Alkohol-Debatte

Jäger bestehen auf ihren “Tee mit Rum in der Früh”

Österreich
04.12.2012 10:43
Für große Aufregung bei der heimischen Jägerschaft sorgt ein Vorstoß des Österreichischen Tierschutzvereins. Dieser fordert als Reaktion auf die Häufung von Zwischenfällen mit Verletzten bei Jagden in letzter Zeit ein gesetzlich verankertes Alkoholverbot für Jagdteilnehmer. Die Regelung müsse laut Janina Koster vom Tierschutzverein mit 0,0 Promille sogar strenger als für Autofahrer ausfallen. Auch verpflichtende Alkotests nach Jagdunfällen sollten eingeführt werden.

"Da gibt es einen großen Unterschied, denn ich fahre ja auch nicht mit dem Auto, um jemanden zu töten, gehe aber sehr wohl auf die Jagd, um etwas zu töten", erklärte Koster am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal".

"Menschliche Fehler, aber kein Alkoholproblem"
Dem kann Peter Lebersorger, Generalsekretär der Zentralstelle der Landesjagdverbände, nicht viel abgewinnen. Er betonte gegenüber Ö1, dass es sich bei den Zwischenfällen in letzter Zeit um menschliche Fehlleistungen gehandelt habe, vor welchen niemand gefeit sei.

Erst am Montag wurde bei einer Treibjagd in Purkersdorf (Bez. Wien-Umgebung) ein 54-jähriger Jäger angeschossen und an der Schulter verletzt. Wie es zu dem Unfall kam, sei noch Gegenstand von Ermittlungen, hieß es. Auch in den vergangenen Wochen war es immer wieder zu Zwischenfällen gekommen - in Oberösterreich wurde ein Pferd für ein Wildschwein gehalten, in Salzburg verirrte sich eine Kugel in ein Schlafzimmer, anstatt das von einem Jäger anvisierte Rehkitz zu treffen (siehe Infobox).

Alkohol sei aber unter den Jägern kein Problem. Außerdem betonte Lebersorger, dass im Zuge der Selbstkontrolle durch Aufseher und Jagdleiter nur "verlässliche" Jäger mit zugelassenen Waffen an Jagden teilnehmen dürfen. "Man wird die Situation nur durch ein engeres Sicherheitsnetz, durch Schulungen der Jagdleiter verbessern können. Aber dort, wo Menschen zusammentreffen, wird es da und dort zu Fehlleistungen kommen", so Lebersorger, der es für "überzogen" hält, wenn der "Tee mit Rum in der Früh" vor einer Jagd nicht mehr gestattet wäre.

"Mauer" verhindert das Aussieben schwarzer Schafe
Dies wiederum ist für Koster zu wenig. Sie glaubt nicht, dass Kontrollorgane, die mit den Jagdteilnehmern freundschaftlich verbunden sind, eine neutrale Position wahren können. Ein gesetzlich verankertes Alkoholverbot, das durch die Polizei kontrolliert würde, wäre aus ihrer Sicht eine adäquatere Lösung. Sie habe nämlich immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass nach einem Jagdunfall die Jäger zusammenhielten, "die Mauer machten" und somit die "schwarzen Schafe" in den Reihen der Jägerschaft nur schwer zu fassen seien. Zudem sei nicht bekannt, zu wie vielen Jagdunfällen es jährlich in Österreich komme.

Laut Statistik Austria sind derzeit über 120.000 Menschen im Besitz eines Jagdscheins. Im Vorjahr kam es bundesweit zu insgesamt 830.000 Abschüssen.

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