Gehege aufgebrochen

Tierpark-Einbrecher ließen Salzburger Geparden frei

Österreich
05.06.2012 14:24
Zwei junge Geparden-Weibchen aus dem Salzburger Zoo Hellbrunn haben am frühen Dienstagmorgen für große Aufregung gesorgt. Die beiden Raubkatzen waren in der Nacht aus ihrem Gehege ausgerissen und in Richtung Anif marschiert. Die Rufe der Mutter bewegten die beiden Ausreißer schließlich zur freiwilligen Rückkehr. Brisant: Die Tür zum Gehege war laut Zoo von nächtlichen Eindringlingen aufgebrochen worden.

"In jüngster Zeit haben sich mehrmals in der Nacht Jugendliche zur Mutprobe in den Zoo begeben", schilderte Sabine Grebner, die Direktorin des Tiergartens. Dies sei auch durch Fotofallen nachgewiesen worden.

Grebner vermutet, dass auch die Aktion in der Nacht auf Dienstag auf das Konto dieser Jugendlichen geht. Dabei wurde ihren Angaben zufolge eine Tür zum Geparden-Gehege aufgebrochen. Da diese Tür sich im nicht öffentlich zugänglichen Bereich des Zoos befindet, sei sie auch nicht besonders gut gesichert gewesen.

"Habe ganz laut um Hilfe geschrien"
Edith S. aus Anif war dann in der Früh die Erste, die die beiden ausgerissenen Geparden sah, als sie unweit des Salzburger Zoos einen Morgenspaziergang mit ihrem Hund unternahm. "Zuerst dachte ich aus der Ferne, das sind aber große Hunde, die da unterwegs sind. Sie haben sich dann zwei Meter neben mir hingesetzt. Ich war wie erstarrt und spürte, jetzt kommt die Panik hoch", berichtete S. in einem Gespräch mit dem ORF.

Als der zweite Gepard kam, habe sie ganz laut um Hilfe geschrien, dann sei ein Nachbar auf dem Fahrrad gekommen. "Der war noch im Pyjama mit Mantel oder Jacke." Der Nachbar habe Skistöcke dabei gehabt. "Die Tiere haben den Mann registriert und sind dann schon ein bisserl von mir gewichen. Wir haben sie dann gemeinsam angeschrien und vertrieben", so die geschockte Zeugin.

"Amtsbekannt" wurde der Geparden-Freigang gegen 6.30 Uhr, als bei der Polizei ein Notruf einging, wonach sich auf einer Wiese in Anif Geparden befänden. Die Exekutive verständigte sofort den Tiergarten. Beim Geparden-Gehege entdeckte man die offene Tür und das Fehlen der beiden weiblichen Jungtiere namens "Raha" und "Juvi". Umgehend machten sich Tierpfleger in Richtung Anif auf und entdeckten die beiden Geparden wenig später.

Polizei: "Hätten scharf geschossen"
Da die Tiere den täglichen Umgang mit Menschen gewöhnt sind, verhielten sich die Raubkatzen recht ruhig. Trotzdem umkreisten die Pfleger, die für den Notfall ein Narkosegewehr dabei hatten, die Weibchen sehr behutsam, um sie nicht zu erschrecken.

Die Polizei war laut Sprecher Roland Loipold mit rund zehn Streifen im Einsatz. Obwohl die Tiere laut Grebner keine Gefahr für Menschen darstellen, hätte die Polizei nach eigenen Angaben scharf geschossen, wenn sich die Katzen auf bewohntes Gebiet zubewegt hätten.

Rufe der Mutter sorgten für rasche Heimkehr
Die Rufe des Muttertiers, das ebenfalls das Gehege, nicht aber den Tiergarten verlassen hatte, brachten die beiden Ausreißer schließlich dazu, sich in Begleitung der Pfleger wieder Richtung Zoo zu bewegen. Damit sie rasch zurück aufs Areal gelangen konnten, hatte ein Schlosser in der Zwischenzeit ein Eisengitter an der Umzäunung des Zoos aufgeschnitten. Gegen 8.30 Uhr waren Raha und Juvi wieder in ihrem Gehege.

Die Geparden-Geschwister gehören einem Wurf mit drei Katzen aus dem Vorjahr an. Sie sind laut Grebner fast ausgewachsen, halten aber noch engen Kontakt zur Mutter. Das hat wohl auch zum glimpflichen Ausgang ihres Ausfluges beigetragen

"Gebiss wie ein Königspudel"
Laut Zoo-Tierarzt Jochen Lengger sind Geparden die harmlosesten Raubkatzen und von ihrem Körperbau nicht für die Jagd auf große Beutetiere geeignet. "Sie haben ein Gebiss wie ein Königspudel. Jede ausgewachsene Dogge ist größer und schwerer", ergänzte Grebner. In Afrika würden Geparden sogar als Haustiere gehalten.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings, dass Geparde sehr wohl auch für Menschen gefährlich werden können: 2007 tötete ein Gepard in einem belgischen Tiergarten eine Frau, die in das Gehege eingedrungen war. Und 1998 hatte in Westfrankreich ein entkommender Gepard einen dreijährigen Buben getötet.

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