Krone.at-Test

Mini Cabrio mit 170 PS: vom Brabbeln und Glotzen

Motor
14.01.2009 15:05
Ein paar Zahlen zum Mini Cooper S Cabrio: 15, 7,4, 170, 215, Zusatzzahl 100. Im Klartext: In 15 Sekunden ist das Dach elektrisch geöffnet, in 7,4 Sekunden erreicht man 100 km/h, und wenn man die 170 Pferdchen springen lässt, erreicht man bis zu 215 km/h. Aber auch ohne Höchsttempo beträgt der Fahrspaßfaktor glatte 100 Prozent!
(Bild: kmm)

Im Mini Cabrio fühlt man sich irgendwie ständig beobachtet. Kein Wunder, ist er doch optisch ein echter Leckerbissen. An jeder roten Ampel und erst recht beim Einparken zieht er die Blicke auf sich. Wohlwollendes Blicken bis neidisches Glotzen. Wer beim Autofahren in der Nase bohren will, sollte sich etwas Unauffälligeres suchen.  

Introvertierte Menschen sollten sich auch eher nicht hineinsetzen, sie würden sich schon unwohl fühlen, wenn sie vor dem Losfahren das Verdeck nach hinten gleiten lassen. Doch ansonsten wächst mit jeder der 15 Sekunden, die die Öffnung dauert, die Freude aufs Fahren. Und die wird in jeder Hinsicht erfüllt! 

Ich hatte die Top-Version zum Test. Die erste Tat: Weg mit dem Windschott! Es hält zwar auch bei höherem Tempo den Orkan im Innenraum auf Lüftchen-Niveau, aber das entspricht erstens nicht den 170 PS unter der formschönen Haube noch ist es der herrlichen Optik zuträglich. Zudem verdeckt es die Rückbank, die als Gepäckablage sehr praktisch ist. Mitfahrer möchte man dort übrigens eher nicht platzieren, hinter meinem Fahrersitz dürfte man keine Beine haben. 

Eckenwiesler
Wenn man über ein Auto sagen kann, es liegt wie ein Go-Kart, dann über den Mini Cooper S Cabrio. Wie er um die Ecken wieselt, ist ein Hammer. Übertreibt man es ein wenig, greift das ESP (was in diesem Fall ASC+T heißt) zuverlässig ein. Die serienmäßigen Sportsitze haben den Fahrer dabei so gut im Griff, wie er dieses Geschoss haben sollte. Es ist nur für Menschen mit einem starken Charakter geeignet. Ungezügelte Zeitgenossen werden des Strafmandatzahlens nicht mehr froh. 

Gut gebrabbelt
Wer die ersten der sechs Gänge des fabelhaften Getriebes schnell genug durchschaltet, sieht nach 7,4 Sekunden, wie die Tachonadel die 100 überquert. Doch das zeigt nur unzureichend, wie bissig dieser kleine Wirbelwind ist. Das Gaspedal schreit förmlich „Tritt mich! Tritt mich!“ und der Motor singt förmlich, wenn man dem nachkommt. Geht man dann vom Gas, mischt sich ein akustischer Hochgenuss in das turbinenartige Singen (das soundmäßig an den Mazda RX-8 erinnert): ein herrliches Brabbeln, wie von einem alten englischen Sportwagen. Auch langsames, niedertouriges Dahingleiten im hohen Gang, ist etwas für Feinspitze, dann weicht der hohe Motorklang einem tiefen Brummen, das man im Bauch spürt. 

Cabrio mit Schiebedach
Der Mini ist das einzige Cabrio mit einer Besonderheit im Verdeck: Er hat ein Schiebedach! Klingt seltsam, ist aber eine feine Sache. Der vordere Dachteil lässt sich elektrisch bis zu 40 Zentimeter aufschieben, und zwar nicht nur als schmales Loch, sondern über die ganze Breite! Das funktioniert sogar bei bis zu 120 km/h. Weitergehendes Öffnen nur im Stand. Dass das Verdeck eine beheizbare Glas-Heckscheibe hat, sei nur am Rande begeistert erwähnt. 

Blindflug rückwärts
So praktisch und schön das Verdeck auch ist, wenn es offen ist, liegt es auf dem Heck wie der Turm zu Babel. Sicht nach hinten fällt aus wegen „ist nicht“. Ohne Abstandssensor möchte ich damit nicht einparken. Nicht einmal durch den Innenspiegel sieht man sehr viel, nicht einmal ein Auto, das hinter einem steht. Wohl dem, der gewohnt ist, auch die Außenspiegel zu benutzen. Platz ist mit 3,65 Metern Länge dagegen auch in kleinen Lücken.
 

Das hoch aufbauende Verdeck kommt natürlich dem Kofferraum zugute. 120 Liter passen hinein, wenn das Dach offen ist. Da musste man konzeptbedingt die Sicht dem Laderaum opfern. Mit geschlossenem Dach passen 165 Liter in das recht zerklüftete Fach, doch auch die lassen sich erweitern, denn es lassen sich die (absperrbaren) Lehnen der Rücksitzbank umklappen, was wiederum für 605 Liter Stauraum sorgt (zum Vergleich: in den Kofferraum der neuen S-Klasse passen 560 Liter).  

Noch ein kleines Gemäkel im Innenraum: Der zentrale Tacho, den man aus dem Original-Mini wie auch aus anderen aktuellen Mini-Versionen kennt, ist im Cooper S leider kein Tacho. Auf dem riesigen Rundinstrument befinden sich Einzelanzeigen wie Tankuhr oder Thermometer. So einen Stilbruch hat dieses Auto nicht verdien! 

Nie mehr Reifen wechseln
Sensationell ist die Bereifung des Mini. Er ist serienmäßig mit so genannten Runflat-Reifen ausgestattet, mit denen man, wenn mal die Luft raus ist, noch 150 Kilometer weit fahren kann, immerhin mit 80 km/h. Auch ansonsten ist der Kleine sicherheitsmäßig gut bestückt: Verstärkte Flanken, vier Airbags und zwei über allem thronende Überrollbügel (die leider fixe Kopfstützen integriert haben, die die Sicht versperren) vermitteln ein sicheres Gefühl. 

Apropos Gefühl:
Davon vermittelt der Mini Cooper S Cabrio eine ganze Menge. Die Hormone tanzen, im Bauch kribbelt’s. Und dieses Motor-Brabbeln! Muss ein Auto mehr Spaß machen? Ich meine nein. Nur leisten muss man es sich können. Oder wollen.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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