Heftige Kritik

FPK-Dobernig: Slowenen “keine echten Kärntner”

Österreich
07.10.2012 13:37
"Keine echten Kärntner": Kärntens FPK-Finanzlandesrat Harald Dobernig (Bild) hat mit heftigen Aussagen zur slowenischen Volksgruppe aufhorchen lassen. Bei einem Festkonzert des Kärntner Abwehrkämpferbundes schoss er scharf auf die Slowenen in seinem Bundesland und bezeichnete zudem die Ortstafellösung als "Einstiegsdroge". Für Dobernigs "Entgleisungen" hagelte es am Sonntag Kritik von allen Seiten, von Politikern im Bund wie im Land Kärnten. Dieses habe besseres verdient, so die einhellige Meinung der Parteien.

Dobernig sprach der slowenischsprachigen Volksgruppe bei der Feier anlässlich des bevorstehenden 10. Oktober, dem Tag der Kärntner Volksabstimmung, ab, "echte Kärntner" zu sein, berichtete die "Kleine Zeitung" am Sonntag. "Wir müssen uns stärker artikulieren, müssen kämpfen, gemeinsam Leserbriefe schreiben, sonst glaubt man, dass es in Kärnten nur noch die slowenische Vertretung gibt", zitierte das Blatt den FPK-Landesrat.

"Kärnten ist nicht zweisprachig" und "man hat bereits den Eindruck, dass in Kärnten mehr Slowenen als richtige Kärntner leben", schoss sich Dobernig demnach auf die Volksgruppe ein. Kritik übte der FPK-Politiker zudem erneut an einer Ende September präsentierten Zehn-Euro-Sondermünze mit dem Aufdruck "Kärnten/Koroska" - der Name des Bundeslandes in deutscher und slowenischer Sprache.

SPÖ-Kaiser: "Erschreckend und beschämend"
Für Kärntens SPÖ-Chef Peter Kaiser sind die Aussagen von Dobernig "erschreckend und aufs Schärfste zurückzuweisen". Der rote Landeshauptmannstellvertreter sagte, es sei beschämend für Kärnten und ganz Österreich, wenn ein junger Mensch derart rückwärtsgewandt in der Politlandschaft fuhrwerke. Kritik übte Kaiser auch an Landeshauptmann Gerhard Dörfler, der "seinen Jung-Landesrat mit einer derart Kärnten schadenden Politik gewähren lässt".

Ostermayer: "Lernen Sie Geschichte"
SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer, der Chefverhandler der Kärntner Ortstafellösung war, stellte sich "vehement gegen die menschenverachtenden Aussagen" von Dobernig. "Die Ortstafellösung als 'Einstiegsdroge' zu bezeichnen ist an Absurdität nicht zu überbieten", kritisierte er. "Ich rate dem Landesrat: 'Lernen Sie Geschichte, Herr Dobernig' und zeigen Sie mehr Respekt vor der Verfassung", so Ostermayer.

Grüne legen Dobernig Rücktritt nahe
Grünen-Landtagsabgeordneter Rolf Holub bezeichnete Dobernigs Aussagen als "furchtbar scheußlich und völlig jenseitig". "Solche Aussagen haben 2012 in Kärnten nichts mehr verloren", stellte der Grüne fest. Holub legte dem FPK-Landesrat den Rücktritt von allen Funktionen nahe. "Kärnten braucht einen neuen Weg in die Zukunft und keine Politiker, die unser Bundesland ständig mit ewiggestrigen Meldungen in die Schlagzeilen bringen und das Trennende vor das Gemeinsame stellen", so der Grünen-Abgeordnete.

Auch Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig verurteilte den "inakzeptablen Ausritt" Dobernigs aufs Schärfste. "Das ist nicht nur eine Attacke gegen die slowenische Volksgruppe, sondern gegen alle Kärntnerinnen und Kärntner, für die die Lösung der Ortstafelfrage ein Schritt in die richtige Richtung war", so Glawischnig. Dobernig solle zurücktreten, forderte sie.

BZÖ-Bucher: "Nicht mehr ernst zu nehmen"
"Nicht mehr ernst zu nehmen" sei der FPK-Landesrat aufgrund seiner Aussagen, kommentierte BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher Dobernigs "Kampfaufruf" gegen die slowenische Volksgruppe. "Die Kärntner haben genug von sinnlosem Streit über Volksgruppen und Ortstafeln, sie wollen Visionen für das Land", so Bucher, der selbst Kärntner ist.

ÖVP sieht Schaden für Kärntens Ruf
Davon, dass Dobernigs Aussagen dem Ruf Kärntens schaden, ist auch die Landes-ÖVP überzeugt. Parteichef Gabriel Obernosterer findet es traurig, dass die Freiheitlichen immer noch nicht begriffen hätten, in welche Situation sie Kärnten gebracht hätten. "Und das Einzige, was ihnen für den Wahlkampf einfallt, ist wieder zu versuchen, die Menschen im Land zu spalten." Für Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz sind Dobernigs Aussagen übrigens "wirklich dumm".

Dobernig bleibt bei "Einstiegsdrogen"-Sager
Dobernig selbst bekräftigte am Sonntag seinen "Einstiegsdrogen"-Sager im "Mittagsjournal" des Radio Kärnten. Er glaube nicht, dass seine Aussagen jemanden verletzten könnten, daher gebe es nichts zurückzunehmen. Allerdings seien slowenischsprachige Kärntner natürlich richtige Kärntner, distanzierte sich der FPK-Finanzlandesrat von seiner Aussage, es gebe Slowenen und "echte Kärntner". FPK-Chef Kurt Scheuch schließlich nannte die Kritik an seinem Parteifreund wenig überraschend "völlig überzogen".

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