Ewiges Leben

Russe will Gehirne in Roboter verpflanzen

Elektronik
20.07.2012 08:40
Der Traum von der Unsterblichkeit – ab 2045 soll er wahr werden. Zumindest wenn es nach dem russischen Medienunternehmer Dmitry Itskov geht: Zusammen mit einem Team von 30 Wissenschaftlern arbeitet er im Rahmen seiner Initiative "2045" daran, den menschlichen Geist von seiner sterblichen Hülle zu lösen und in einen künstlichen Körper – genannt Avatar - zu transplantieren. Zur Verwirklichung dieser Vision fehlt es Itskov allerdings noch am nötigen Geld, weshalb er nun in einem offenen Brief an die reichsten Menschen der Welt um Spenden bittet.

"Ehrenwerte Mitglieder der 'Forbes'-Liste der Milliardäre", schreibt Itskov in dem online veröffentlichten Brief – und richtet sich damit direkt an jene 1.226 Superreiche, deren geschätztes Vermögen derzeit zusammen rund 4,6 Trillionen US-Dollar beträgt. "Sie haben hart für ihrem Erfolg gearbeitet, oftmals zu Lasten Ihrer Gesundheit und Lebensdauer", fährt Itskov fort. Die moderne Medizin von heute könne den Prozess der menschlichen Alterung jedoch bestenfalls verlangsamen, den Tod aufhalten könne sie nicht.

"Aber das muss nicht länger so bleiben", schreibt Itskov und spornt die Reichen dieser Welt dazu an, die entscheidende Bedeutsamkeit der "kybernetischen Unsterblichkeit und des künstlichen Körpers" zu erkennen. Was darunter zu verstehen ist, ist auf der Website der Initiative "2045" nachzulesen und sei keinesfalls Science-Fiction, wie Itskov betont. "Es steht in Ihrer Macht, dieses Vorhaben noch zu Ihrer Lebzeit zu verwirklichen", so der Appell an die Milliardäre.

In vier Schritten zum Hologram-Körper
Konkret will Itskov binnen der nächsten zehn Jahre zunächst eine robotische Kopie des Menschen erschaffen, die sich über eine Computer-Gehirn-Schnittstelle kontrollieren lässt. In einem nächsten Schritt soll in den humanoiden Roboter, Avatar genannt, ein menschliches Gehirn transplantiert werden. Phase drei des Projekts, deren Erreichen Itskov auf 2030 bis 2035 datiert, sieht vor, dass die menschliche Persönlichkeit in ein künstliches Gehirn übertragen oder – wie es Itskov ausdrückt – "hochgeladen" wird, der menschliche Geist nach dem Tod also in einer künstlichen Umgebung weiter lebt.

In einem vierten Schritt, den zu erreichen allerdings nicht das erklärte Hauptziel des Projekts ist, soll der menschliche Geist dann spätestens 2045 vollständig von einer physisch existierenden Hülle entkoppelt sein. Itskov spricht in diesem Zusammenhang von einem Hologram- oder Licht-Körper.

Will Skeptiker überzeugen
Alles bloß Spinnerei oder schon bald Realität? Itskov selbst ist von seiner Vision überzeugt: Im Rahmen einer Expertendiskussion mit führenden Wissenschaftlern in diesem Bereich möchte er interessierten, aber skeptischen Investoren die Machbarkeit seiner "kybernetischen Unsterblichkeit" beweisen. Um die Fortschritte der Forschung auf diesem Gebiet zu beschleunigen, sei er sogar dazu bereit, auf ein persönliches Honorar zu verzichten, wie er in seinem offenen Brief schreibt.

Skeptikern entgegnet der russische Unternehmer in den FAQ seiner Website, dass die Geschichte voll von voreiligen Schlüssen und Meinungen sei, und verweist dabei unter anderem auf William Thomson alias Lord Kelvin, der 1895 gesagt haben soll: "Flugmaschinen, die schwerer als Luft sind, kann es unmöglich geben." Ähnliches hätte man auch in den Anfängen des Radios, des Telefons oder des Internets behauptet, so Itskov.

Der Russe hält es lieber mit einem Zitat von John F. Kennedy: "Die Probleme dieser Welt lassen sich wahrscheinlich nicht von Skeptikern oder Zynikern lösen, deren gedanklicher Horizont durch die offensichtliche Realität begrenzt ist. Wir brauchen Männer, die von Dingen träumen können, die noch nicht existieren."

"Neue Industrie der Unsterblichkeit"
Das menschliche Leben sei einzigartig und unbezahlbar, fährt Itskov in dem Bittschreiben an die potenziellen Geldgeber fort. Erst wenn der Mensch aus dem Leben scheide, werde ihm bewusst, wie viel er nicht oder falsch gemacht habe und dass ihm keine Zeit mehr bleibe, das zu tun, was er immer tun wollte. "Heute haben Sie die einzigartige Chance, das zu ändern. (…) Sie haben die Macht, eine neue Industrie der Unsterblichkeit zu unterstützen und zu erschaffen und so einen revolutionären Wandel einzuläuten, der für alle Zeit in der Geschichtsschreibung nachhallen wird."

Itskov verweist damit auf das enorme wirtschaftliche Potenzial, das er in dieser neuen Avatar-Branche sieht. Dass Unsterblichkeit ausschließlich den Vermögenden vorbehalten sein könnte, weist der 31-Jährige auf seiner Website zurück: Ein menschenähnlicher Roboter koste derzeit rund 300.000 US-Dollar. In naher Zukunft könnten die Kosten mittels Massenproduktion auf jene eines Autos gesenkt werden. Profitieren sollen von der Technologie vor allem Kranke oder Menschen mit Behinderung, die mithilfe eines Avatars ihr volles Leben zurückerlangen könnten.

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