Eiserne Lady der ÖVP

“Meine Freunde nennen mich Marie” – ein Tag mit Fekter

Österreich
10.11.2012 16:40
Zwölf Stunden mit Finanzministerin Maria Fekter (56), um zu klären: Wie ist die Frau, die alle "Mizzi" nennen, eigentlich privat? Wer wacht bei ihr daheim über die Finanzen? Und warum bekommen wir ihren Mann nie zu Gesicht? "Krone"-Redakteurin Edda Graf hat einen Arbeitstag mit der eisernen Lady der ÖVP verbracht.

"Guten Morgen!", begrüßt uns eine froh gelaunte Maria Fekter zum Frühtermin kurz vor acht Uhr im Wiener Traditionscafé "Eiles": "Eines sag ich gleich: Ich nehme meine Arbeit ernst. Aber ich bin deshalb nicht spaßbefreit!" Vor ihr ein Tag, voll gepackt mit Terminen bei Kanzler, Vizekanzler und dem Bundespräsidenten. Ministerrat, Auszeichnungen, Ehren, Reden, Büro. Eigentlich wie immer.

Wir wollen aber mit der Finanzministerin ausnahmsweise einmal nicht über Griechenland, Euro-Rettung oder Budgetpfade reden, sondern uns der Frage nähern: Wer ist Maria Fekter wirklich? Wie tickt die 56-Jährige, die scheinbar unerschütterlich ihrer politischen Wege geht? Wie ist sie privat?

Schicksalsschlag katapultierte sie aus den Zukunftsplänen
Geboren am 1. Februar 1956 in Attnang-Puchheim, Oberösterreich. Tochter eines Schotterunternehmers, Klosterschülerin in Gmunden, danach Handelsakademie in Vöcklabruck und Doppelstudium (Jus und Betriebswirtschaft). Eigentlich hätte sie an der Kunstakademie inskribieren wollen. Nachdem aber ihr älterer Bruder Anfang der Siebziger tödlich mit dem Auto verunglückte, war klar, dass sie ins Familienunternehmen würde eintreten müssen. Dieser Schicksalsschlag katapultierte sie damals schlagartig aus ihren Zukunftsplänen.

Gleich ums Eck des Cafés liegt ihre Wiener Wohnung in der Lenaugasse. Eine Junggesellinnenbude sozusagen, seit die erwachsene Tochter Carola Denise die WG verlassen hat, um in München bei der Rückversicherung zu arbeiten. "Sie fehlt mir sehr, wir waren ein super Team. Sie ist wegen meines Namens ins Ausland gezogen", bedauert die Mutter. Seither fällt das Halbe-Halbe im Haushalt weg.

Eine fleißige Anpackerin, auch im Haushalt
Vor dem Termin mit der "Krone" hat die Ministerin noch schnell während des Zähneputzens Waschmaschine und Geschirrspüler ausgeräumt: "Das geht zack, zack." Sie ist eine fleißige Anpackerin, auch im Haushalt. Hofstaat gibt es dafür keinen. Den nötigsten Einkauf nimmt sie selbst am Wochenende aus Oberösterreich mit nach Wien, der Kühlschrank in der Zweitwohnung ist voll mit Dauerware: Konserven, Oliven, eingeschweißter Käse. In Attnang-Puchheim sieht man sie an den Wochenenden schon mal im Supermarkt das Einkaufswagerl schieben. Oder im Lagerhaus, wo sie Blumenerde kauft: "Zupfen, garteln, pflanzen – das taugt mir! Ich bin ein bodenständiger Mensch!"

Attnang-Puchheim ist Hauptwohnsitz der Familie Fekter. Eine tiefrote Gemeinde, inklusive ein paar Kommunisten im Gemeinderat. Sie saß dort auch einmal (1986 bis 1990). "Ich bin in der Römerstraße 48 geboren. Jetzt wohne ich wieder in der Römerstraße 48." Geboren wurde sie dort noch unter dem Namen Maria Theresia Mayr. "Ich war eine Hausgeburt. Heute wohnen im Untergeschoß meine Eltern, oben im Dachgeschoß mein Mann und ich. Ich liebe es, am Wochenende für meine betagten Eltern zu kochen. Wildschweinbraten zum Beispiel. Denn unter der Woche kocht meine Mama für meinen Mann."

Fekters Mann ist wie "Misses Columbo"
Damit wären wir bei ihrem Mann, Martin Fekter, 64 Jahre und seit 22 Jahren mit der resoluten Maria verheiratet, kennengelernt damals mit süßen 17 beim Weggehen. Er erinnert in seiner öffentlichen Aura ein bisschen an "Misses Columbo": Man weiß, dass es ihn (sie) gibt, aber die wenigsten haben ihn (sie) je persönlich zu Gesicht bekommen. Nicht mal Parteikollegen. Es gibt so gut wie kein Foto von ihm (nicht mal auf ihrem Schreibtisch, da steht ein gerahmter Traunsteinblick), keine öffentlichen Auftritte. Zu ihrer feierlichen Angelobung oder den Salzburger Festspielen erschien die Ministerin nicht mit ihm, sondern mit ihrer schönen Tochter.

Mit dem Argument "Ich bin nicht dein Beiwagerl!" entzieht sich der Gemahl konsequent jeglicher öffentlicher Präsenz und Betrachtung. Dafür fungiert er als Geschäftsführer des millionenschweren Familienunternehmens ihrer Eltern, der "Niederndorfer Kieswerke & Bau" mit an die 150 Mitarbeitern. In seiner Freizeit rockt Herr Fekter in einer Band namens Die Rentner, wo er die E-Gitarre bearbeitet.

Maria Fekter, nicht ohne Ironie: "Durch ihn komme ich in den Genuss privater Kellermusik. Aber die Harley haben wir vor zwei Jahren verkauft." Wie sie ihren Mann beschreiben würde? "Ich bin eher extrovertiert, er introvertiert. Und er hat noch dasselbe Gewicht, das er bei unserer Hochzeit hatte, was man von mir nicht mehr sagen kann."

Aussehen "kostet mich eineinhalb Stunden in der Früh"
Das Gewicht sei ihre größte Schwachstelle, behauptet die Frau, die alle "Mizzi" nennen, nahezu kokett. Das ungesunde und unregelmäßige Essen, die vielen Verpflichtungen. Zum Ausgleich radelt sie am Wochenende am Hometrainer oder frequentiert in Wien das Margaretenbad. Ihr Äußeres ist immer tipp-topp. "Das kostet mich eineinhalb Stunden in der Früh. Das geht auf meine Schlafenszeit! Ich wasche und föhne jeden Tag Haare, dazu volles Make-up. Ich werde ja dauernd fotografiert. Das gehört zum Job." Den Termin-Marathon absolviert sie mit perfekt manikürten Nägeln: "Ich habe immer Nagelsets dabei. Ich hab ja keine Zeit für ein Nagelstudio."

Wer kümmert sich eigentlich daheim um die Finanzen? Wer ist dort der Chef? "Mein Mann!", schmettert es aus der Ministerin, die immer genau weiß, wie viel Geld sie dabei hat: "Nie über 120 Euro! Jössas, ich muss eh noch zum Bankomaten!" Privat hat sie Viertel-Viertel-Viertel-Viertel veranlagt: Diamanten ("Als Schmuck! Mein Tipp: Besser sparen auf was Größeres als zu viele kleine Fuzzis!" Es geht immer noch um Diamanten), Immobilien, Wertpapiere und Sparbuch trotz der Micky-Maus-Zinsen, aber wegen der schnellen Verfügbarkeit als Notgroschen.

Bei manchen sorgte sie für Befremden, manche begeistert es
Termin bei Vizekanzler und Parteifreund Michael Spindelegger. Noch bevor er uns Berichterstatter erspäht, begrüßt er sie freudig mit: "Hallo, liebe Maria!" In seiner Laudatio kurz darauf wird er sie als "Sie ist der Wirbelwind in unserer Regierung" loben. Der Anlass: Sie hat den ersten Preis beim internationalen e-Government-Wettbewerb für die Transparenzdatenbank eingeheimst, die sie gegen viele Widerstände durchgeschubst hat.

In der Dankesrede läuft die Oberösterreicherin wieder zu bekannter Hochform auf: "Früher waren wir bei den Transferleistungen nicht offen wie eine Dirndlbluse, sondern zu wie eine Burka." Sie hat dieses Sprachbild schon einmal in Alpbach gebracht. Das kam dort ähnlich gut an wie ihre klaren Worte gegenüber der Weltpresse, mit denen sie es schon bis in CNN brachte. Wenn Jean-Claude Juncker üble Laune wegen Nierensteinen hat, spricht sie dies frei aus. Genau wie die EU-Pläne mit Griechenland. Bei manchen mag dies manchmal für – sagen wir – Befremden sorgen. Andere begeistert es.

Peter Pilz nannte sie einmal einen "Partei-Terminator", Regisseur Kurt Palm, den sie schon aus ihrer Zeit aus der Handelsakademie Vöcklabruck kennt, widmete ihr sein Buch "Bad Fucking", in dem eine Ministerin "Maria Sperr" gar schreckliche Torturen erleiden muss, und manche Magazine mokieren sich über ihre zuweilen roboterartige Sprechweise.

Wie kommt die eiserne Lady der ÖVP mit diesem ruppigen Ruf zurecht? "Das hat mich meine Tochter auch schon gefragt. Aber solang' ich weiß, dass ich nicht so grauslich bin, wie man mich zuweilen beschreibt, ist es mir egal. Das passt den Medien halt gut ins Bild."

"Meine wirklichen Freunde nennen mich Marie"
Den Spitznamen "Mizzi" kann sie hingegen gar nicht leiden: "Meine wirklichen Freunde nennen mich Marie!" Was zu einer, die hauptberuflich mit ebendieser zu tun hat, eigentlich auch gar nicht so schlecht passt.

Was Maria Fekter, der es an Durchsetzungskraft beileibe nicht mangelt, noch werden will, kann sie so schnell nicht beantworten. Bekannt ist sie eigentlich dafür, dass sie in der Partei immer dort aushilft, wo grad Not an der Frau ist. Oder doch, etwas fällt ihr dann doch ein: "Mein nächster Karriereschritt ist Großmutter!" Da ihre Tochter bislang aber noch Single ist, könnte sich bis zu diesem freudige

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