Knapp vorm Abbruch

Erneut turbulenter Stronach-Auftritt in der “ZiB 2”

Österreich
30.11.2012 01:08
Auch dieses TV-Interview mit Frank Stronach wird wohl in die Fernsehgeschichte eingehen: Der Auftritt des Neo-Politikers in der "ZiB 2" am Donnerstag stand schon wenige Sekunden nach Beginn vor dem Abbruch, weil Moderator Armin Wolf den Magna-Gründer keine Stellungnahme zum Thema Eurofighter verlesen ließ. Was dann folgte, war das turbulenteste und phasenweise sicher auch lautstärkste Interview zumindest dieses Jahres.

"Herr Stronach, ich möchte mit einer ganz simplen Frage beginnen, damit wir uns einmal auskennen", stieg Armin Wolf in das "ZiB 2"-Interview ein und fragte seinen Studiogast, ob der Magna-Konzern im Zuge der Eurofighter-Beschaffung "irgendwelche Gegengeschäfte" gemacht habe. Doch bereits damit begann der große Streit: Stronach wollte seine Aussage im U-Ausschuss 2007 verlesen, dies verweigerte Wolf allerdings, weil dies bereits im Vorfeld der Einladung in die ORF-Studios abgelehnt worden sei.

"Was Sie lesen, das zählt ja nicht"
Der ORF-Moderator versuchte die Unterhaltung danach wieder in normale Interviewbahnen zu lenken, jedoch ohne Erfolg. "Was Sie lesen, das zählt ja nicht", warf der Magna-Gründer ihm an den Kopf und war auch in der Folge kaum zu beruhigen. Immer wieder kehrte er zu seinem vorbereiteten Text zurück, bis Wolf nach exakt 2:44 Minuten zum ersten Mal damit drohte, das Gespräch zu beenden.

"Die Magna hat in keiner Art und Weise (von den Eurofighter-Geschäften, Anm.) profitiert. [..] Ich möchte hier noch einmal feststellen, ich habe in keiner Art und Weise jemals mit den EADS-Leuten gesprochen, ich habe nie verhandelt und wir machen auch keine Aufträge für die Flugzeugfirma", beantwortete Stronach dann die Frage doch noch (relativ) kurz und bündig.

Stronach: "Ein ganz schlechtes Spiel"
Wolf wiederholte dennoch noch einmal seine Frage vom Beginn der Sendung und wollte dem Magna-Gründer - vergebens - ein klares "Ja" oder "Nein" entlocken. Daraufhin startete Stronach mit einer Schimpftirade, mit der er sich gegen die "Verleumdungen und ein ganz ein schlechtes Spiel" wehren wollte. Erst nach einer neuerlichen Abbruchsdrohung durch Wolf ließ sich der Austro-Kanadier die nächste Frage stellen.

Stronach war da aber bereits derart in Rage, dass er bei der Antwort immer wieder erwähnte, dass er sich nicht als Profiteur der Eurofighter-Geschäfte verunglimpfen lasse. Seine Fabriken in Österreich würden "kaum Profit" abwerfen (ein Argument, dass er auch in weiterer Folge mehrmals wiederholen sollte, Anm.), aber nicht, weil die Arbeiter schlecht wären, sondern weil die Kosten der Verwaltung zu hoch seien. Dies führte ihn auch zu einer Attacke gegen den öffentlichen Rundfunk, für den "die Bevölkerung 600 Millionen hergeben" müsse.

"Aber von der Wirtschaft verstehst du nichts"
Dann drohte das Interview völlig zu entgleiten. Auf Wolfs Einwurf "Ich verstehe" konterte Stronach erzürnt: "Aber von der Wirtschaft verstehst du nichts. Du musst einmal eine wirtschaftlich gesunde Frage stellen." Der ORF-Moderator konnte den 80-Jährigen danach nur stoppen, indem er ankündigte, bei weiteren Unterbrechungen "den Ton abzudrehen".

Eine konkrete Frage zum Flug des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser mit einem Magna-Flieger in die EADS-Zentrale artete binnen kürzester Zeit wieder in Wortgefechte aus, wodurch Armin Wolf beinahe schon resignierend meinte: "Ich will nicht mit Ihnen streiten." Zum Schluss ließ sich der Studiogast dann auch nicht auf eine konkrete Aussage bezüglich Magna-Manager Sigi Wolf, den Stronach ja immer als seinen Wunschkandidaten als Bundeskanzler in Stellung gebracht hatte, festnageln. "Ich habe mit ihm gesprochen, er hat nicht Ja und auch nicht Nein gesagt", meinte der Neo-Parteichef salopp.

Versöhnlicher Abschied mit Buchwidmung an Wolf
Bereits im Juli hatte ein "ZiB 2"-Auftritt von Stronach für Aufregung gesorgt. Ohne eine Frage von ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher abzuwarten, hatte der Milliardär einen minutenlangen Monolog gestartet, nur unterbrochen von Dittlbachers Versuchen, ihn doch irgendwie zu interviewen. Die ORF-Moderatorin bezeichnete der 80-Jährige danach in einem "Krone"-Interview als "Schulmädchen", das ihm leid getan habe.

Im Gegensatz dazu endete das Interview am Donnerstag offenbar versöhnlicher: Wolf präsentierte zur Verabschiedung noch das Buch "The Magna Man", das Stronach ihm nach dem Gespräch überreicht hatte. Ob die Widmung "Ein guter Reporter" allerdings vor oder nach dem turbulenten Auftritt geschrieben worden war, konnte er nicht beantworten.

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