"Hottentottenmusik"

Marius Müller-Westernhagen zu Gast im Gasometer

Musik
29.10.2012 11:41
Er gehört zu den erfolgreichsten deutschen Musikern aller Zeiten, hat in seiner Karriere mehr als elf Millionen Platten verkauft und ist mit der "Hottentottenmusik" wieder dick im Geschäft. Im Interview erzählt Marius Müller-Westernhagen, warum er noch nie in Österreich aufgetreten ist, wieso er Stadion-Konzerte verweigert und dass er seine Tochter lieber studieren als musizieren sehen würde.
(Bild: kmm)

Er ist wieder hier - zum wiederholten Mal. Deutschlands erfolgreicher Rocker Marius Müller-Westernhagen hat "sein Revier" schon vor einigen Jahren verlassen, um in den USA mit renommierten Musikern "Hottentottenmusik" zu spielen.

"Ich habe mich viele Jahre lang gar nicht getraut, diese Musiker nach einer Zusammenarbeit zu fragen", sagt Westernhagen, "die Verbindung kam dann durch meinen in New York lebenden Ko-Produzenten zustande". Die Musikerriege kann sich sehen lassen. An der Gitarre gibt es Brad "Buck Wild" Rice - Gründer der Accelerators - zu bestaunen, Bassist John Cont spielte schon mit David Bowie, und Live-Saxofonist Frank Mead stand schon mit den Sex Pistols und Eric Clapton auf der Bühne.

Für Westernhagen ist das Zusammenspiel mit diesen amerikanischen Rock- und Blues-Größen eine Ehre: "Zu meinem Erstaunen fanden die Musiker mein Material toll." Westernhagen und seine "Hottentotten-Mannschaft" teilen auch die selbe Einstellung: "Ich schätze an den Amerikanern nicht nur ihre Professionalität, sondern auch die Tatsache, dass sie Musik wirklich sehr ernst nehmen. Das setze ich auch voraus."

Österreich-Premiere
Dass er den Begriff "Hottentottenmusik" wählte, hat sich Westernhagen gut überlegt: "Früher wurde sie ja auch als "Negermusik" bezeichnet. Ich habe lange mit meiner Frau darüber gesprochen, ob man so etwas machen kann, und sie meinte, es wäre kein Problem." Zudem hat Westernhagen den Ursprung der "Hottentotten" ausgiebig recherchiert und in der Musik auch Parallelen zu seinen Eltern gefunden: "Für die klang das damals noch wild und völlig außer Kontrolle geraten."

Warum Marius Müller-Westernhagen am 8. November im Wiener Gasometer (Karten für das Konzert siehe Infobox) erst nach über vier Jahrzehnten das erste Mal in Österreich Station macht, kann er selbst nicht genau erklären: "Es hat sich einfach nicht ergeben. Als das Bedürfnis damals da war, ist der Erfolg in Deutschland schon regelrecht explodiert." Über das Konzert will der gebürtige Düsseldorfer nicht allzu viel verraten: "Es wird eine Rock'n'Roll-Show", meint er und fügt lachend hinzu, "wir gehen raus und spielen - das ist, was es ist."

Keine Stadien mehr
Mit den ausladenden Stadion-Tourneen hat Westernhagen schon 1999 aufgehört. Er war in eine Position voller Druck geraten, die er weder ausfüllen konnte, noch wollte: "Einige Journalisten haben geschrieben, dass meine Konzerte Heilige Messen wären. Ich kann ja nicht über das Wasser gehen", denkt Westernhagen schmunzelnd an die Stadionzeiten zurück. Ein Comeback auf den ganz großen Bühnen gibt es definitiv nicht mehr: "Ein Stadionkonzert muss zwangsläufig eine Wagner-Oper mit einem Heldentenor sein. Irgendwann fälllt dann aber der kreative Prozess weg, weil alles nur mehr eine Inszenierung ist."

Lediglich für Charity-Events könnte er sich große Einzelgigs vorstellen. Die Umstellung auf die kleineren Arenen und Hallen war für Westernhagen anfangs aber schon ungewohnt: "Obwohl dort auch 10.000 bis 15.000 Leute reinpassen, dachten wir zuerst, wir wären in einem Übungsraum. Das war anfangs fast gemütlich", fügt er lachend hinzu.

Kritische Worte findet Westernhagen auch zu den großen Plattenfirmen. Sein "Williamsburg"-Album aus dem Jahr 2009 hat er komplett in Eigenregie finanziert und produziert. "Ich bin da einfach niemandem Rechenschaft schuldig. Den großen Firmen geht es heute nicht mehr um Musik, sondern ums Verdienen. Es geht um Image und nicht um Inhalte. Heute werden eher die pflegeleichten als die begabten Künstler unterstützt."

Gute Familiengene
Die musikalischen Gene hat Westernhagen auch seiner Tochter Mimi vererbt, die in naher Zukunft ein neues Album veröffentlichen wird. Ratschläge hätte Papa Marius zuhauf, die Frage sei nur, ob sie sie auch annimmt: "Meine Tochter ist mir charakterlich sehr ähnlich. Anfangs wollte sie alles so machen, wie sie sich das vorgestellt hat. Mittlerweile schickt sie mir aber all ihre Aufnahmen und fragt auch um Feedback." Dass sie im zynischen Musikgeschäft auch mal Verletzungen erleiden kann, versucht ihr der Vater klarzumachen: "Sie ist sehr intelligent und hatte mal den Wunsch, Philosophie zu studieren. Ich hoffe stark, dass sie das irgendwann noch macht."

Der 63-jährige Westernhagen denkt noch lange nicht an die Rente: "Solange es mir Spaß macht und ich es physisch kann, werde ich weiterspielen. Ich bin zum Glück mit Gesundheit und guten Genen gesegnet." Darf auch mit einem weiteren Studioalbum gerechnet werden? "Auf jeden Fall. Ich kann ja gar nicht ohne!"

Karten für den Auftritt im Wiener Gasometer sind unter der Telefonnummer 01/96096 oder im "Krone"-Ticketshop erhältlich.

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