Migrantenkinder

Kurz fordert Aus für “Abschiebung” in Sonderschulen

Österreich
21.09.2012 13:39
Kritik an der "Abschiebung von Migrantenkindern in Sonderschulen" hat Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz am Freitag geübt. So lag der Ausländeranteil an Sonderschulen im Schuljahr 2010/11 laut Statistik Austria österreichweit mit 18 Prozent fast doppelt so hoch wie an Regelschulen mit rund zehn Prozent. Für Kurz ein "scheinheiliges, verlogenes System". Der ÖVP- Staatssekretär fordert deshalb eine Reform des Systems, etwa Deutschunterricht schon vor dem Schuleintritt. Unterstützung für seine Kritik bekam Kurz von den Grünen.

Alleine in Wien sind laut den Daten der Statistik Austria 18 Prozent aller Schüler ausländische Staatsangehörige, während der Ausländeranteil an den Sonderschulen bei 28 Prozent liegt. Praktisch das gleiche Muster zeigt sich, wenn man unabhängig von der Staatsangehörigkeit die Umgangssprache der Kinder heranzieht. Laut Statistik haben 18 Prozent aller Schüler in Österreich (Wien: 43 Prozent) eine andere Umgangssprache als Deutsch, an den Sonderschulen sind es dagegen 29 Prozent (Wien: 53 Prozent).

"Schulsystem nicht in der Lage, Mangel zu beheben"
"Es ist nicht davon auszugehen, dass ein Zusammenhang zwischen der Herkunft und dem sonderpädagogischen Bedarf besteht. Vielmehr handelt es sich bei der Ursache um mangelnde Deutschkenntnisse. Das Schulsystem erscheint nicht in der Lage, diesen Mangel ausreichend zu beheben", heißt es dazu in einem Analysepapier des Staatssekretariats.

"Hier bleiben so viele Talente liegen", meinte Kurz. "Was soll aus diesen jungen Leuten werden? Sie haben null Chancengleichheit und es schwerer, einmal einen guten Job zu finden." Angesichts der Situation an den Sonderschulen sieht sich der Staatssekretär auch darin bestärkt, dass "eine Reform des derzeitigen Systems nach dem Prinzip Deutsch vor Schuleintritt erfolgen sollte."

Grüne: Individuelle Förderung statt Sonderschule
Die Integrationssprecherin der Grünen, Alev Korun, sieht durch die Aussagen von Kurz jedenfalls die "langjährige" Kritik ihrer Partei bestätigt. Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, habe bereits vor Monaten auf den hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in Sonderschulen aufmerksam gemacht: "Selektion, ob in der Sonderschule oder in Migrantenklassen" sei jedenfalls der falsche Weg zur Integration, so Korun. "Wir fordern daher die Abschaffung von Sonderschulen."

Die Schlussfolgerung von Kurz, dass angesichts dieser Situation Schüler bereits vor Schuleintritt in Extra-Deutschklassen kommen sollen, ist für Korun hingegen falsch. "Die richtige Schlussfolgerung ist vielmehr, dass wir einerseits statt Sonderschulen die Förderung von Kindern durch zusätzliche Lehrer in gemeinsamen Klassen verstärken müssen und andererseits integrative Schulen schaffen, die weder Kinder mit nicht deutscher Muttersprache noch Kinder mit Förderbedarf in die Sonderschule abschieben", erklärte die Grüne.

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