Heißer Rap-Abend

Senkrechtstarter Cro begeisterte im Gasometer

Musik
25.10.2012 09:06
Natürlichkeit und Charme statt aufgesetzter Bad-Ass-Attitüde mit prolligen Dicke-Hose-Texten: Deutschlands kometenhaft aufsteigender Rap-Emporkömmling Cro zelebrierte am Mittwoch im Wiener Gasometer die Lust, das Leben und vor allem seine begeisterten Fans.
(Bild: kmm)

Was bewegt Hunderte junge Frauen dazu, einem Rapper mit aufgesetzter Pandamaske zu huldigen? Was schon beim skandalträchtigen Sido funktionierte, klappt auch beim pflegeleichten Charts-Phänomen Cro. Eine Mischung aus Mystik, Verborgenheit und – no na – guter Musik ergibt eben großen Erfolg. Derart groß, dass die Veranstalter die Location vom heimeligen Flex zum ausladenden Gasometer veränderten.

Der in leuchtenden Großbuchstaben von der Bühne prangende Bandname symbolisiert den kometenhaften Aufstieg des jungen Rappers. Wie aus dem Nichts ist der 22-jährige Schwabe emporgeschossen, seine Single-Auskoppelung "Easy" wurde auf YouTube fast 30 Millionen Mal angeklickt und hat sich bereits Gold- und Platin-veredeln lassen. Den plötzlichen Erfolg weiß der bodenständig wirkende Rapper auf der Bühne gut zu kanalisieren. Die Fans bedeuten ihm alles. Ansagen wie "Wien ist echt 'ne geile Sau" und die ständige Interaktion mit dem begeisterten Publikum zeigen einen selbstbewussten und durchaus geübten Entertainer. Eben Rap-Phänomen Cro und nicht sein unter der Maske befindliches, wesentlich schüchterneres Alter Ego Carlo Waibel.

Leichtfüßig und durchdacht
Im Gegensatz zum derberen Sido oder dem nachdenklichen Casper überzeugt Cro mit beneidenswerter Leichtfüßigkeit. Songs wie "Du", "Wie ich bin" oder "Meine Zeit" sorgen nicht nur für fröhliche Gesichter und tanzende Beine, sondern widerlegen auch das viel strapazierte Klischee, dass Deutsch-Rap nur mit einer "Bad-Ass-Attitüde" durchführbar wäre. Cros Mischung aus Rap und Pop – eben "Raop" (der Name seines Debütalbums) – erinnert an einen leichten Sommerspritzer und lässt den drohenden Wintereinbruch für einen Moment vergessen. Hier steht der Spaß im Vordergrund, und der privat so schüchterne Frontmann erweist sich auf der opulenten Gasometer-Bühne als zukunftsträchtiger Unterhaltungskünstler.

Cro ist nett, freundlich und ein Typ zum Anfassen, Er vernachlässigt das Genre-übliche Dicke-Hose-Gepose mit Freude. Den Frauen gegen Männer-Kreischtest im Gasometer-Oval initiiert er aus seiner persönlichen Konzerterfahrung, schließlich ist der weibliche Anteil beim Maskenmann so hoch wie bei kaum einem anderen Künstler. In Wien scheint sich die Geschlechteraufteilung die Waage zu halten. Punktesieg für die Damen, die mit kreativen Gesichtsbemalungen und flauschigen Panda-Augenmasken ihrem großen Helden optisch imponieren wollen.

Grenzenlose Begeisterung
Völlig egal ob Cro einfach geradeaus rappt, seine Songs mit Samples von Iggy Pop ("Passenger") und Aloe Blacc ("I Need A Dollar") würzt oder in einer Songpause mit Siri auf seinem Smartphone spricht – er ist authentisch und gelassen. Als er backstage Justin Timberlakes "Cry Me A River" auf der Gitarre intoniert und gegen Ende hin seinen Megaseller "Easy" ins Rund wirft, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr.

Cro beweist eindrucksvoll, dass die Zukunft der Rap-Szene nicht zwingend aus toughen Wichtigtuer-Lyrics bestehen muss, sondern auch sanft und locker sein kann. Die bombastische Stimmung im Publikum beweist, dass ein Typ wie Cro längst fällig war. So einer darf dann auch mal mit dem T-Shirt "Was reimt sich auf Lanz?" auf der "Wetten, dass..?"-Couch Platz nehmen. Einem netten Pandabären nimmt man das nicht übel.

Für den Auftritt am 26. Oktober im Warehouse St. Pölten gibt es übrigens noch wenige Restkarten. Erhältlich unter 01/96096 oder im "Krone"-Ticketshop.

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