, dass wir endlich wieder eine richtig coole junge Truppe aus Düsseldorf haben, die den Rock 'n' Roll so zelebriert, wie wir ihn auch verstehen. Auch die anderen Bands sind gute Bekannte. Es ist uns immer ein Anliegen, dass wir sie selbst aussuchen.

"Krone": Ihr werdet sicher noch weitere Alben machen, weiter touren. Rente ist noch kein Thema oder?
Campino: Noch nicht. Wir haben uns aber auch nicht geschworen, dass in alle Ewigkeit zu machen. Ewig Freunde zu sein, diese Schwüre kommen immer wieder, aber das muss ja nicht mit Gitarre auf der Bühne sein. Zurzeit geht’s uns gut, wir sind gesund und wie Veteranen einer Fußballmannschaft verlängern wir einfach von Saison zu Saison, je nachdem, wie lange die Knochen halten. Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Sommer noch einige Festivals spielen werden. Dann wird es wieder Zeit sein, sich zurückzuziehen und zu schauen was auf uns zukommt. Mag sein, dass das ein neues Album ist, mag sein, dass wir ein ganz anderes Projekt machen – es gibt keine Pläne. Aber es ist immer noch so gekommen, dass wir uns freuen konnten.

"Krone": Würdest du vielleicht auch wieder mal zur Schauspielerei zurückkehren?
Campino: Das kommt darauf an. Wenn ich Zeit habe, das Projekt gut klingt und ich von den richtigen Menschen angesprochen werde, dann wird sich das schon so fügen. Ich bin und war nie auf der Suche, aber einige tolle Sachen sind auf mich zugeflogen und die Erlebnisse mit Wim Wenders "Palermo Shooting" zu drehen oder mit Klaus Maria Brandauer für die "Dreigroschenoper" Mackie Messer zu spielen, waren dicke Stationen in meinem Leben. Die werde ich genauso wenig vergessen wie wichtige Abschnitte aus dem "Toten Hosen"-Leben.

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