Emotionale Szenen

Bordbetriebsrat verhindert Kollaps bei der AUA

Österreich
25.05.2012 13:37
Trotz langer Debatten um offene Rechtsfragen beim vom Vorstand verfügten Betriebsübergang auf Tyrolean ist es bei der Betriebsversammlung der AUA-Bordangestellten am Freitag zu emotionalen Szenen gekommen. Eine langjährige Flugbegleiterin verabschiedete sich unter Tränen. Sie könne so nicht mehr weitermachen. Allein ist sie damit nicht: 170 Flugbegleiter und 80 Piloten kündigten an, die Airline zu verlassen. Der AUA-Bordbetriebsrat bleibt - und verhindert so wohl den Kollaps. Per sofort geht Vorstand Peter Malanik.

Damit haben bisher 250 AUA-Mitarbeiter, die sich dem Betriebsübergang auf Tyrolean verweigern, ihren Abgang angekündigt. Allerdings gehen die Zahlen bei den Piloten doch nicht, wie befürchtet, in die Hunderte. Mit Stand vom Donnerstag seien es 80 Piloten und 170 Flugbegleiterinnen, die das Unternehmen wegen des Übergangs verlassen. Von 17 Bord-Betriebsratsmitgliedern wählten zwei Piloten den Abgang.

"Kollaps wäre perfekt gewesen"
AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard hat am Freitag seinen Verbleib bekannt gegeben, und das dürfte auch für andere Piloten ein Signal gewesen sein, wie Minhard nach der Betriebsversammlung sagte. Auch sein "Co" Wolfgang Widmann bleibt.

Die persönliche Entscheidung der führenden Belegschaftsvertreter viele andere bewogen, an Bord zu bleiben, hieß es. "Wären wir gegangen, wäre der Kollaps perfekt gewesen", meinte Minhard. Man habe damit Augenmaß bewiesen. Jetzt will er Signale vom Vorstand, sprich neue Verhandlungen.

Minhard und seine verbliebenen Bord-Betriebsratskollegen "wollen weiter für die Rechte der Mitarbeiter kämpfen", wie er sagte. Bisher laufen sechs Klagen gegen den Zwangsumstieg, nächste Woche geht die Gewerkschaft zum Obersten Gerichtshof. Den Betriebsübergang selbst wertet Minhard weiter als "Schwachsinn", den er immer noch wegverhandeln will.

Notfallplan für Pfingsten steht
Während der Betriebsversammlung kam es zu Verspätungen im Flugbetrieb. Im Lauf des Vormittags verließen aber immer wieder Crews grüppchenweise die Versammlung, um ihren Dienst anzutreten. Damit hielten sich Verspätungen einiger Flüge in engeren Grenzen als beim letzten Mal.

Die AUA hat auch für das verkehrsreiche Pfingstwochenende vorgesorgt. Sollten sich zu viele Piloten "unfit to fly" melden und kein Ersatz aus der eigenen Gruppe aufzutreiben sein, stünden Lufthansa und Swiss bereit, Europastrecken zu übernehmen.

"99 Prozent oder mehr" der rund 400 Flüge pro Tag dürften stattfinden, hieß es. Trotzdem wird nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Flug "aus operationellen Gründen" gestrichen werden muss. Wer also am Wochenende mit Austrian fliegt, sollte sich auf jeden Fall vorher informieren.

Verständnis der Passagiere hält sich in Grenzen
Bei den von Verspätungen betroffenen Passagieren hielt sich das Verständnis für den Protest am Freitag in Grenzen. Doch weil schon am Donnerstag feststand, dass die Transatlantikflüge vom Vormittag erst ab Mittag stattfinden würden, waren etliche schon darauf eingestellt und kamen entsprechend später zum Flughafen. Vier weitere Flüge hatte die AUA ebenfalls schon am Donnerstag gestrichen.

"Es wird sich schon wieder beruhigen", meinte eine AUA-Reisende, deren Route nicht von Verzögerungen betroffen war. Sie will jederzeit wieder die AUA buchen. "Jeder ist seines Glückes Schmied", meinte ihr Mann zum Streit um die Pilotengehälter. Er sieht Proteste gerade im öffentlichen Verkehrswesen schon problematisch.

2.100 Mitarbeiter vom Zwangsumstieg betroffen
Vom Zwangsumstieg des Flugbetriebs auf die Tochter Tyrolean sind nach AUA-Angaben (Stand Ende April) knapp 600 AUA-Piloten und rund 1.500 Flugbegleiterinnen betroffen. Sie werden als Neueintretende in der Tyrolean behandelt. Bei Tyrolean sind derzeit 440 Piloten und 500 Flugbegleiterinnen angestellt.

Für Piloten, die nach dem AUA-Alt-Kollektivvertrag entlohnt wurden, sind damit die stärksten Einbußen verbunden. Die Co-Piloten haben weniger zu verlieren, am wenigsten die Flugbegleiterinnen. Es geht bei dem Schritt nur um den Flugbetrieb, das Bodenpersonal bleibt bei der AUA angestellt.

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