Viel Raum günstig

Skoda Rapid: Darum ist er der neue Passat. Irgendwie.

Motor
14.12.2012 08:06
"Der Skoda Rapid ist der bessere Golf", habe ich irgendwo gelesen. Als Frage ist das berechtigt, als Antwort nicht. Warum? Auf eine Art kann der Rapid dem Wolfsburger nicht das Wasser nachfüllen, auf eine andere ist er ihm haushoch überlegen. In Zeiten des kollektiven finanziellen Downsizings ist er eher der neue Passat.
(Bild: kmm)

Die Tschechen sprengen wieder mal die Klassengrenzen, denn der Rapid basiert zwar auf dem Fabia und ist damit eigentlich als Kleinwagen einzustufen – tatsächlich ist er aber 4,48 Meter lang und bietet so viel Platz, dass man glauben könnte, er sei innen größer als außen. Auf der Rückbank sitze ich hinter dem für mich eingestellten Fahrersitz luftigst und mit überschlagenen (langen!) Beinen. Vorne ist sowieso Platz genug und dank in allen Richtungen verstellbarem Lenkrad und serienmäßig höhenverstellbarem Fahrersitz ist die perfekte Sitzposition schnell gefunden.

Beim Öffnen der Heckklappe wundert man sich beinahe, dass kein Echo erschallt, wenn man hineinruft. Das Ladeabteil unter dem Stufenheck misst 550 Liter Volumen (nur 15 Liter weniger als im Passat) und ist so klar und glattflächig gestaltet, dass sich gefühlt auch eine Europalette ausgehen könnte (tut sie natürlich faktisch nicht, es sei denn, man setzt ein, zwei Mal die Handkreissäge an). Der große Familienurlaub mit dem kompletten Gepäck ist also eine leichte Übung, und die Fahrt macht auch noch Spaß. Dabei schaut der Rapid nicht aus wie ein Laster, sondern ist echt schnittig gestaltet.

Schon die Basis ist alles andere als nackt
In Sachen Bedienung gibt der Skoda Rapid wie erwartet keinerlei Rätsel auf, alles ist ideal zur Hand. Der Innenraum ist hübsch geworden, klar gestaltet und gut verarbeitet, auch wenn das Plastik nicht gerade von der teuren Sorte ist.

Dafür ist er von Grund auf besser ausgestattet, als man vermuten könnte. Klimaanlage sowie CD-MP3-Radio mit vier Lautsprechern und USB-Anschluss in der Mittelkonsole sind Serie, ebenso elektrische Fensterheber und die fernbediente Zentralverriegelung.

In die Türfächer passen 1,5-Liter-PET-Flaschen aufrecht hinein (hinten immerhin 0,5-Liter-Flaschen), das Handschuhfach ist riesig und muss nicht einmal die Warnweste aufnehmen – die befindet sich in einem eigenen Fach unter dem Fahrersitz. Und noch eine von mehreren kreativen Ideen ist serienmäßig: der erste Eiskratzer, den man schon vor dem Einsteigen parat hat – er sitzt in der Tankklappe. Und das alles schon beim Einstiegsmodell um 14.890 Euro (gegen Aufpreis oder in höheren Ausstattungsstufen gibt es noch mehr kreative Ideen wie etwa die Wendematte für den Kofferraum).

Bunter Motorenmix mit bis zu 122 PS
Bei dem Preis muss man sich allerdings mit einem 75 PS leistenden Dreizylinder-Benziner begnügen, dem einzigen Motor, der für Testfahrten bisher nicht zur Verfügung stand. Die anderen vier sind jeder für sich eine Empfehlung wert. Schon mit dem 1,2-Liter TSI mit 86 PS ist man ausreichend motorisiert, wenn der Familienurlaub nicht gerade über den Großglockner führt. Und er ist mit 4,9l/100 km auch noch einen Liter sparsamer als der Dreitopf. Mehr Vortrieb bieten die Version mit 105 PS und vor allem der 1.4 TSI mit 122 PS. Top-Empfehlung ist der 105 PS starke 1,6-Liter Turbodiesel, der kraftvoll und souverän zur Sache geht, bei einem Normverbrauch von 4,0 l/100 km; ein 90-PS-Diesel wird später nachgereicht. Alle diese Motoren (bis auf den Dreizylinder) haben eine Start-Stopp-Automatik und treiben auch den VW Golf an, sind dort aber besser gedämmt. Im Skoda Rapid sind die Sitten rauer.

Der Top-Benziner hat serienmäßig das famose Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an Bord, alle anderen ein gut zu schaltendes manuelles Fünfganggetriebe. Unverständlich bleibt, warum ein sechster Gang nicht für Geld und gute Worte erhältlich ist.

Brav in Ordnung geht das Fahrverhalten, man spürt die Fabia-Basis und damit den Klassen-Unterschied zum Golf. Es geht sogar auf holprigen Straßenkomfortabel dahin, nicht zu weich, nicht zu straff, dennoch mit Seitenneigung in schnellen Kurven. Die Lenkung ist weicher und indirekter. Passt zum Auto und zum Preis. ESP ist natürlich da.

Unterm Strich
Der Skoda Rapid ist ein wirklich gelungenes, an Wolfsburger Maßstäben gemessen sehr günstiges Auto, das sehr viel fürs Geld bietet. Man spürt – bei aller Größe – dass man eigentlich in einem Kleinwagen sitzt, hat aber eigentlich alles, was man braucht. Sogar die ganze Airbag-Palette (außer Knieairbag) ist serienmäßig. Nur auf lustige Müdigkeits-, Notbrems- oder Totwinkel-Assistenten muss man verzichten. In Sachen Ausstattung, Anmutung und Gefühl ist der Golf weit voraus; was die Platzverhältnisse betrifft, setzt der Rapid Maßstäbe. Offen ist nur noch eine Frage: Wer kauft in Westeuropa noch Stufenhecklimousinen der Kleinwagenklasse? Wahrscheinlich Menschen, die sich die Großen nicht mehr leisten können, und solche, denen die kleinen Stufenheckler früher zu fad waren.

Warum?

  • Viel Auto fürs Geld.
  • Extrem viel Platz.

Warum nicht?

Austria-Fans werden sich schwer tun

Oder vielleicht …

… Renault Fluence, Mazda 3 Stufenheck, Mitsubishi Lancer, Dacia Logan, Chevrolet Cruze Stufenheck, Seat Toledo

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(Bild: kmm)



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