Spitze umgekrempelt

Apple-Topmanager nach Karten-Debakel gefeuert

Elektronik
30.10.2012 09:06
Apple-Chef Tim Cook hat die Führungsspitze des Konzerns umgekrempelt: Scott Forstall (Bild), Chef der iOS-Softwareplattform, muss nach dem Debakel mit Apples neuem Kartendienst das Unternehmen verlassen. Die Weigerung, eine öffentliche Entschuldigung zu unterschreiben, soll ihm zum Verhängnis geworden sein. Auch der aus Großbritannien geholte Chef der Apple Stores, John Browett, geht nach nur wenigen Monaten. Design-Chef Jony Ive wird dagegen endgültig zur Schlüsselfigur für die Zukunft von Apple.

Mit dem Führungsumbau solle die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Hardware, Software und Dienste verbessert werden, teilte Apple am Montag mit. Der Brite Ive, seit der Rückkehr von Gründer Steve Jobs vor 15 Jahren für das Design von Apple verantwortlich, soll künftig konzernweit zusätzlich für das "Human Interface" zuständig sein - also für die Gestaltung der Software und letztlich das Zusammenspiel von Mensch und Gerät. Ive, der mehrfach durchblicken ließ, dass er sich oft zu sehr im Schatten von Jobs fühlte, bekam in der Mitteilung eine ausdrückliche Würdigung (mehr zur Apple-Führungsriege in der Infobox).

Wegen fehlender Entschuldigung gefeuert
Die Aufgaben Forstalls, der 2013 geht, werden zwischen mehreren Managern aufgeteilt. So wird iTunes-Chef Eddy Cue die Verantwortung für die Kartendienste und den persönlichen Assistenten Siri übernehmen. Die Karten, auf die Apple im Herbst mit dem Marktstart des iPhone 5 umstieg, waren wegen fehlerhafter und ungenauer Darstellungen heftig kritisiert worden.

Forstall trug als iOS-Chef die Verantwortung. Zu seiner Kündigung soll laut "Wall Street Journal" letztlich geführt haben, dass er sich geweigert habe, eine öffentliche Entschuldigung zu unterschreiben. Forstall habe, so der Bericht, eine Entschuldigung des Unternehmens nicht für nötig erachtet, Cook und andere hätten ihm widersprochen. Schließlich setzte Cook seinen Namen unter die Entschuldigung (siehe Infobox).

Forstall soll zuvor schon mehrfach mit anderen Spitzenmanagern aneinandergeraten sein. Unter anderem soll der 43-Jährige kritisiert haben, dass es Apple seit dem Tod von Jobs an einem "Entscheider" fehle. Forstall, einst Schützling des Apple-Mitgründers, wurden vielfach Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt. Das Magazin "Bloomberg Businessweek" bezeichnete ihn einst als "Zauberlehrling" des legendären Apple-Gründers.

Im "Wall Street Journal" heißt es aber unter Berufung auf einen Apple-Insider auch, dass Forstall kein sehr umgänglicher Mensch sei. Er habe "nie in die Unternehmenskultur von Apple" hineingepasst, sei nicht kooperativ gewesen und habe sich häufig auf sein Vertrauensverhältnis zu Jobs herausgeredet.

iOS und OS X unter einer Verantwortung
Eine weitere Veränderung bei Apple: Die Verantwortung für seine beiden Betriebssysteme - iOS für mobile Geräte und OS X für den Mac - legt der Konzern zusammen. Der bisherige OS-X-Chef Craig Federighi wird auch iOS übernehmen. Die Mac-Software hatte in den vergangenen Jahren immer mehr Anleihen aus der verwandten mobilen Version bekommen, auch weil iPhone und iPad inzwischen mehr Nutzer zählen als der Mac.

Hardware-Chef Bob Mansfield, der eigentlich Apple verlassen wollte und von Cook zum Bleiben überredet wurde, leitet künftig eine neu gegründete Technologie-Sparte, die für Mobilfunk-Technik und Chip-Entwicklung zuständig sein wird.

Cook leitet Apple Stores vorerst selbst
Apple-Store-Manager Browett kam Anfang dieses Jahres von der britischen Elektro-Handelskette Dixons zu Apple. Er hatte zuvor beim Supermarkt-Konzern Tesco gearbeitet. Er sorgte relativ schnell für eine Kontroverse mit Sparplänen für die Apple Stores, die rasch zurückgenommen wurden. Nach einem Nachfolger für ihn werde bereits gesucht, bis dahin werde Cook selbst die Führung übernehmen, hieß es.

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