Foto-Trends

Photokina feiert Hochzeit zwischen Kamera und Handy

Elektronik
17.09.2012 12:10
Die Foto-Industrie befindet sich im Umbruch. Nirgendwo wird das dieser Tage so deutlich wie auf der Photokina in Köln, wo die sogenannte Imaging-Branche beim traditionellen Treff ihre Neuheiten präsentiert. Besonders gefeiert wird heuer die "Hochzeit" zwischen Kamera und Smartphone. krone.at wagt einen Ausblick auf die Trends der Foto-Messe.

Getreu dem Motto "If you can't beat them, join them" ("Wenn du sie nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihnen") gilt die Verschmelzung von Kamera und Smartphone bzw. Tablet als einer der wichtigsten Trends der diesjährigen Photokina. Durch die Integration von WLAN oder Googles mobilem Betriebssystem Android können moderne Kameras nicht nur Fotos in Netzwerke hochladen und versenden, sondern mit ihren bisherigen Gegenspielern auch kommunizieren.

Aus dem einstigen Konkurrenzprodukt Smartphone wird so ein wichtiges Zubehör zur Fernbedienung, als externer Monitor mit LiveView oder als Verbindungsstation, über die Kameras ihre Bilder direkt über das Internet teilen können. Fast alle führenden Kamerahersteller bieten dafür neue netzwerkfähige Modelle mit WiFi-Funktionalität und Verbindungsmöglichkeiten zu Smartphones an.

Wer Smartphone sagt, muss aber auch App sagen: Zur Photokina zeigt die Kameraindustrie daher Produkte, deren Funktionsumfang sich mithilfe von herunterladbaren Anwendungen erweitern lässt. Erste Apps eröffnen zum Beispiel neue Bildbearbeitungsmöglichkeiten in der Kamera, installieren zusätzliche Digitalfilter für Bildeffekte oder können Kontrast und Helligkeit der Aufnahmen ganz einfach beeinflussen.

Mehr Format statt Pixel
Vom Pixelwettrüsten der vergangenen Jahre hat man sich indes - glücklicherweise - verabschiedet. Die sehr schwer beherrschbaren Nachteile hoher Pixeldichten bei kleineren Sensoren haben stattdessen die Vorzüge großer Bildsensoren in den Fokus gerückt. Dazu zählen ein geringeres Rauschen, höhere ISO-Empfindlichkeiten, erweiterte Gestaltungsmöglichkeiten mit selektiver Schärfe (Bokeh) und nicht zuletzt schnellere Verarbeitungsmöglichkeiten und kürzere Bildfolgen.

In vielen Kompakt- und Systemkameras sind daher inzwischen Bildsensoren im APS-C-Format verbaut, das bislang den teureren und größeren Spiegelreflexkameras vorbehalten war. Wohl um sich wieder deutlicher abzugrenzen, stellen einige Hersteller von Spiegelreflexkameras dafür im Gegenzug das 35-Millimeter-Vollformat in den Mittelpunkt ihrer Neuvorstellungen der fotografischen Königsklasse.

Lichtstarke Festbrennweiten und Superzooms
Mit der wachsenden Anzahl von Kameras mit Vollformatsensoren steigt auch die Nachfrage nach Wechselobjektiven für diese Kategorie. Hier haben alle Kamera- und auch Objektivhersteller wichtige Innovationen angekündigt. Bei den Festbrennweiten legen die Hersteller den Schwerpunkt auf hochlichtstarke Objektive im Weitwinkel- und mittleren Telebereich. Die Premiumprodukte bieten hier Anfangsöffnungen von 1:1,4 bis 1:2,0. Bei den Zoomobjektiven sind in den klassischen Bereichen der Reisezooms mit ihren gewaltigen Brennweitenbereichen hingegen weitere Trends zur Miniaturisierung und zu höheren Lichtstärken festzustellen.

Sehr praktisch: Einige führende Kamerahersteller unterstützen die optische Qualität ihrer Objektive neuerdings durch die digitale Korrektur physikalisch bedingter Abbildungsfehler, indem zum Beispiel Randabschattungen (Vignettierung) oder perspektivische Verzerrungen rechnerisch über den Kameraprozessor ausgeglichen werden.

Spiegellos für Profis
Weiterhin steigender Beliebtheit erfreuen sich die Systemkameras. Was bisher nur als Aufstiegsmöglichkeit für Besitzer von Kompaktkameras klassifiziert wurde, hat nun ein Niveau erreicht, das auch professionelle Ansprüche befriedigt. Die ersten spiegellosen Systemkameras für Profis werden auf der Messe aus der Taufe gehoben.

Wesentlich für diese Kategorie ist die Videotauglichkeit, die Broadcastqualität verspricht. Der gute Ton, bisher ein Stiefkind der Entwickler, wurde bei diesen Kameras stark verbessert. So sind die Geräte jetzt nicht nur mit Anschlüssen für externe Mikrofone, sondern auch für Kopfhörer ausgestattet.

Die meisten Neuerscheinungen in dieser Kategorie verfügen zudem über WiFi-Funktionalität für die Fernauslösung oder Fernsteuerung der Kameras und ihre Einbindung in kabellose Netzwerke. Viele können ihre Bilder entweder direkt oder über ein Smartphone auf entsprechende Plattformen im Web hochladen.

Höchste Flexibilität beim Wechseln
Die dazu passenden Wechselobjektive dürfen dabei freilich nicht fehlen. Sowohl die die Hersteller von Systemkameras als auch von Fremdobjektiven haben neue Objektive für die noch relativ junge Klasse der Systemkameras angekündigt. Der Fokus liegt hier neben exzellenter Bildqualität auf konstant hoher Lichtstärke, extrem schneller sowie leiser Autofokus-Steuerung, die auch bei Videoaufnahmen funktioniert, sowie auf kompakter Bauweise.

Da für Videofilmer Lichtstärke oftmals wichtiger ist als die Autofokus-Steuerung, werden auf der Messe auch Objektive mit Lichtstärke von 1:0,9 und manueller Scharfstellung zu sehen sein. Auch die früher sehr beliebten Spiegelteles werden im Bereich der Systemkameras eine Renaissance erleben. Sie gestatten eine ultrakompakte Bauweise bei großen Telebrennweiten. Längere Brennweiten für Nahaufnahmen in Originalgröße (1:1) bereichern die Makrofotografie. Sie empfehlen sich vor allem für die Insektenjagd mit der Kamera im Freien und sind daher meist auch mit Spezialdichtungen gegen das Eindringen von Staub oder Feuchtigkeit geschützt.

Anschluss halten
Ein neues Leben für alte oder systemfremde Objektive ermöglichen indes die zahlreichen Adapter, die von den Kameraherstellern selbst oder von Zubehöranbietern auf der Messe gezeigt werden. So lassen sich durch Adapter für Profis die Objektive systemübergreifend nutzen, und sie erlauben Umsteigern die weitere Nutzung ihrer vorhandenen Objektive. Immer häufiger werden dabei Adapter angeboten, die nicht nur mechanische, sondern auch elektronische Funktionen übertragen.

Sucher wird Finder
Werden Objektive häufig als die Augen der Kamera bezeichnet, dann sind Sucher und Monitor die Brillen, die den Bildausschnitt mehr oder weniger brillant und naturgetreu darstellen. Bei den Kameras der jüngsten Generation treten optische Sucher mehr und mehr hinter den elektronischen zurück. Der Vorteil: Das elektronische Sucherbild zeigt das Foto so, wie es tatsächlich bei den aktuellen Aufnahmeeinstellungen vom Sensor erfasst und später nach erfolgter Auslösung auch auf dem Monitor zu sehen sein wird.

Was vor wenigen Jahren noch zu den technologischen Highlights zählte, wird dabei mehr und mehr zur Standardausstattung: die Aktivierung der Kamera und des Autofokus, sobald die Kamera ans Auge geführt wird. Die Display-Qualität erfährt dabei hinsichtlich Auflösung und Farbbrillanz durch die Nutzung der OLED-Technik nochmals einen Qualitätssprung.

Die hochauflösenden Klappdisplays können indes immer häufiger zur Selbstfindung herangezogen werden. So lassen sich viele inzwischen so nach oben klappen oder nach vorne drehen, dass sie bei Selbstporträts oder bei Gruppenaufnahmen, bei denen der Fotograf selbst mit aufs Bild soll, zur Ausschnittkontrolle genutzt werden können.

Technik trifft Design und Lifestyle
Da das Auge "mitkauft", rückt auch das Design von Kameras immer stärker in den Vordergrund. Fortschrittlichste Technik und modisches oder klassisches Design schließen sich in keiner Kamerakategorie mehr aus. Immer mehr Kameras gibt es in unterschiedlichen Farbvarianten, und einige lassen sich nachträglich durch Zubehör - wie farbige Handgriffe - individualisieren. Edle Materialien wie lederartige Applikationen oder hochwertige Metalle wie gebürstetes Magnesium, aber auch ein farbiges Finish machen viele Premium-Modelle der Kamerahersteller so zu Lifestyle-Produkten.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
Zu guter Letzt heuer besonders angesagt sind die sogenannten Action-Cams, denen kein Einsatz zu extrem scheint. Sie sind klein, stoß- sowie wasserfest und lassen sich mit entsprechendem Zubehör überall montiereung sind für die meisten kein Problem. Viele können ihre Bilder zudem per WiFi direkt auf einen PC oder sogar in ein Netzwerk stellen und von dort aus über das Internet teilen.

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