ÖFB-Boss im Talk

Windtner von Koller, Alaba und Admira begeistert

Sport
28.05.2012 09:18
ÖFB-Boss Leo Windtner sieht derzeit, was den heimischen Fußball betrifft, jede Menge Gründe für einen optimistischen Blick in die Zukunft. Im Interview spricht der 61-jährige Oberösterreicher unter anderem über das Intensiv-Teamcamp in Tirol, das Champions-League-Drama von Bayern München, David Alaba, Aleksandar Dragovic, Marcel Koller und die heimische Liga.

Teamchef Marcel Koller hat derzeit in Seefeld verhältnismäßig lange Zeit, um mit der Nationalmannschaft zu arbeiten. Was erwarten Sie sich in den nächsten eineinhalb Wochen vom Teamcamp und von den beiden Länderspielen gegen die Ukraine (1. Juni, Anm.) und Rumänien (5. Juni, Anm.)?
Windtner: Wir haben jetzt die längste Vorbereitungsperiode vor dem Auftakt der WM-Qualifikation zur Verfügung. Diese Zeit sollten wir nutzen, um Teambuilding zu betreiben und eine Struktur in die Mannschaft zu bringen. In den beiden Länderspielen sollte ein Entwicklungsschritt zu erkennen sein. Geradezu ideal wäre, wenn wir an die Leistung gegen die Ukraine (1:2, Anm.) und an das Ergebnis gegen Finnland (3:1, Anm.) anschließen könnten.

Schmerzen die zahlreichen Absagen von Leistungsträgern aufgrund der Wichtigkeit des Camps ganz besonders?
Windtner: Davor ist kein Team gefeit, wie man jetzt auch bei den Spitzenmannschaften vor der EM sieht. Uns trifft es natürlich schwerer als solche Kaliber, weil wir nicht so eine große Breite an Spitzenleuten und Kandidaten haben. Aber, das gilt es zu verkraften. Und es bietet sich dadurch einigen jungen, aufstrebenden Spielern die Chance, ins Rampenlicht zu rücken.

Spanien bereitet sich derzeit in Österreich auf die EM vor. War es nicht möglich, den Welt- und Europameister für ein Testspiel zu gewinnen?
Windtner: Spanien hat im November 2009 gegen uns gespielt, das war eine großzügige Geste. Jetzt wollten wir die Spanier nicht schon wieder bemühen. Außerdem war es der Wunsch des Teamchefs, nicht gegen die absolute Weltspitze zu spielen, sondern gegen einen Gegner wie die Ukraine, der nur etwas über uns steht.

Gab es seitens der UEFA Signale, dass man aufgrund der internationalen Diskussionen um die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko auf ein Match gegen die Ukraine verzichten soll?Windtner: Wir hatten im Rahmen des Champions-League-Finales Kontakt mit allen maßgeblichen UEFA-Vertretern, auch mit Präsident Michel Platini. Dabei gab es keinen einzigen Hinweis, dass man am Spiel rütteln soll. Weder die ukrainische, und schon gar nicht die österreichische Mannschaft kann etwas für die politisch und menschenrechtlich fragwürdigen Vorgänge. Es ist nicht Sache des Sports und des Fußballs, das zu regeln. Das ist die klare Haltung der UEFA.

Wie haben Sie als deklarierter Fan des FC Bayern München das Champions-League-Finale erlebt?
Windtner: Dieses Finale hat gezeigt, wie faszinierend Fußball sein kann. Und es hat zugleich gezeigt, mit welcher Brutalität der Fußball zuschlagen kann.

ÖFB-Teamspieler David Alaba hat im Finale gefehlt, bis dahin aber international für Aufsehen gesorgt. Wie haben Sie sein sensationelles Frühjahr mitverfolgt?
Windtner: Die Leistungen von Alaba haben nicht nur alle österreichischen Fans begeistert. Auch die obersten Bayern-Bosse wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß haben mir bestätigt, wie unwahrscheinlich begeistert sie von der Entwicklung Alabas sind. Nicht nur seine Leistungen sind eine Sensation, sondern auch die Charakterfestigkeit, die er an den Tag legt. Er hat weiter Demut bewahrt, das sollte für einen Spitzenfußballer eine Charaktervoraussetzung sein.

Da drängt sich fast die Frage nach den jüngsten Aktionen von Aleksandar Dragovic auf, was sagen Sie zu seinen Entgleisungen gegenüber dem Schweizer Sportminister Ueli Maurer?
Windtner: Natürlich legen wir größten Wert auf ein professionelles, respektvolles Verhalten unserer Teamspieler. Ich möchte die Sache nicht aufbauschen. Aber das ist sicher ein Fall, den Koller mit Dragovic unter vier Augen zu besprechen hat. Es bringt nichts, mit solchen Dingen für Aufsehen zu sorgen.

Was sagen Sie zur Art und Weise, wie Koller bisher sein Teamchefamt ausübt?
Windtner: Man kann behaupten, dass Koller wie angekündigt ein akribischer Arbeiter ist. Es wurden bereits alle Spiele der vergangenen Qualifikation durchgescreent, analysiert und besprochen. Es lässt keine Chance ungenützt, um jene Performance zu entwickeln, die es braucht, um mithalten zu können. Das ist zwar keine Garantie für Ergebnisse, aber an der profunden Vorbereitung und Aufbereitung wird es nicht scheitern.

Wie fällt Ihre Bilanz der abgelaufenen Bundesliga-Saison aus?Windtner: Man darf Salzburg zum Double gratulieren, das ist trotz aller Voraussetzungen nicht selbstverständlich. Die Art, wie die Admira diesen Europacupplatz errungen hat, war hoch sympathisch. Bei der Admira ist die österreichische Welle voll und ganz aufgegangen. Das ist kein Zufall, sondern harte Arbeit. Und Ried hat einmal mehr bewiesen, wie profund und nachhaltig dort gearbeitet wird.

Die Neupositionierung des heimischen Cups liegt Ihnen besonders am Herzen, wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Bewerbs?
Windtner: Der Cup hat in den vergangenen zwei, drei Jahren eine sehr gute Entwicklung verzeichnen können. Das Interesse der Zuschauer und der Klubs ist steigend. Das Beispiel Ried unterstreicht das Motto "Tore für Europa" eindrucksvoll. Man kann sich hier quasi in der Direttissima für den Europacup qualifizieren.

Wie verläuft die Suche nach einem dauerhaften Cup-Finalort?Windtner: Der ursprüngliche Beschluss, Klagenfurt zum dauerhaften Finalort zu machen, ist aufgrund der dortigen Stadionproblematik leider gescheitert. Offensichtlich kommt die Diskussion um dieses Stadion aber in neue Bahnen, dafür müssen wir aber die nächsten Monate abwarten. Unser Ziel ist weiterhin, ähnlich wie in Deutschland einen Cup-Finalort zu institutionalisieren und Klagenfurt ist dabei nach wie vor eine Option.

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(Bild: KMM)



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