Schmutziger Handel

Nintendo wegen Konfliktmineralien in der Kritik

Elektronik
17.08.2012 15:03
Schwere Kritik an Nintendos Umgang mit sogenannten Konfliktmineralien aus dem Kongo hat am Freitag die US-Menschenrechtsorganisation Enough Project geübt. Der japanische Konsolenhersteller hinke mit seinen Bemühungen dem Rest der Elektronikbranche hinterher, so der Vorwurf. Erst am Montag waren bei einem Mineneinbruch im Kongo mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen.

Der Großteil der Einwohner der Demokratischen Republik Kongo ist bitterarm, obwohl das Land große Rohstoffvorkommen aufweist: Neben Kobalt, Kupfer, Gold und Uran gibt es dort große Vorkommen der begehrten Mineralien Koltan und Zinnoxid, die für die Herstellung elektronischer Geräte benötigt werden. Vielerorts suchen Menschen in verlassenen Minen illegal nach Rohstoffen oder werden in dem von politischen Unruhen gezeichneten Land von bewaffneten Milizen dazu gezwungen, wobei es immer wieder zu Unglücken kommt.

Großen Anteil an diesem System der Ausbeutung haben, wenn auch indirekt, westliche Hersteller, die für die Produktion ihrer elektronischen Geräte auf die wertvollen Rohstoffe angewiesen sind. "Die anhaltende Ausbeutung der kongolesischen Mineralvorkommen verschärft die Instabilität des Landes, während Konsumenten weiterhin im Dunkeln darüber gehalten werden, ob ihre Produkte konfliktfrei sind oder nicht", heißt es in der Untersuchung von Enough Project.

Nintendo Schlusslicht in Ranking
Besonders laute Kritik übt die Menschenrechtsorganisation laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP an dem japanischen Konsolenhersteller Nintendo. Obwohl es bei vielen Unternehmen seit 2010 Verbesserungen gegeben habe, hinke Nintendo dem Rest der Branche beim Thema Konfliktmineralien weiter hinterher. Trotz des wachsenden Bewusstseins in der Öffentlichkeit über die Thematik sowie signifikanter Bemühungen seitens der Industrie, habe Nintendo bei der Rückverfolgung seiner Zulieferketten keine spürbaren Fortschritte gemacht.

Nintendo landet damit mit null Punkten auf dem letzten Platz eines entsprechenden Rankings, gefolgt von den Unternehmen Sharp, HTC, Nikon und Canon, die mit vier bzw. acht Punkten zumindest geringfügig besser abschneiden.

Lob für Intel, HP und Apple
Lobende Worte findet die Organisation indes für den Chiphersteller Intel - der im Ranking den ersten Platz belegt - und dessen Versprechen, ab 2013 einen Mikrochip aus konfliktfrei gewonnenen Mineralien herstellen zu wollen. Positiv hervorgehoben werden auch Hewlett-Packard für seine diplomatischen Bemühungen im Kongo und der iPhone-Hersteller Apple, der im Jänner erstmals eine Liste seiner Zuliefer-Betriebe veröffentlichte und seine benötigten Rohstoffe – solange ausreichend vorhanden - aus als konfliktfrei zertifizierten Minen bezieht. Auch an Motorola, Philips, Acer, Dell, Panasonic, Nokia und Microsoft verteilte Enough Project gute Noten.

Nintendo weist Schuld von sich
Nintendo wies die Schuld dem Bericht nach in einem Statement von sich. Die Herstellung seiner Produkte sei an Partnerfirmen ausgegliedert, weshalb man nicht direkt in die Rohstoffbeschaffung involviert sei, argumentierte der Konzern. Dennoch nehme man seine soziale Verantwortung als global tätiges Unternehmen sehr ernst und erwarte, dass die Produktionspartner dies ebenso tun, so der Konzern.

Das Enough Project wies abschließend darauf hin, dass es nicht das Ziel sei, den Handel mit Mineralien aus dem Kongo vollständig zu unterbinden. Unternehmen sollten sich vielmehr vergewissern, woher die von ihnen eingekauften Rohstoffe stammen, um einen "sauberen Handel" zu etablieren, von dem auch die Bevölkerung profitiere.

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