Im "Krone"-Interview

ÖSV-Boss: “Ligety macht mir nicht die geringste Sorge”

Sport
02.11.2012 16:50
Dem Mann scheint keine freie Minute zu bleiben. Hin- und hergerissen zwischen den Vorbereitungen für Schladming oder dem Kampf um die tägliche Turnstunde. Zwischen PR-Terminen, Interviews und Sitzungen. In 93 Tagen beginnt die Heim-WM, heute in 14 Wochen wird auf der Planai um Gold in der Königsdisziplin, der Herren-Abfahrt, gekämpft. Im "Krone"-Interview spricht ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, 71, über Rückschläge, Euphorie und über sein großes Versprechen.

"Krone": Herr Präsident, derzeit scheinen die meisten Ihrer Arbeitstage 20 Stunden oder mehr zu haben – wie schaffen Sie das?
Peter Schröcksnadel: Man versucht eben auch in dieser Hinsicht, sich auf alles optimal vorzubereiten. Nur geschehen dann Dinge wie der tödliche Unfall von Björn Sieber vor einer Woche. Und mit einem Schlag ist alles anders. Alles, was so wichtig erschien, wirkt plötzlich nebensächlich.

"Krone": Sogar die Auftaktrennen in Sölden.
Schröcksnadel: Klar, auch die wurden von dieser Tragödie überschattet. Aber das Leben, der Sport – es muss trotzdem alles weitergehen. Und um beim Sport zu bleiben: Viele hat der enorme Vorsprung des Ted Ligety vielleicht beunruhigt. Aber mich nicht. Ich mache mir da nicht die geringsten Sorgen. Weil ich weiß, dass das nicht der Standard ist.

"Krone": Jedenfalls waren die Zuschauerzahlen erfreulich. Wenn trotz miserablen Wetters über 20.000 auf einer engen Straße zu Gletscherrennen fahren, ist das auch für die WM ein absolut gutes Zeichen, oder?
Schröcksnadel: Was die Euphorie betrifft, mache ich mit sowieso nicht die geringsten Gedanken. Wenn die Deutschen ihre Fußball-WM 2006 als Sommermärchen bezeichneten, dann wird diese Ski-WM unser Wintermärchen. Eines, hinter dem die ganze Nation steht und fast alle in diesem Land in seinen Bann ziehen und begeistern wird.

"Krone": Von so einer Einigkeit konnte zwischen den diversen Organisatoren bisher allerdings keine Rede sein.
Schröcksnadel: Es wäre auch das erste Großereignis gewesen, bei dem es im Vorfeld keine Differenzen gab. Aber die sind jetzt alle ausgeräumt.

"Krone": Weil der 'Napoleon der Alpen', wie Sie von manchen gerne bezeichnet werden, ordentlich auf den Tisch haut, wenn’s ihm zu viel wird?
Schröcksnadel: Napoleon wurde in die Verbannung geschickt, alleine deshalb mag ich diese Bezeichnung nicht. Und es kann auch keine Rede davon sein, dass der Verband diktatorisch geführt wird. Aber wenn es nötig ist, setzte ich meine Entscheidungen beinhart durch – anders geht es nicht.

"Krone": Beinhart scheinen Sie sich derzeit auch für die tägliche Turnstunde an den Schulen einzusetzen.
Schröcksnadel: Natürlich! Weil mir die Gesundheit unserer Kinder sehr am Herzen liegt. Wobei das Hauptproblem die Tatsache ist, dass man keinen Leistungsdruck mehr will. Es sollen ja auch alle ohne Benotung aufsteigen dürfen. Und der Sport wird abgelehnt, weil ein Kind traurig sein könnte, wenn das andere schneller läuft. Aber wenn du nicht irgendwann lernst, mit Leistungsdruck umzugehen, wirst du später im Leben scheitern.

"Krone": Das sind auch gute Stichworte für Schladming: Ist es vorstellbar, dass dort immer andere schneller sind und unser Team sportlich komplett scheitert? Erst 2010 sind bekanntlich die Alpin-Herren ohne eine Medaille von den Olympischen Spielen abgereist.
Schröcksnadel: Vorstellbar ist im Sport alles. Weil man nicht komplett von A bis Z durchplanen kann, weil immer Unsicherheitsfaktoren wie Verletzungen, äußere Bedingungen oder Material bleiben. Aber ich kann eines versprechen: dass wir für diese WM alles nur Vorstellbare getan haben oder noch tun werden – wirtschaftlich, organisatorisch und sportlich!

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(Bild: KMM)



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