Zunächst sei festgehalten: BMW, die Marke, die zu Recht für Fahrspaß und Emotionalität am Steuer steht, investiert eine Menge Blood, Sweat, Tears & Money, um leistungsstarke Motoren anbieten zu können, die richtig sparsam sind. Ein solcher ist der Turbo-Vierzylinder des 328i. Er hat einen "Engine of the Year Award" gewonnen, leistet 245 PS, stellt schon knapp über Standgas 350 Nm bereit und beschleunigt den 1.430 kg schweren Wagen (mit 8-Gang-Automatik) behände in 6,1 Sekunden von Null auf 100 km/h (mit Handschaltgetriebe sogar in 5,9 Sekunden), dann weiter bis auf abgeregelte 250 km/h.
Schnell, sparsam, perfekt
Das Besondere daran: Diese wirklich sportliche Limousine ist durchaus mit 6 l/100 km zu bewegen, und wenn man richtig Gas gibt, frisst sie einem auch nicht die Haare vom Kopf: Auf der Fahrt mit der Automatikversion von Wien ins bayerische Landsberg am Lech - inklusive gut eingeschenkten deutschen Autobahnen - zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 9,7 Liter (insgesamt lag der Testverbrauch knapp acht Litern). Das ist aller Ehren wert, unter 10 Liter habe ich auf einem solchen Weg, glaube ich, noch nie verbraucht.
Dabei fährt sich der BMW 328i perfekt bis unspektakulär, der Motor hält sich akustisch brav zurück, wenn er mal in Fahrt ist. Doch die Emotionalität, die ein BMW dieser Leistungsklasse bisher verströmt hat, hat sich verändert. Wer das Gänsehaut-Feeling des Sechszylinders will, muss zum 335i greifen, dessen Fahrleistungen den 328i-Vierzylinder trotz 61 Mehr-PS übrigens nicht deklassieren.
Ist das wirklich ein Benziner?
Bis hierhin also alles soweit so gut, soweit so perfekt und sonst Geschmackssache. Doch im Leerlauf hört sich der Spaß auf: Nach dem Starten des Testwagens hatte ich angesichts des Motorgeräusches kurz den Verdacht, ich hätte den falschen bekommen. Erst ein Blick auf den Drehzahlmesser zeigte mir, dass es sich nicht um einen Diesel handeln konnte. Mein Verdacht, es sei etwas defekt, bewahrheitete sich nicht. Nach Prüfung in der Werkstatt hieß es aus der BMW-Presseabteilung: "Das ist die Charakteristik des Motors, der läuft so rau."
Ein Video auf unserer Facebook-Seite, das den Motor im Leerlauf zeigt, mit der Frage nach "Benzin oder Diesel", wurde von einigen Usern so kommentiert: "4-Zylinder-Benziner, wo nur 3 Zylinder arbeiten", "klingt wie ein Traktor, also Diesel", "4-Zylinder-Diesel 318d", "Eindeutig Diesel" oder "Benziner, der eine Werkstatt braucht".
Am Auspuff dagegen klingt der Sound bestens, da ist von Irritationen keine Rede, doch im Innenraum stellen sich mir die Haare auf. Hat man hier dem günstigen Verbrauch etwas zu viel geopfert?
"Grenzen des Downsizings erkannt"
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung habe ich mich mit Dipl-Ing. Rudolf Wichtl, einem der Entwicklungs-Chefs des BMW-Motorenwerks in Steyr, zusammengesetzt. "Wir haben die Grenzen des Downsizings erkannt", meinte er. Das Downsizing sei ein Trend, der sich beinahe verselbständigt hat. Ein Extrembeispiel sei der Fiat-Zweizylinder im 500 er und im Panda, der in der Realität kaum unter 7 l/100 km zu bewegen ist. Dabei müsse man gar nicht zwingend immer weniger Zylinder einsetzen, um sparsam unterwegs zu sein: "Wir haben einen kleinen Sechszylinder praktisch fertig!" Der könnte ähnliche Leistungsdaten wie der 328i vorweisen und vor allem: den gleichen günstigen Verbrauch. Und die Emotionen müssten nicht auf Sparflamme darben. Ob und wann der kleine Sechser kommt? "Vorstandsentscheidung."
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.