Kerniger Alpenrock

Hubert von Goisern mit 2,5 h langem Stadthallenkonzert

Musik
26.10.2012 13:30
Alpenrocker Hubert von Goisern hat am Donnerstag in der Wiener Stadthalle gleich 140 Minuten seiner vielseitigen Kunst zum Besten gegeben. Zwischen Folk, Blues und Rock glänzte der 59-jährige Gesellschaftskritiker vor allem mit seinen multiinstrumentalen Fähigkeiten.
(Bild: kmm)

"Brenna tuat's guat" – der Titel ist Programm. Bis auf Platz eins der österreichischen Singlecharts "brannte" sich Hubert von Goiserns großer Comeback-Song nach oben. Ausverkaufte Konzerthallen und durchwegs positive Publikumsresonanz inklusive. In der Wiener Stadthalle am Donnerstag setzt der Oberösterreicher auf gediegene Wohnzimmeratmosphäre. Der rote Vorhang und die drei Zimmerlampen vermitteln genau die wohlig-gemütliche Stimmung, die auch Songs wie die Heimathymne "Goisern", das loungige "Lebwohl" oder das Blues-Stück "I versteh di nit" versprühen.

Grenzen sprengen
Leider setzt sich diese Gemütlichkeit aber auch bis ins Publikum durch, denn abgesehen von der guten Stimmung in den vorderen Reihen regiert beim Großteil der Anwesenden eher bewegungsloses Staunen. Es mag schon sein, dass sich so mancher unter dem Banner Hubert von Goisern noch immer kernige Bierzelthits mit Mitgrölfaktor erwartet, doch der steil auf seinen 60er zusteuernde Künstler hat schon länger alle Grenzen und Normen der volkstümlichen Musik gesprengt. Wahlweise mit E- oder Akustik-Gitarre, Ziehharmonika, Maultrommel oder einer Lapsteel-Gitarre bewaffnet, spielt er den gut aufgelegten Geschichtenerzähler mit musikalischer Verve.

Von Goisern ist Systemkritiker, eckt gerne an und verabscheut nichts mehr als Engstirnigkeit. Das bezeugen die "Free Tibet"-Shirts am Merchandise-Stand genauso wie so manch eindeutige Botschaft über Politik und Gesellschaft. Das Feuer lodert noch immer im Herzen des mehrfachen "Amadeus Award"-Gewinners, seine Grenzen enden nicht nur musikalisch weit außerhalb seines Heimatbundeslands. Ob es die sägenden Westerngitarren in "Indianer" oder groovige Rock-Reminiszenzen in "Leben" sind, macht keinen Unterschied – Hubert von Goisern ist anders und schwer zu kategorisieren. Und sollte es mal etwas ruhiger werden, dann setzt der Alpenrocker auf Folkmusik statt Volksmusik.

Musik mit Herz und Hirn
Der einst mit "Die große Chance"-Jurorin Zabine besungene Gassenhauer "Koa Hiatamadl" darf im Zugabenblock des juvenilen Frontmanns auch nicht fehlen, doch seine wahren Stärken spielt der Weltliebhaber mit dem eindringlichen Lokalpatriotismus immer dann aus, wenn er das Tempo sanft abbremst. So sind "Weit, weit weg" und "Heast as nit" auch anno 2012 noch hervorragende Slow-Tempo-Hymnen, die der oftmals platten Hitparaden-Konkurrenz mit viel Herz und noch mehr Hirn die Show stehlen. Fast zweieinhalb Stunden versorgt er das reservierte Publikum mit einem bunten Querschnitt seines Schaffens. Zwischen Hiatamadln, Jodlern und Jauchzern stecken sensible und durchdachte Botschaften, die wie eine Komödie mit ernster Message wirken. Und für das Bierzelt gibt's ja immer noch Andreas Gabalier.

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