Neue Anklage droht

Timoschenko soll Mord in Auftrag gegeben haben

Ausland
12.05.2012 10:40
Der in der Haft erkrankten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko droht noch vor Beginn der Fußball-EM eine neue Anklage. Dabei geht es um den Mord an einem ukrainischen Abgeordneten und Unternehmer in Donezk aus dem Jahr 1996, sagte Vize-Generalstaatsanwalt Renat Kusmin in einem am Freitag bekannt gewordenen Interview. Timoschenko soll den Mord in Auftrag gegeben haben.

Die Justiz wolle das Verfahren in etwa zwei Wochen und damit noch vor Beginn der EM am 8. Juni an das Gericht weitergeben. Wie die Internetseite euractive.com meldet, soll es dabei um den Mord an Jewhen Schtscherban gehen. Im November 1996 eröffneten als Polizisten verkleidete Mörder auf dem Flughafen der ostukrainischen Industriemetropole Donezk das Feuer auf Schtscherban und seine Begleiter, als sie gerade aus einem Privatjet stiegen. Schtscherban, seine Frau sowie zwei Besatzungsmitglieder wurden erschossen.

Der Mord wurde nie ganz aufgeklärt. Die ukrainische Justiz befand 2003 zwar mehrere Männer für schuldig, die Tat begangen zu haben, aber bis heute ist es ein Rätsel, wer ihr Auftraggeber war. Jetzt will die Staatsanwaltschaft Timoschenko dafür vor Gericht stellen.

"Europas Vertrauen in die Ukraine nimmt ab"
Unterdessen bekam die Ex-Regierungschefin am Freitag Besuch von der litauischen Präsidentin Dalia Grybauskaite (Bild). Grybauskaite bezeichnete den Zustand der 51-Jährigen als gut, zugleich warnte sie jedoch nach dem Treffen mit Timoschenko in einem Krankenhaus von Charkiw die Führung in Kiew: "Europas Vertrauen in die Ukraine nimmt ab." Grybauskaite betonte, die europäische Perspektive der früheren Sowjetrepublik hänge auch davon ab, inwieweit Timoschenko das Recht auf angemessene Behandlung gewährt werde.

Die Ex-Regierungschefin wird seit ihrer Verlegung vom Gefängnis in Charkiw rund 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Kiew am Mittwoch vom Berliner Neurologen Lutz Harms betreut. "Sie befindet sich in einem guten Zustand, wenn man berücksichtigt, dass sie aus einem 20-tägigen Hungerstreik kommt", sagte Grybauskaite. Allerdings habe Harms mit Besorgnis gesagt, dass die Inhaftierung ein Hindernis bei der Gesundung darstellen könne.

Staatsanwalt traf deutsche Abgesandte
Unterdessen versucht die Ukraine, die Wogen zu glätten. Zu Konsultationen mit Abgesandten der deutschen Bundesregierung traf sich Generalstaatsanwalt Viktor Pschonka in Kiew. Die Ukraine danke Deutschland für ihren Anteil an der ärztlichen Behandlung von Timoschenko, sagte Pschonka bei dem Treffen mit Kanzlerberater Christoph Heusgen und Staatssekretärin Emily Haber. Der Staatsanwalt hatte bereits vor einigen Tagen den EM-Boykott hochrangiger EU-Politiker sowie der EU-Kommission als "vorschnell" bezeichnet.

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