Konvoisystem

Fünf Autos in Kolonne – und nur ein Fahrer lenkt!

Motor
30.05.2012 12:07
Dicht auffahren ist auf der Überholspur bisweilen an der Tagesordnung, doch was gerade in Spanien getestet wurde, geht weit darüber hinaus. Drei Pkws und ein Lkw folgten einem weiteren Lkw im Abstand von jeweils sechs Metern – und das ganz automatisch: Nur der Lastwagenfahrer lenkte, gab Gas und bremste. Ist das die Zukunft des Autofahrens?
(Bild: kmm)

Es war das erste Mal, dass diese automatische Kolonnenfahrt auf öffentlichen Straßen gestartet wurde. Der sogenannte "Road Train" legte rund 200 Kilometer zurück, mit mehr Gegenverkehr als erwartet und bei starkem Wind. Dabei folgten die "Waggons" dem Führungs-Lkw mit bis zu 90 km/h, ihre Fahrer konnten während der Fahrt Zeitung lesen, am Laptop im Internet surfen oder in Ruhe etwas essen, ohne auf den Verkehr zu achten - praktisch als Beifahrer auf dem Fahrersitz.

Im Rahmen des EU-geförderten SARTRE-Projekts (Safe Road Trains for the Environment) wird seit 2009 geforscht, mehr als 10.000 Testkilometer wurden bereits zurückgelegt. Volvo ist – neben sechs weiteren europäischen Unternehmen - der einzige beteiligte Autohersteller.

Elektronische Kolonne mit Alltagstechnik
Und so funktioniert es: Mehrere Fahrzeuge sind durch Sensoren untereinander und mit dem Führungswagen verbunden und kommunizieren mit diesem. Dabei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz, die schon heute in Serienmodellen verwendet werden, wie Kameras, Radarsysteme und Lasersensoren. Das Führungsfahrzeug wird von einem Fahrer gelenkt, während die Kolonnenfahrzeuge in einem konstanten Abstand hinterherfahren, wie von einer elektronischen Abschleppstange gezogen. Sie geben selbsttätig Gas, bremsen und lenken.

Dabei müssen nicht alle Fahrzeuge dasselbe Ziel haben; Ziel ist es, künftig zufällig unterwegs auf eine SARTRE-Kolonne bzw. ein potentielles Führungsfahrzeug zu treffen und sich einfach anzuhängen. Dazu sendet der Fahrer eine elektronische Anfrage, der Fahrer im potentiellen Führungsfahrzeug hört die Frage per Roboterstimme, und wenn er bestätigt, ist die Kolonne um ein Fahrzeug länger.

Sobald sich ein Fahrzeug seinem individuellen Ziel nähert, übernimmt der jeweilige Fahrer wieder das Steuer, schert aus der Kolonne aus, und die anderen Kolonnenfahrzeuge rücken automatisch auf.

"Keine Science-Fiction"
Ziel der automatischen Kolonnen ist es, den Verkehrsfluss zu verbessern, Fahrzeiten zu verkürzen, Unfälle zu verhindern und den Kraftstoffverbrauch zu senken. Außerdem soll der Komfort für jeden einzelnen Fahrer verbessert werden.

"Wir haben in diesen drei Jahren sehr viel gelernt. Die Leute denken, autonomes Fahren in einer Kolonne sei Science-Fiction, doch die technischen Voraussetzungen sind längst geschaffen. Der Kolonnenverkehr wird in der einen oder anderen Form bald Realität sein", meint Volvo-Projektmanagerin Linda Wahlström und fügt hinzu: "Wir haben besonderen Wert darauf gelegt, so wenig wie möglich an bestehenden Systemen oder Infrastrukturen zu verändern oder teure Zusatzkomponenten zu entwickeln. Abgesehen von der Software, die eigens für das Projekt entwickelt wurde und die die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander ermöglicht, unterscheiden sich die Automobile in keiner Weise von ganz normalen modernen Serienfahrzeugen."

Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist, dass hier der Faktor Mensch erhalten bleibt, während reine Roboterfahrzeuge, die tatsächlich autonom unterwegs sind, in absehbarer Zeit wohl keine Straßenzulassung bekommen werden.

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(Bild: kmm)



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