Tablet und Notebook

Weder Fisch noch Fleisch: Toshibas Hybrid enttäuscht

Elektronik
11.12.2012 10:09
"Keine Kompromisse" lautet die Parole zu Windows 8, die man dieser Tage bei Microsoft häufiger hört. Dabei sind viele Gerät für das neue Betriebssystem genau das: ein Mittelding, weder Fisch noch Fleisch. Leider bestes Beispiel: Toshibas Ultrabook-Tablet-Hybrid Satellite U920t.

"Das Beste beider Welten" verspricht Toshiba mit seinem Satellite U920t, sei dieses doch Tablet und Ultrabook in einem. Ersichtlich ist dies zunächst allerdings nicht, denn die für ein Notebook typische Tastatur versteckt sich unter einem 12,5 Zoll großen Touch-Display. Erst durch Schieben desselben nach hinten kommen die Tasten zum Vorschein und das Gerät offenbart sein hybrides Wesen.

Mit der Verheißung, dass der Wechsel zwischen Tablet- und Ultrabook-Modus "schnell, einfach und sicher" von der Hand geht, hat Toshiba allerdings nur zum Teil recht. Im Gegensatz zu Sonys vergleichbarem Vaio Duo 11 ist der Schubmechanismus recht schwer zu betätigen und bedarf einer gewissen Kraftanstrengung, was allerdings im Gegenzug für eine stabile und robuste Konstruktion spricht.

Im Test konnten jedenfalls trotz wiederholtem Auf und Zu keine Ermüdungserscheinungen festgestellt werden. Wie viele Schubvorgänge der Mechanismus tatsächlich wegstecken kann, ehe das Display in seinen Führungsschienen unkontrolliert hin und her zu rutschen beginnt, ließ sich in der Kürze der Zeit allerdings nicht feststellen. Bei Toshiba selbst heißt es dazu, dass der Mechanismus "auch nach langer Zeit reibungslos und sicher" funktioniere.

Wobei "reibungslos" in diesem Zusammenhang relativ ist. Denn nicht nur fiel auf, wie schwergängig der Mechanismus ist, sondern auch, dass sich leicht Dreck in den auf der Displayrückseite angebrachten Führungsschienen ansammeln kann, was langfristig zu Beeinträchtigungen führen kann. Keine Sorge muss man sich indes um die Display-Oberfläche machen: Obwohl ständig freiliegend, wird sie durch kratzfestes Corning-Gorilla-Glas geschützt.

Das Display selbst liefert eine Auflösung von 1.366 x 768 Pixeln, reagiert prompt auf sämtliche Eingaben per Finger und lässt Farben kraftvoll strahlen. Ins Freie sollte man sich mit dem Satellite allerdings nur bei bedecktem Himmel wagen, da Spiegelungen sonst die Aussicht trüben. Zum Nachteil gereicht dem Nutzer, dass sich das Display aufgrund der Schiebekonstruktion im Gegensatz zu konventionellen Notebooks nicht zur Gänze in die Senkrechte – sprich: einen 90-Grad-Winkel – kippen lässt und damit stets eine "Angriffsfläche" für diagonal von oben einfallendes Licht bietet.

Für ein Tablet zu schwer und groß
Doch das eigentliche Problem des Satellite U920t ist ein ganz anderes. Genau genommen hat das Gerät sogar drei Schwächen. Die erste betrifft das Gewicht und die Abmessungen. Mit 1,52 Kilogramm und 32,6 x 21,3 x 19,9 Zentimetern ist das Satellite zwar nicht das schmalste und leichteste Gerät am Markt, lässt sich aber dennoch halbwegs komfortabel verstauen und transportieren – für ein Ultrabook, wohlgemerkt.

Betrachtet man das Satellite hingegen als Tablet-Ersatz, fällt die Bewertung eindeutig zu dessen Ungunsten aus. Denn mit einer Hand ist das "Tablet" nur kurze Zeit zu stemmen, ehe es der Oberschenkel oder einer anderen Ablagemöglichkeit bedarf, um die Hand zu entlasten. Das vorzeitige Resümee: zu groß, zu schwer und damit zu unpraktisch.

Gute Leistung, viele Anschlussmöglichkeiten
Das Satellite U920t bloß als übergroßes Tablet mit ausziehbarer Tastatur zu betrachten, wäre jedoch verkehrt und würde dem Gerät auch nicht gerecht. Denn dies erfüllt wie bereits erwähnt die Ultrabook-Standards und steckt damit so manches Tablet spielend in die Tasche – sowohl was die Leistung als auch die Ausstattung anbelangt.

Angetrieben wird der Hybrid wahlweise von einem Core-i3- oder -i5-Prozessor der dritten Generation, der mit 1,8 bzw. 1,7 GHz taktet und das System im Zusammenspiel mit vier Gigabyte DDR3-RAM (erweiterbar auf bis zu acht GB) sowie einer schnellen, 128 Gigabyte großen SSD binnen weniger Sekunden bootet. Für die flüssige Darstellung von Games und Co. sorgt Intels HD-4000-Graphics-Chipsatz.

Anschlussseitig wartet das Satellite mit zwei USB-3.0-Ports, einer HDMI-Schnittstelle, einem SD-Kartenleser sowie einer 1-Megapixel-Kamera auf der Vorder- und einer 3-Megapixel-Kamera auf der Rückseite des Displays auf. Letztere ist dadurch im Tablet-Gebrauch standardmäßig verdeckt. Erst durch Herausschieben des Displays um gut einen Zentimeter kommt sie zum Vorschein und kann zum Fotografieren genutzt werden. Wie bei anderen Tablets auch, sind die Resultate annehmbar, aber keineswegs berauschend. Schnelles WLAN, Bluetooth 4.0 sowie GPS vervollständigen das Angebot.

Geringe Akkulaufzeit, gewöhnungsbedürftiges Touchpad
Dass das Satellite seine in den Bereichen Leistung und Ausstattung zweifelsohne vorhandenen Stärken aber nicht vollends auszuspielen vermag, ist auf die beiden anderen großen Schwächen zurückzuführen: den Akku und die Tastatur bzw. das Touchpad. Mit gerade einmal bis zu vier Stunden Laufzeit liegt der Toshiba-Hybrid deutlich unter den bei Notebooks inzwischen gebräuchlichen fünf bis sieben Stunden. Geht man davon aus, dass das Gerät auch unterwegs genutzt wird, sollten mindestens sieben bis acht Stunden drin sein, um über den Tag zu kommen.

Die dritte und letzte Schwäche betrifft die verbaute Tastatur, was umso überraschender ist, da man gerade in diesem Bereich keine Probleme erwartet, zumindest nicht von Toshiba. Doch die hintergrundbeleuchteten Tasten der QWERTZ-Tastatur sowie des dazugehörigen Multitouch-Touchpads sind schwammig, der Druckpunkt zu gering. Beim Touchpad indes wären statt der Tastenwippe zwei dezidierte Maustasten besser gewesen, so kommt es hingegen leider immer wieder zu Fehleingaben.

Fazit: Bedenkt man, dass die Stärke eines Hybrids gerade in dessen Vereinbarkeit von Unterhaltung und Arbeit liegen sollte, fällt das Gesamturteil für Toshibas Satellite U920t recht ernüchternd aus. Für ein Tablet ist es zu groß und zu schwer, als Notebook hat das Gerät hingegen mit der schwammigen Bedienung zu kämpfen. Hinzu kommt die für beide Betriebsarten viel zu geringe Akkulaufzeit. Angesichts dieser Mankos fällt der Preis von rund 1.100 Euro für die Basisversion mit Core-i3-Prozessor viel zu hoch aus. Für das Satellite mit schnellerem i5 sind sogar noch einmal weitere 100 Euro fällig - da erscheint es derzeit doch sinnvoller, die 1.200 Euro in zwei getrennte Lösungen zu investieren und sich ein jeweils leichtes, laufstarkes Tablet und Notebook zu kaufen.

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