Doch keine Wende

Brindisi-Anschlag: Verdächtiger nach Verhör wieder frei

Ausland
22.05.2012 09:37
Im Rahmen der Ermittlungen zu dem Bombenanschlag vor einer Modeschule im süditalienischen Brindisi ist am Montag ein Verdächtiger verhört worden. Der 45-jährige Mann, der 200 Meter vom Anschlagsort entfernt wohnt, durfte danach wieder gehen. "Wir haben niemanden festgenommen, wir haben lediglich einen Mann befragt", so ein Staatsanwalt.

Medienberichten zufolge war der Mann aufgrund von Bildern von Überwachungskameras ausgeforscht worden. Auf den Aufnahmen, die am Montag veröffentlicht wurden, ist ein Mann mit unklaren Gesichtszügen und zurückgekämmtem Haar in dunkler Jacke, beiger Hose und Sportschuhen zu sehen (Bild). Die Aufnahmen zeigen, wie der rund 50-Jährige die Ankunft eines Schulbusses vor der Morvillo-Falcone-Berufsschule beobachtet, auf ein Handy oder eine Fernbedienung drückt und damit vermutlich den aus Gasflaschen gebastelten Sprengsatz auslöst.

Ob es sich bei dem Befragten um den Gesuchten handelt, wurde nicht bekannt. Laut Staatsanwalt handelte es sich um Routinekontrollen, um das Alibi des Verdächtigen zu überprüfen, sowie um DNA-Tests.

Ermittlungen auch im Pädophilen-Milieu
Nachdem sich der Mafiaverdacht nicht erhärtet hat, vermuten die Ermittler, dass sich der Einzeltäter mit seinem Anschlag gegen die Schule rächen wollte. Daher wurde das Personal der Modeschule befragt. Laut einem Medienbericht könnte es sich auch um einen Pädophilen handeln. Mit dem Anschlag könnte er sich gerächt haben, weil ein Mädchen seine Annäherungsversuche zurückgewiesen habe, berichtete die Zeitung "Sole 24 Ore" am Montag auf ihrer Internetseite. Nach Informationen von "La Repubblica" vernahmen die Ermittler in der Nacht zum Montag zudem einen Gasflaschenhändler, der verdächtigt wird, dem Täter geholfen zu haben.

Beobachter vermuteten anfangs wegen des Namens der Berufsschule einen Zusammenhang mit der Mafia. Die Schule ist Francesca Morvillo Falcone, der Ehefrau des bekannten Mafia-Jägers Giovanni Falcone, gewidmet. Sie starb mit ihrem Mann und drei Leibwächtern vor fast genau 20 Jahren bei einem Anschlag unweit von Palermo. Ermittler erklärten jedoch bald, es sei unwahrscheinlich, dass die in der Region um Brindisi aktive Mafia-Organisation Sacra Corona Unita auf ihrem eigenen Territorium Minderjährige töte.

Bei Anschlag getötetes Mädchen beigesetzt
Indes wurde am Montag die 16-jährige Schülerin Melissa Basso beigesetzt, die bei dem Anschlag getötet wurde. Ihre mit weißen T-Shirts gekleideten Schulfreundinnen ließen auf dem Platz vor der Kirche in Melissas Heimatort Mesagne Luftballons aufsteigen. An der Trauerzeremonie (Bilder) nahm auch Regierungschef Mario Monti, der frühzeitig den NATO-Gipfel in Chicago verlassen hatte, teil. Begleitet wurde der Premier von drei Ministern seines Kabinetts.

Über 700 Menschen versammelten sich in der Kirche von Mesagne um den Vater des Opfers. Die Mutter der getöteten Schülerin war nicht anwesend. Die schwer geschockte Frau war ins Spital eingeliefert worden, nachdem sie vom Tod ihrer Tochter erfahren hatte. Das Begräbnis wurde vom Erzbischof von Brindisi, Rocco Talucci, zelebriert. Bürgermeister von Brindisi Cosimo Consales erklärte: "Unsere Gemeinschaft hat mit Stärke auf diesen gewaltsamen Angriff reagiert."

Schwerverletzte auf dem Weg der Besserung
Inzwischen besserte sich der Zustand der vier Schülerinnen, die beim Anschlag schwer verletzt worden waren, leicht. Eine schwer verletzte Schulkollegin des Opfers habe laut den Behörden bereits auf Fragen der Ermittler geantwortet.

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