Bis 150 € für Tickets

Buddhistische Lehre durch Dalai Lama in Klagenfurt

Österreich
18.05.2012 14:21
Die Sonne scheint auf das Messegelände Klagenfurt, wo der Dalai Lama am Freitag und Samstag Vorträge mit buddhistischen Belehrungen abhält. In kleinen Grüppchen, zu zweit, zu dritt, spazieren die zu Erleuchtenden in Richtung der Halle 5, wo der Einlass ist. Jetzt gilt es entspannt und aufnahmefähig zu sein. Immerhin mussten für die Tickets bis zu 150 Euro hingeblättert werden.

Security Check. Eine Schlange für die Frauen, eine für die Männer. Alles ganz relaxed. "Bitte darf ich in die Tasche schauen?" Die junge Frau ist sehr höflich. Bevor sie mich abtastet fragt sie, ob ich etwas bei mir habe. Nein. Abgetastet werde ich trotzdem. "Wir haben schon einiges abgenommen, Nagelfeilen, Nagelscheren", berichtet ein Sicherheitsmann stolz lächelnd. Weiter geht es. Die Halle 5 ist ein Markt. An den vielen Ständen wird Buntes, Geschnörkeltes, Exotisches, in Plastik Verpacktes angeboten. Auch Politisches, Unterschriftenlisten. Und viel Schmuck.

Trotz der vielen Menschen ist es recht ruhig in der Halle. Man spricht in gedämpften Ton. Schaut. Staunt. Buddhisten, spirituell Suchende, Neugierige, Mitgeschleifte. Ein Fan von Batikmode blättert in einem Heft über Yoga.

"Thank you for your understanding"
An der nächsten Ecke werden Pepsi und Eistee verkauft. Weiter zur Halle 1. Aus Sicherheitsgründen verboten sind: Mobiltelefone, Fotoapparate, Zigaretten, Koffer, Getränke, Waffen und Hunde - in dieser Reihenfolge. "Thank you for your understanding", steht daneben geschrieben. Einen Stempel gibt es auf die Eintrittskarte und ein rotes Banderl um das rechte Handgelenk.

Tashi Delek. Willkommen. Benvenuto. Im vorderen Teil des Saals, in dem schon der Musikantenstadel feierte, ist eine prächtige Bühne aufgebaut. In deren Mitte steht der Thron für "Seine Heiligkeit". Daneben sitzt auf Polstern ein Tross buddhistischer Mönche, alles hohe Würdenträger, wie man mir erklärt. Im Vergleich dazu sind die Plastikstühle für das Publikum spartanisch.

Kein Fleisch, keine Zwiebeln, keinen Knoblauch
Vor der Bühne haben sich ein paar Frauen die Schuhe ausgezogen. Sie knien sich hin, senken den Kopf zum Boden, beten. Es ist einigermaßen frisch im Saal. Auf Videoleinwänden gibt es eine Einführung. In der Früh, vor den buddhistischen Unterweisungen, soll man kein Fleisch, keine Zwiebeln, keinen Knoblauch essen. Hoppla. Ich hatte Kräuter-Knoblauch-Frischkäse und Schinken auf meinem Frühstücksbrot. Zu spät.

Jetzt macht das Tibetzentrum in Hüttenberg Werbung. Eine unglaublich gelassene, ja ausdruckslose bis gelangweilte Frauenstimme erklärt: "Wir bieten Kurse in klassischem und gesprochenem Tibetisch, traditioneller tibetischer Medizin, traditioneller tibetischer Massage, buddhistischer Philosophie, buddhistischer Religion..." Das Kursprogramm wird beim Einlass ausgeteilt.

Dalai Lama mit schelmischem Blick
Durch die Luft schallen einschläfernde, monotone Männer-Meditationslaute vom Band, unterbrochen von dumpfem, metallischem Klirren. Vor der Damentoilette hat sich eine beeindruckende Schlange gebildet. Plötzlich ist es ganz still, denn "seine Heiligkeit wird in Kürze da sein". Handy ausmachen, Fotoapparate wegpacken. Die Belehrungen werden aufgezeichnet und können danach gekauft werden.

Plötzlich ist es noch ruhiger als zuvor. Die Leute stehen auf. Der lustige, alte Mann kommt zur Seite herein, schaut sich mit dem für ihn typischen schelmischen Blick um. Sein Auftreten wirkt erfrischend, wenn man die steife Art des katholischen Klerus gewohnt ist. Der Dalai Lama begrüßt die Leute und steigt auf die Bühne. Noch immer haben sich die Sesselreihen nicht gefüllt. Etwa 3.500 der 5.000 Sitzplätze sind besetzt, heißt es vonseiten der Security.

"Die eigene Tradition und Religion ist hilfreich"
"Hello, good morning everybody", begrüßt der Dalai Lama die Gäste. Klatschen. Es folgt eine Rede zum Thema Toleranz zwischen den Religionen in Englisch. Ein Dolmetscher übersetzt anschließend ins Deutsche. "Die eigene Tradition und Religion ist hilfreich, aber es ist unmöglich zu sagen, es gibt auf der Welt nur eine Wahrheit, eine Religion - es gibt viele."

Nach dieser Einführung wird erst einmal gebetet, dann geht es weiter. Die Mönche starten einen monotonen Gesang. Der Dalai Lama faltet die Hände und wippt hin und zurück. Das Publikum wirkt recht unbeteiligt. Einzelne haben die Hände gefaltet, die Augen geschlossen. Viele schauen sich um. Dann folgt der Vortrag. Gespickt mit sympathischer Selbstironie spricht der Friedensnobelpreisträger über Religiosität und Frömmelei, menschliches Miteinander, Materialismus und Toleranz.

21. Jahrhundert muss Jahrhundert des Friedens werden
Anschließend fand eine Pressekonferenz in Klagenfurt statt, in der der Dalai Lama erklärte, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert des Friedens werden müsse. Der Friedensnobelpreisträger rief die jungen Menschen dazu auf, sich dessen bewusst zu sein, dass Gewalt keine Konflikte lösen kann, sondern stets nur noch mehr Gewalt hervorbringt.

Die Frage nach der Situation in Tibet durfte bei dem Pressegespräch natürlich nicht fehlen. Wenn er in Indien mit seinen chinesischen Brüdern und Schwestern zusammentreffe, stelle er immer wieder fest, dass diese gar nicht wüssten, was sich in Tibet abspiele. Er verlangte daher, das Rechtssystem in China müsse auf internationale Standards angehoben werden.

"Ich bin nur ein einfacher buddhistischer Mönch"
Auf die Frage, wie er sich selbst nennen würde, gab es eine seiner humorvollen Antworten: "Manche nennen mich Gottkönig, manche lebender Buddha, manche auch Dämon, aber das ist alles Unsinn. Ich bin nur ein einfacher buddhistischer Mönch." Die Untertreibung seiner Selbstbeschreibung ist ihm dabei durchaus bewusst. Dass einige Besucher, denen er die Hand schüttelte, darob in Tränen ausbrachen, dürfte ihm auch nicht zum ersten Mal passiert sein.

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