Lovely Days 2012

Die Doors, Lou Reed und Co. rockten in Wiesen

Musik
08.07.2012 03:11

Zum bereits siebenten Mal ist am Samstag das „Lovely Days“-Festival im burgenländischen Wiesen über die Bühne gegangen - vermutlich mit dem bislang schwächsten Line-up seiner Geschichte. Dem Andrang und der Stimmung beim wohl einzigen Musik-Festival Österreichs, das mühelos drei Generationen von Musikfans anlocken kann, tat das aber keinen Abbruch.

(Bild: kmm)

Von den beiden Hauptacts überzeugten nur Manzerek-Krieger (a.k.a. The Doors), während Lou Reed einen Großteil des bunt gemischten Publikums in der wohl lauschigsten Festival-Location des Landes etwas verstört haben dürfte. Doch der Reihe nach:

Den Reigen der Auftritte eröffnete am frühen Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen der Österreicher Norbert Schneider, der im Burgenland mit einem Trio antrat. Ihm folgte die englische Blues-Rockband Stan Webb's Chicken Shack, die u.a. Songs ihres aktuellen Albums vorstellte.

Die nächste Band dürfte so manchen der Besucher überrascht haben. Statt Iron Butterfly standen nämlich die britischen Woodstock-Veteranen Ten Years After auf der Bühne. Der Grund: Der Sänger der Band aus San Diego war kurzfristig erkrankt. Anstatt des epischen Klassikers "In-A-Gadda-Da-Vida" gab es daher Bluesrock-Hadern wie "King Of The Blues", "Something Like This", "50.000 Miles Beneath My Brain" und "I'd Love To Change The World" zu hören. Und natürlich durfte auch "I'm Going Home", das seinerzeit bekannteste Stück der vierköpfigen Band, in der abgesehen vom jungen Gitarristen Joe Gooch (er ersetzte 2003 Alvin Lee) noch alle Gründingsmitglieder werken, nicht fehlen.

Nach der obligaten halbstündigen Umbaupause folgten dann – kurz vor 18 Uhr – Jethro Tulls Ian Anderson. Im Rahmen seiner aktuellen Tournee machte Querflöten-Rocker Anderson auch einen Abstecher nach Österreich, um das "Lovely Days" zu beehren. Neben Auszügen aus dem legendären Konzept-Album "Thick As A Brick" spielte das "Rumpelstilzchen der Rockmusik" auch Stücke von dessen im April dieses Jahres erschienen Fortsetzung "Thick As A Brick 2" sowie seine bekanntesten Stücke, wie etwa "Budapest", "Aqualung" und den 1971er-Klassiker "Locomotive Breath".

Die 1994 gegründete US-Rockband Gov't Mule um Ex-Allman-Brothers-Mitglied Waren Haynes lieferte anschließend den Beweis dafür, dass ein technisch versierter und flinker Gitarrist noch lange kein Garant für eine gute Band ist. Das Gesamtpaket mochte nicht wirklich zu überzeugen und das Fehlen von bekanntem Material war sicherlich mitverantwortlich dafür, dass beim Auftritt des Quartetts nicht wirklich Stimmung aufkommen wollte. Als Höhepunkte stehen nur ein paar Highspeed-Solos und eine – leider nur allzu kurz angespielte – Version des Led-Zeppelin-Klassikers "Whole Lotta Love" zu Buche.

Lou Reed hat sein aktuelles Tourprogramm unter dem Motto "From VU to Lulu" zusammengestellt. Auch in Wiesen schlug der Grenzgänger zwischen Rock und Avantgarde den Bogen von seinen frühen Klassikern mit der Band Velvet Underground (kurz: VU) über Solo-Arbeiten bis hin zu seinem jüngsten, im Vorjahr erschienenen Album "Lulu", das er mit der Band Metallica aufgenommen hat. Doch der Streifzug des bereits 70-jährigen US-Amerikaners, den er unterstützt von sechs Mitstreitern machte, ließ einen Großteil der Festivalbesucher wohl verstört und ratlos zurück.

Knapp die Hälfte der in Wiesen gespielten Songs stammten vom "Lulu"-Album, darunter auch der Opener "Brandenburg Gate". Zwei brachiale Versionen der Velvet-Underground-Klassiker "Heroin" und "I'm Waiting For The Man" folgten und erinnerten an die Effekt-Gewitter auf dem 1975 veröffentlichten Album "Metal Machine Music", das bei seinem Erscheinen von vielen Kritikern als unhörbar bezeichnet wurde. Ähnlich ging es wohl auch einem Großteil der "Lovely Days"-Besucher - vor allem in der VIP-Loge suchten viele das Weite.

"The View", "Mistress Dread", das selten gespielte "Senselessly Cruel" und "Street Hassle" folgten, bevor Reed seinen größten Hit "Walk On The Wild Side" anstimmte - der erste und einzig Song, der in etwa so klang, wie sich vermutlich die meisten Konzertbesucher den Auftritt vorgestellt hatten. Nach einem weiteren Stück vom "Lulu"-Album war dann Schluss und Mr. Reed und seine Mitstreiter verließen ohne Zugabe die Bühne.

Die Doors-Nachfahren Manzarek-Krieger, die auch vor zwei Jahren beim "Lovely Days" zu begeistern wussten, traten im Vergleich zum letzten Gastspiel mit einem neuen Sänger an. Dave Brock versucht den unvergesslichen Jim Morrison zu ersetzen und machte seine Sache recht gut. Die Band um die Gründungsmitglieder Keyborader Ray Manzarek und Gitarrist Robbie Krieger startet ihren Auftritt mit dem "Roadhouse Blues", "Break On through (To The Other Side)", "Strange Days", "When The Music's Over" der "Alabama Song" und "L.A. Woman" folgten. Praktisch alle Hits der Doors gab es zu hören, als letzte Zugabe sogar den Klassiker "Light My Fire", dann war um 1 Uhr morgens endgültig Schluss und das siebente "Lovely Days" Geschichte.

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