Selbstbestimmung

Pubertät schlägt zu: Hilfe, mein Kind will ein Piercing!

Leben
25.05.2012 10:07
Für viele Eltern von pubertierenden Teenagern ist die Vorstellung ein Albtraum: ein Stecker in der Nase, ein Ring am Bauchnabel und ein Stift an der Augenbraue. Für viele Jugendliche dagegen ist der Kampf um das Piercing einer um Selbstbestimmung, der daher unnachgiebig ausgefochten wird. Und nicht selten umgangen wird, indem das Piercing heimlich gemacht wird.

Was steckt dahinter?
Oft wird das Thema Piercing durch eine gewisse Gruppendynamik ausgelöst, wenn jemand im Freundeskreis deines Kindes entweder das Thema aufwirft oder selbst gepierct auftritt. Damit ist das Piercing cool und wird zu einem Must-have. Der Wunsch kann aber auch bei deinem Kind auftauchen, weil es den Schmuck selbst als ästhetisch empfindet. Das Piercing wird zum Symbol für Eigenständigkeit und Selbstbestimmung oder ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

Wenn dein Kind mit dem Wunsch nach einem Piercing auf dich zukommt, solltest du dir zunächst bewusst machen, dass das ein gutes Zeichen ist: Es kommt und fragt, statt direkt zum Piercer zu gehen. Damit hast du die Chance auf ein Gespräch. Und die solltest du nutzen. Hinterfrage den Wunsch: Warum will dein Kind ein Piercing? Und welches? Und warum gerade das?

Das Gespräch suchen
Dann bringe deine Einwände auf den Tisch. Geht dein Kind noch zur Schule oder befindet sich in der Lehre, kann es sein, dass sichtbare Piercings zu Problemen führen. Gerade Piercings im Gesicht werden in den meisten Ausbildungsstätten nicht gerne gesehen. Piercings an den Ohren, solange sie mit dezentem Schmuck belegt werden, sind in der Regel kein Problem. Ist es deinem Kind wirklich ernst damit, solltest du versuchen, es dazu zu bringen, das Piercing am Ohr machen zu lassen.

Schwere Gesundheitsrisiken
Viele andere Piercings, etwa in Zunge, Augenbraue oder Bauchnabel, stellen hingegen nicht nur ein gesellschaftliches, sondern vor allem auch ein gesundheitliches Risiko dar. Speziell bei Zungenpiercings ist die bakterielle Belastung für die Stichstelle sehr groß, was bei nachlässiger Nachsorge nach dem Stechen schnell zu starken Entzündungen führen kann. Auch sind Zungenpiercings langfristig eine Gefahr für Zähne und Zahnfleisch. Piercings in Augenbraue oder Lippe hingegen können zu bleibenden Lähmungen im Gesicht führen.

Bei Bauchnabelpiercings ist die Gefahr in erster Linie unmittelbar nach dem Stechen gegeben, wenn sich die Wunde beim Duschen oder durch Schwitzen entzündet. Ist einmal alles ordnungsgemäß verheilt, besteht noch immer die Gefahr des Ausreißens, wenn man mit Kleidungsstücken daran hängen bleibt.

Manchmal werden Piercings auch vom Körper abgestoßen. Die Hautfläche über dem Schmuckstück wird dabei immer dünner und kleiner – zurück bleibt in diesen Fällen eine kleine Narbe. Diese Konsequenzen solltest du deinem Kind ebenfalls klarmachen.

Reif genug für das Piercing?
Die Frage, ob dein Kind reif genug für ein Piercing ist, musst du selbst beantworten. In der Regel kann dein Kind mit 15 bis 16 Jahren die Tragweite dieser Entscheidung wirklich abschätzen. Unter 14 Jahren sollte keinesfalls die Entscheidung für ein Piercing fallen, dein Kind befindet sich noch in einem laufenden Veränderungs- und Wachstumsprozess. Gerade bei kritischen Piercings solltest du dem Wunsch deines Kindes nicht sofort nachgeben – einige Monate Bedenkzeit, um zu zeigen, wie stark und nachhaltig der Wunsch wirklich ist, können nicht schaden. Und kannst du die Entscheidung nicht unterstützen, dann sag deinem Kind das auch. Zeige dich kompromissbereit, aber stecke die Grenzen ab.

Unterstützung anbieten
Ist es deinem Kind wirklich ernst, solltest du es aber dann auch begleiten. Bei minderjährigen Kindern ist ohnehin die Zustimmung des Erziehungsberechtigten erforderlich. Jedoch solltest du auch die Studioauswahl in die Hand nehmen und dich von den Rahmenbedingungen überzeugen. Die Gefahr bei mangelnder Hygiene liegt vor allem in der Ansteckung mit Hepatitis – das Studio sollte daher so aussehen, dass wirklich steril gearbeitet werden kann. Gute Piercer führen weiters ein Vorgespräch mit dem Jugendlichen, um zu klären, ob sich der Teenie über den Vorgang und die Konsequenzen bewusst ist: Schmerzen, Aufwand bei der Nachsorge, mögliche Komplikationen. Auch bei der Nachsorge solltest du deinem Kind zur Seite stehen.

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(Bild: kmm)



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