Google vs. Doogle

Markenstreit: Google will Schul-Abbrecher klagen

Web
15.11.2012 16:20
Bis vor Kurzem war Andries Van Der Merwe ein südamerikanischer Schulabbrecher, der ein Verlust machendes Job-Portal betreibt. Hätte er einen anderen Namen für seine Website gewählt, wäre das wohl auch so geblieben. Weil die Homepage aber "Doogle" heißt, hat der junge Mann kürzlich Post vom milliardenschweren US-Internetgiganten Google erhalten. Seine Homepage verletze Googles Markenrechte, ihm drohe deshalb ein Prozess, heißt es darin.

"Als ich einen Brief von Googles Anwälten bekommen habe, konnte ich nur grinsen", sagt Van Der Merwe der britischen Tageszeitung "The Guardian". Die Job-Börse www.doogle.co.za, die der 23-jährige Schulabbrecher auf einem 50-Euro-Computer aus dem Pfandleihhaus programmiert hat, verletze durch ihr Logo und die Such-Engine die Google-Copyrights, heißt es darin.

Seine Website und das dazugehörige Logo seien den Google-Angeboten zu ähnlich, weshalb Verwechslungsgefahr zwischen Google und Doogle bestehe. Der Betreiber des Job-Portals habe Google bereits angeboten, auf seiner Website eine Notiz zu veröffentlichen, in der er sich von den Angeboten des Suchmaschinen-Konzerns distanziert. Bislang ohne Reaktion.

Idee für Doogle kam während Job als Zeitungsverkäufer
Als Van Der Merwe mit 16 Jahren die Schule abbrach und sich einige Zeit als Zeitungsverkäufer durchschlug, kam ihm die Idee für sein Job-Portal. 2011 fand er einen Investor und registrierte die Domain. Geld warf seine Plattform jedoch nicht ab. "Für ein Jahr oder so habe ich gelitten. Ich hatte gar nichts. Ich verwende heute noch den Computer, den ich im Pfandleihhaus für 600 Rand (50 Euro) gekauft habe, und er ist sehr langsam", so der 23-Jährige zur Zeitung.

"Ich habe kein Geld mit der Seite gemacht. Manchmal muss ich Fische aus dem Fluss fangen, um Essen zu haben. Aber ich denke, Gott ist mit mir", fügt er hinzu. Im ersten Jahr schaffte er es immerhin auf eine Million Seitenaufrufe. Durch den drohenden Prozess mit Google schnellt die Zahl nun aber rasant in die Höhe: Rund 10.000 Aufrufe hatte Doogle am Vortag des Berichts.

23-jähriger Doogle-Betreiber sieht sich im Recht
Er wolle doch nur eine erfolgreiche Firma haben und Menschen helfen, so Van Der Merwe. "Ich kenne einen Mann, der durch Doogle einen Job gefunden hat und heute Manager ist", erzählt er. Trotz des Schattens, den der drohende Prozess gegen das US-Unternehmen auf sein Start-up wirft, ist er guter Dinge. "Ich fühle mich gut, weil ich weiß, dass ich im Recht bin. Wenn sie mich vor Gericht bringen wollen, werde ich den ganzen Weg gehen", sagt der Jungunternehmer zur Zeitung.

Van Der Merwes Anwältin Emmie de Kock zufolge seien die Services von Doogle sehr wohl von den Google-Services unterscheidbar, zumal die Doogle-Suche nur Ergebnisse aus lokalen Datenbanken liefere.

Google blieb eine offizielle Stellungnahme zur Doogle-Causa bislang schuldig, eine Unternehmenssprecherin in Südafrika gab an, dass man Einzelfälle nicht kommentieren wolle, aber den guten Ruf der Marke Google als objektiven und fairen Anbieter von Suchergebnissen unbedingt schützen wolle. Deshalb bitte man die User, keine den Google-Marken ähnlichen Wörter oder Akronyme für ihre Websites zu verwenden, da dies zur fälschlichen Annahme führen könne, es bestehe ein Zusammenhang mit der Suchmaschine.

Andries Van Der Merwe gibt sich trotz allem nicht nachtragend. "Ich bin nicht böse auf Google. Ich benutze immer noch ihre Web-Suche. Wir können vor Gericht gehen und die Sache wie Geschäftsleute klären. Ich werde einfach weitermachen. Ich bin noch jung. Ich habe nichts zu verlieren. Ich werde erfolgreich sein", zeigt er sich im Gespräch mit der britischen Zeitung überzeugt.

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