"Helfe lieber Afrika"

IWF-Chefin Lagarde zieht über die Griechen her

Ausland
26.05.2012 15:19
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, ist in einem Interview über die Griechen hergezogen. Sie habe mehr Mitleid mit den Ärmsten in Afrika als mit den Menschen in dem verschuldeten Euro-Land, sagte die frühere französische Finanzministerin in einem Gespräch mit dem britischen "Guardian".

Die Griechen sollten sich gemeinsam selber helfen, "indem sie alle ihre Steuern bezahlen". Lagarde schloss aus, dass der IWF die Bedingungen für die vereinbarten Reformen lockert. Es sei an der Zeit, dass die Griechen ihren Teil beitragen und ihre Gegenleistung erbringen, sagte sie. Der IWF ist an den Milliardenhilfen für Griechenland beteiligt und pocht darauf, dass die Regierung in Athen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes verbessert und die öffentlichen Finanzen saniert.

"Ich denke mehr an die Kinder, die in einem kleinen Dorf im Niger in die Schule gehen und zwei Stunden Unterricht am Tag erhalten, sich zu dritt einen Stuhl teilen und sehr froh sind, eine Ausbildung zu bekommen", sagte Lagarde. "Ich habe sie immer im Auge, weil ich glaube, dass sie mehr Hilfe brauchen als die Menschen in Athen." Die Französin geht davon aus, dass die Schuldenkrise ihren Lauf nehmen muss. "Wissen Sie was? Was Athen betrifft, denke ich auch an all die Leute, die die ganze Zeit versuchen, ihren Steuern zu entkommen", sagte sie. Gleichermaßen beschäftige sie auch die Tatsache, dass der griechische Staat seinen Pflichten gegenüber den Bürgern nicht nachkomme.

"Mein Job ist es, die Wahrheit zu sagen"
Lagarde wird in dem Interview so deutlich wie noch kein Politiker in den vergangenen zweieinhalb Jahren, seit Griechenland nicht mehr selbst für sein Auskommen sorgen kann und auf internationale Hilfe angewiesen ist. Auf die Frage, ob sie es als schwieriger empfinde, einem reichen Land harte Bedingungen aufzuerlegen als einem armen, antwortete die IWF-Chefin: "Nein, es ist nicht schwieriger. Nein. Weil es die Aufgabe des Fonds und mein Job ist, die Wahrheit zu sagen, unabhängig davon, wer auf der anderen Seite des Tisches sitzt. Und ich sage Ihnen: Es ist manchmal schwieriger, der Regierung eines Landes mit niedrigem Einkommen, wo die Menschen von 3.000, 4.000 oder 5.000 Dollar pro Kopf im Jahr leben, zu sagen, bringt euren Haushalt in Ordnung und baut euer Defizit ab. Weil ich weiß, was das für die sozialen Programme und die Unterstützung der Armen bedeutet. Das hat viel größere Folgen."

Aus Wut über die tiefen Einschnitte bei Löhnen und Sozialversicherungen sowie über die hohe Arbeitslosigkeit infolge der Rezession unterstützen viele Griechen inzwischen linke und populistische Parteien. Diese versprechen ein Ende des Sparkurses und eine Aufkündigung der Verträge mit den internationalen Geldgebern. Sollten diese Gruppen die zweite Neuwahl binnen sechs Wochen am 17. Juni gewinnen und mit ihren Ankündigungen Ernst machen, würde dies voraussichtlich ein Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone bedeuten.

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